Mittwoch, 17. Juli 2024

The green reverse

 

Und dies ist das Profil der Mille Miglia !


460 Starter sind gemeldet- darunter 107 Italiener.


Una randonnèe che unisce
tutto il mondo
 

 

 
Bei diesem Motto ist der Randonneur Ostholstein gerne dabei.


Mittwoch, 10. Juli 2024

SiciliaNoStop

 

No Stop!?

Gemeint ist natürlich die Zeit, die Uhr, die niemals anhält. Der Fahrer stoppt, so oft, wie es für ihn sinnvoll erscheint. Brevet- Modus nennen wir das auch. Ein schöner Name für eine Tour mit dem Rad rund um Sizilien gegen den Uhrzeigersinn und auch gegen die Uhr. Es gibt Zeitlimits, die eingehalten werden müssen, wenn man als Finisher gewertet werden will und man sollte die Zeit schon im Auge behalten- ich habe zum Beispiel auf meinem Garmin den Brutto - (Gesamt-) Schnitt auf der ersten Seite.

Foto-Stopps versuche ich möglichst gering zu halten aber manchmal muss auch das sein, zum Beispiel, wenn ich eine alte Ziegelei sehe.....

 

(Erinnerung an 2011)

Die Strecke ist flach, bis auf den Anstieg zum Ätna- zumindest sagen das die Veranstalter und auch das Profil, wenn man es im Gesamten ansieht:


"Flach" ist eben relativ......

Und nun zu meinem Erlebnis "SiciliaNo Stop":

Ich hatte, wie immer, meine Teilnahme im Bekanntenkreis angekündigt; Stephan und Jochen wollten auch starten- Klaus dieses Mal nicht.

Schnell stand auch fest, wir wollten unseren Italien- Urlaub auf Sizilien verbringen. Angela fand dann auch ein Rennen für uns- Giro della Sicilia- in 5 Etappen und der Start wäre 3 Tage nach dem Brevet und der Startort ist in Brolo. Schnell stand dann auch fest, unsere Ferienwohnung in Capo d'Orlando zu suchen- strategisch günstig, denn dieser Ort liegt auf dem Track des Brevets bei km 340. Um die erste Übernachtung musste ich mir also keine Gedanken mehr machen.

Start in Siracusa an der Ostküste morgens um 6 Uhr. Stephan hatte eine FEWO organisiert, nahe dem Startort. Der Bahnhof war auch nur 5 Minuten entfernt.

Wir trafen uns noch mit Jochen und Moni in einer Pizzeria und wir kamen nicht so pünktlich ins Bett, wie geplant. 

Stephans Frühstück


Start in der Kaserne in Siracusa- schnell weg hier!


Der scharfe Start erfolgte erst, nachdem wir uns am Piazza Duoma in das Kontrollsystem  eingeloggt hatten. Dazu mussten wir unseren Standort und den QR- Code an whatsapp schicken.


Und so sah das dann auf dem Handy meiner sportlichen Leitung aus:


Bevor es richtig los gehen sollte, fuhren wir also noch eine Runde über die Altstadt- Insel Ortigia. Ein schöner Start im krassen Gegensatz zu den Industrieanlagen und Raffinerien etc., die zum Landschaftsbild zwischen Siracus und Catania gehören. Zügig kamen wir auf diesem ersten Abschnitt voran. Es war auch überwiegend flach. Catania war schnell durchfahren, es folgten einige kleine Anstiege bis zum New Bellavista in Acireale, dem ersten Punto di Controllo. Am Start hatte wir ein kleines Heftchen bekommen mit Verzehrgutscheinen- hier sollte es Cornetto e Caffe'  geben- zusätzlich an jeder Kontrollstelle gab es Wasser von einem Sponsor.

Ich nahm das Cornetto con Pistacchio auf Stephans Empfehlung und das war richtig lecker. Außerdem aßen wir unsere Arancini con Spinaci, die wir am Vorabend noch besorgt hatten. 

Diese traditionelle Reisgericht ist die perfekte Ernährung für den Randonneur! 


Nun folgte der ersehnte Anstieg zum Refugio Sapienza- 39 km und 1900 Höhenmeter bergauf. 

Es ist der wohl bekannteste Anstieg, die Südanfahrt von Nicolosi, die auch bei quäldich.de beschrieben wird. Ich muss sagen, dass ich den Pass, aufgrund der Beschreibung dort und von dem was Salvatore Giordano (Toto) schrieb, deutlich unterschätzt habe. Aber es war ein schöner Anstieg mit einer einzigartigen Landschaft. Unterwegs treffe ich Renato und wir stellen fest, dass wir zusammen die Grand Tours der italienischen Brevet- Serie (Mille Miglia, 999, Alpi4000 und Trans Alp Rando)  gefahren sind- uns aber bisher nicht kennengelernt haben.

13:13- also ca. nach 3 h komme ich endlich am Refugio an. Es ist inzwischen sehr heiß geworden und ich suche einen Schattenplatz. Der Platz gleicht einem Rummelplatz ähnlich , wie man es oben am Stelvio Pass kennt.

Stephan kommt etwas später- ihm hat die Hitze wohl ordentlich zugesetzt. Wir trinken gemeinsam eine sizilianische Cola, bevor ich mich als Erster in die Abfahrt stürzen will. Doch diese ist leider aufgrund der sehr schlechten Beschaffenheit eine Enttäuschung. Dennoch genieße ich natürlich das Hinunterfahren obwohl ich oft bremsen muss. Ich überhole noch einige Autos und einen Bus, das macht auch Spass.


In Giarre unten angekommen, führt die Strecke wieder auf der Küstenstraße Richtung Messina. Das Profil ist nun wellig- alte Lavaströme müssen überquert werden.

Wir haben nun ordentlich Rückenwind. Vorbei an dem wohl bekanntesten Küstenort Taormina führt die Strecke immer gen Norden entlang der Küste. Ich bin alleine unterwegs, stoppe nur einmal, um etwas zu essen in einer Pasticcheria am Straßenrand, bis ich, schon kurz vor Messina, auf eine kleine Gruppe stoße.

Gemeinsam crossen wir durch den Feierabendverkehr. Wo sich eine Lücke auftut, da fahren wir durch, in den Gegenverkehr, dann wieder rüber auf rechts und manchmal passt der Lenker gerade mal zwischen zwei Außenspiegel.

Niemand regt sich auf oder hupt- normal ist das hier. Ich folge der Linie eines Sizilianers. Er beherrscht das Stadt- Crossen besonders gut- und ich kann folgen. Manchmal jedoch geht hinter ihm die Lücke zu und ich muss mir eine andere suchen. 

Vom Refugio bis zur Pasticcheria Messina sind es 105 Kilometer, die vergehen quasi wie im Flug.  

Es ist nun schon früher Abend- ich will eigentlich nicht lange stehen- auch keine Pasta. Ich esse ein großes Eis und als ich schon weiter will, kommt Stephan an.

Es sind jetzt noch gut 100 Kilometer bis zur FEWO; Stephan will auch dort übernachten und so fahren wir nach Stephans Portion Pasta- ich esse ein zweites Eis- gemeinsam weiter.

Nach weiteren 10 Kilometern Rückenwind ist die Spitze der Ostküste, bzw. der Straße von Messina erreicht; von nun an folgen wir der nördlichen Küstenstraße ca. 350 km gen Westen bis Trapani. Die Windvorhersage hatte kräftigen Westwind für den morgigen Tag angekündigt- doch zunächst kam dieser noch kräftig aus Süden, das heißt er stürmte die Täler hinunter zum Meer. Da wir diese Täler queren mussten, hieß es zunächst gegen den Wind talaufwärts, wobei wir fast zum Stehen kamen- auf der Brücke mussten wir den Lenker gut festhalten, um nicht von dieser herunter gefegt zu werden. Talabwärts dann Sturm im Rücken, vorbei wir schnell auf über 40 km/h kamen.


Und so ging es von Tal zu Tal. Manches Mal hatte ich ein mulmigen Gefühl- vor allem, wenn große abgebrochene Äste auf der Straße lagen. Später öffnete sich die Landschaft und der Sturm legte sich.

Wir halten nach ca. 50 Kilometern kurz hinter Barcellona an einem Grill- Restaurant. Dafür wollen wir in Patti Marina, dem 4. Kotrollpunkt, nicht lange stehen und bis Capo d'Orlando durchfahren. In Patti gibt es Schlafmöglichkeiten und den 1. Bagdrop und vorher muss noch ein ordentlicher Anstieg bewältigt werden.

Ca. 00:30 sind wir an der Ferienwohnung- Ankunft um Mitternacht, wie angekündigt, war nicht zu schaffen- zu viele Anstiege hatte diese flache Küstenstraße. 

In der Ferienwohnung fanden wir den Tisch, wie durch ein Wunder, gedeckt.


340 Kilometer, also ein Drittel der Strecke war geschafft. Duschen, essen und nach Bett und möglichst viel schlafen.

Kurz vor Sonnenaufgang saßen wir wieder auf dem Rad, als eben eine kleine Gruppe vorbei fährt. Wir hängen uns da erst einmal rein.

Nur 45 Kilometer später, in St. Stefano in der Bar da Franco, bekommen wir dann unser zweites Frühstück - Cornetto e Caffe' . Ein schöner Platz hier- wir nehmen uns die Zeit diese Pause zu genießen. St. Stefano ist eine Töpferstadt.

Bis hierher hatten wir nicht das gleiche Tempo- ich fuhr alleine - Stephan fand eine Gruppe und kam nur wenige Minuten später an.

So war es auch auf den nächsten 70 Kilometern- in Termini Imerese wollten wir uns wieder treffen. Doch zunächst ging es von der Küstenstraße auf der Serpentina Paolo Balsamo steil bergan. 

(80 Hm auf 1 km) Und das in der Mittagshitze. Da kam das schattige Cafe auf dem Piazza Duomo gerade recht. Auch hier kam Stephan nur wenige Minuten später, so dass wir gemeinsam Kaffee und kühlende Getränke bestellten.


Noch 48 Kilometer bis Palermo. Ich bin gespannt. Kurz vor der großen Stadt fahren wir auf eine kleine Gruppe auf. Wir fahren zunächst immer direkt an der Küste entlang- links und rechts kleinere Häüser, wahrscheinlich Fischerhäuser- es riecht nach Fisch, Müll, Abgasen.....Wenn ich zunächst wieder auf einen Stadt- Cross ala Messina gehofft hatte, wurde ich enttäuscht. Großstadtdschungel. Die Gruppe verlieren wir dann schnell wieder und als die Straße ansteigt auf immerhin 75 m bin ich wieder alleine, jedoch der nächste Kontrollpunkt ist nicht mehr weit- fast schon außerhalb Palermos an einer Ausfallstraße. 

Route 11 ist ein Cafe/ Restaurant an einer Tankstelle. Draußen heiß- drinnen voll, wir lassen uns Zeit, regenerieren etwas bei einem Nudelgericht aus der Aluschale und hinterher ein Eis.

Es ist ca. 14 Uhr und wir haben die Hälfte des Brevets geschafft. Angela ist von Capo nach St. Stefano gefahren und macht in der Bar da Franco Mittagspause- sie schickt mir ein Foto von ihrem Nudelgericht und es ist leicht rechteckig angerichtet und gleicht doch sehr unserem- nur auf einem Teller. 

Den ganzen Tag hatten wir kräftigen Gegenwind- Angela freut sich auf die Rückfahrt- wir jedoch haben noch ca. 100 km bis Trapani an der Westküste.

Diesen Punkt, wo der Wind hoffentlich etwas günstiger für uns sein würde, sehnte ich nun langsam herbei. Und das Profil bis dorthin glich einem Klassiker- Profil, ein ständiges Auf und Ab zunächst an der Küste entlang (mit schönen Ausblicken- das Blau des Meeres ändert ständig seine Farbe...) und dann verlassen wir die Küste, schneiden etwas ab, weil es im Norden keine durchgängige Straße gibt. Das bedeutet 3x auf über 200 m bis Buseto Palizolo und noch einmal auf 270 m bevor wir nach Trapani also an die Küste kommen. 

Die Bar Macao liegt an der Straße mitten im Nichts und hat leckere Erdbeer- Törtchen, wie auf den Google- Fotos zu sehen. Ich esse mehrere davon.

In Trapani macht der Track eine kleine Stadtrundfahrt. Es riecht stark nach Ruß, bzw. Abgasen und als wir dem Hafen näher kommen, sehen wir auch warum: Mehrere Traumschiffe liegen hier- offensichtlich mit laufenden Motoren. Ein Traum!

250  Kilometer Gegenwind- unser Tagewerk. Nun im Dunkeln fährt es sich  deutlich leichter- die Straßen flach und gerade- der ständige Druck auf die Pedale ist jetzt weg und wir merken, was wir geleistet haben. In Marsala halten wir spontan an einer Pizzeria mit Holzofen. Wir setzen uns auf eine Bank davor, warten während der Pizzabäcker seine Arbeit tut und unterhalten uns mit dem Chef. Ich möchte einen Wein dazu trinken- doch den gibt es leider nicht.

In Mazzara, 22 km weiter, hat Stephan mich plötzlich verloren. Der Grund- ich hatte spontan vor einer Vinaria angehalten und trank nun Wein aus einem Plastikbecher, den mir der Weinhändler aus einer Plastikflasche eingeschenkt hatte. Sein Kumpel versuchte mir einen alten NSU auf seinem Handy zu zeigen- beide hatten offensichtlich schon länger dort gestanden und den Wein probiert. Große Holzfässer waren in seinem Laden zu sehen. Natürlich musste ich auch einen zweiten Becher probieren von dem Wein, den ich sehr lecker fand.

Noch 39 km bis Selinunte, wo wir schlafen wollten. Leider fuhren wir wieder von der Küste weg und es wurde wellig. Müde und etwas kraftlos sehnten wir unserem Schlafplatz nun entgegen.

Den QR- Code zum einloggen müssen wir suchen !? ein Scherz des Veranstalters, wie uns ein Mitfahrer sagt, den ich jetzt gerade gar nicht lustig finde. Der Eingang, die Lobby des Hotels, überall liegen Randonneure und das finden Touristen, die hier um 1 Uhr nachts aus dem Bus geworfen werden und mit ihren großen Koffern  ankommen, auch nicht lustig. Ich schon. Wir finden den QR- Code auf dem Dach des Hotels. Dazu fahren wir mit dem Aufzug in den 4 Stock und klettern eine kleine Treppe hoch.

Anschließend können wir uns endlich für die Nacht fertig machen. Es gibt keinen organisierten Schlafplatz für uns hier- ich finde direkt neben dem Eingang eine große, bequeme Coach, auf der Stephan und ich beide, der Länge nach, drauf passen. Viel Zeit bleibt nicht bis Sonnenaufgang- ich schlafe  wahrscheinlich sofort ein.

Kurz vor Sonnenaufgang werde ich wach. Habe gut geschlafen. Überall liegen jetzt hier in der Lobby Randonneure oder sind im Kommen oder Gehen. Nur ein paar Schritte bis zur Bar. Erstmal einen Dopio für Stephan und mich.

Packen, Zähne putzen und aufs Rad- noch vor Sonnenaufgang. Letzte Tagesetappe heute, ca. 280 km Richtung Süd-Westen, also hoffentlich mit dem Wind, denn der sollte sich erst gegen Ende des Tages auf Süd drehen. Lustvoll starte ich in den Tag.

Die Strecke bis Sciacca ist dann auch richtig schön- wellig führt diese auf kleinen Nebenwegen durch ländliches Gebiet. Fruchtbar scheint es hier zu sein- sehr grün hier zu dieser Jahreszeit. Freilaufende Hunde gibt es einige und einer begleitet uns einen ganzen Anstieg lang....Ich behalte ihn gut im Auge- er bleibt friedlich, bellt nicht einmal.

In Sciacca (km35) halten wir an der ersten Bar. Hier frühstücken wir ausgiebig- Cornetti, Caffe, Cornetti- Caffe....

Die Bar liegt auf Meereshöhe und, um auf die SS115 zu gelangen, müssen wir durch den Ort auf engen Straßen 50 Hm steil bergauf. Einbahnstraße und Baustelle können mich dabei nicht aufhalten. Wieder ein netter Stadt- Cross, bevor wir nun die SS115 bis hinter Gela, also für 160 km nicht mehr verlassen. 

Diesen Streckenabschnitt hatte ich mir anders, schöner vorgestellt.

Und das sieht dann so aus:

 


Breite Straße, viel Landschaft links und rechts, Plantagen und kaum Ausblicke aufs Meer. 

Der Brevet bekommt jetzt einen ganz anderen Charakter. Passend dazu ein

Tankstellenstopp irgendwo entlang der Strecke.....

Bis zur Agora Bar bei Agrigento sind es knapp 100 Tageskilometer.

Hier lösen wir nicht unseren Gutschein ein, sondern suchen ein Restaurant. 

 

Es ist noch nicht ganz Mezzogiorno und das Restaurant hat gerade geöffnet. Wir bestellen eine Pizza "per tre", eine Familienpizza und , weil die Zubereitung dauert, bestelle ich vorab einen riesigen Burger als Vorspeise.

 

Die Familienpizza ist dann tatsächlich so groß, dass wir einen Teil davon einpacken für später.

Als wir aufbrechen ist es inzwischen sehr heiß geworden und Stephan will etwas an Tempo rausnehmen. Nun ist es für mich so, dass ich mich nicht trennen will, wenn wir 2/3 eines Brevets zusammen gefahren sind. Wir verabreden also, dass jeder sein Tempo fährt und einen Treffpunkt für die Pausen. Der nächste Stopp soll bei Gela sein und ich finde eine Tankstelle an der Strecke- Wieder eine Tankstelle bei diesem Brevet- wie schön!

Und so machen wir das dann bis Portopalo der letzten Kontrollstelle vor dem Ziel: mal fährt Stephan vor, mal ich und immer verabreden wir den nächsten Treffpunkt.

Und die Abstände bis zu den Pausen werden kürzer....

In Scoglitti: Caffe und Gelato. Stephan fährt schon einmal vor und ich suche noch vergeblich einen Geldautomaten- macht nichts, der Chef winkt ab und die Rechnung bekomme ich geschenkt. Eine halbe Stunde hat Stephan nun Vorsprung und ich den Ehrgeiz ihn bis zum Ortsschild einzuholen. Die Körperspannung ist wieder da. Ein Wasser muss noch durchwatet werden direkt am Strand- dann geht es im Renntempo durch eine interessante Dünenlandschaft. Auch einige freilaufende Hunde können mich nicht aufhalten.

In Marina di Ragusa kommen wir gleichzeitig an- hier machen wir direkt am Hafen eine längere Pause. Es ist schön hier und wir genießen auf einer Bank die aufkommende Abendstimmung. Wir essen die restliche Pizza aus Agrigento und ich hole mir dazu ein Glas Wein aus der Bar gegenüber.

Hinter Pozzallo führt die Strecke zunächst ca. 20 km direkt an der Küste. Wir fliegen mit kräftigem Rückenwind dahin. Obacht müssen wir geben auf die Sandverwehungen.  

Portopalo di Capo Passero, dem südlichsten Punkt der Insel, erreichen wir gegen 22:30. Knapp 60 km sind es noch bis ins Ziel- wir würden also noch rechtzeitig dort ankommen, bevor die Augen zufallen und nehmen uns Zeit für eine weitere ausgiebige Pause. Die Bar und Pasticcheria hat wieder einmal herrliche Törtchen im Angebot und ich esse mich durch das komplette Angebot, weil ich mich nicht entscheiden kann. Dazu noch einen roten Wein- es ist, als ob die Finisher- Party schon begonnen hat.

Weiter Richtung Norden haben wir wieder einen günstigen Wind. Auf halber Strecke wollen dann doch meine Augen zufallen und in Lido di Noto lege ich mich kurz auf eine Bank- kann aber nicht einschlafen. Stephan möchte runter zum Strand- kommt aber sehr schnell zurück- um diese Zeit gehört der Strand den wilden Hunden. 

Bis Syracus ins Ziel zieht es sich jetzt am Ende.

Gegen 2 Uhr erreichen wir die Kaserne- der Empfang ist leider etwas bescheiden.

Da hätte ich Stephan für seinen ersten Super- Brevet etwas mehr gegönnt.

Für die Duschen sollen wir 6 Euro bezahlen- so muss es auch ohne gehen.

Es gibt Waschbecken und gemütliche Sofas- morgens geht mein Zug zurück nach Capo. Stephan kann etwas länger schlafen und holt Ana später vom Flughafen ab.

Jochen ist natürlich längst im Ziel und ist mit 51h 4. Finisher.

Wir haben in knapp 68 h viel erlebt und im Nachhinein betrachtet, sind es die Stopps, die diesen Brevet geprägt haben.

No-Stopp gilt eben nur für die Uhr. Die Maximalzeit lag im Übrigen bei 75 h und  wir im Mittelfeld.

Nach nur drei Tagen Regeneration sind Angela und ich dann bei Girodellsicilia gestartet- aber das ist eine ganz andere Geschichte.


 


 










Donnerstag, 2. Mai 2024

Weggefährte seit 2003, meinem ersten PBP Jahr

 

Stefan am Start der 999 am Circo Massimo, Rom


Weggefährte seit 2003, leider verstorben......



Freitag, 29. September 2023

Mitteldistanz- eenmal wat anners

das PBP- Jahr ist für mich meist ein ruhigeres. Ich finde zweimal ist genug. Es gibt Veranstaltungen, die kann ich immer wieder machen aber das trifft auf PBP nicht zu. Besonders in diesem Jahr ist allerdings, dass Stephan fahren will und ich den Staffelstab quasi an ihn abgeben will....

Aber zur Sache: Nachdem ich die Qualli- Serie gefahren bin, die ich Anfang Juni schon mit dem TransAlpRando 600 abgeschlossen hatte, hatte ich für den Rest des Jahres kein weiteres Ziel, außer die Vorbereitung auf die CX Weltmeisterschaft in Hamburg im Dezember.

Ich wollte dann auch andere Sportarten machen; eins/zwei Volksläufe hatte ich lange nicht gemacht und ein 2,5 km Langstreckenschwimmen, wollten wir als Familientreff nutzen. Dies wäre meine längste Schwimmstrecke.

nach 2,5 km in Norderstedt
Eine Mitteldistanz (Triathlon) zu machen, hatte ich mir vorgenommen, nachdem ich 2022 die Radstaffel in Schleswig gemacht hatte. Zusammen mit Alex- doch wir fanden keinen gemeinsamen Termin, der uns zusagte oder sie waren so unverschämt teuer....

Alex machte das dann alleine und ich verzichtete großzügig.

Die Läufe liefen ganz gut- ich hatte mich ein bisschen vorbereitet und das Schwimmen war auch gut. 

Daneben hatte auch beim Sling-Training etwas für Rücken, Schulter, Stabi gemacht und mit dem Klettern bin ich auch wieder angefangen.

Der einzige der wirklich fit für PBP ist, fand Klaus bei einer Ausfahrt nach Boltenhagen kurz davor.

Dann fand Angela Ende August die Ausschreibung zum Schleswig- Holstein Triathlon- eine Mitteldistanz der besonderen Art:

1,5 schwimmen in Schilksee, 108 km Radfahren nach Husum und dort hinter dem Deich 16 km Laufen. Und, weil die Radstrecke nicht gesperrt werden kann, alles ohne offizielle Zeitnahme.

Wie für mich gemacht! Der Preis- naja- mit 85 € schon teuer und eine SHTU- Tageslizenz braucht man auch noch- wozu eigentlich.....

Das einzige Problem sah ich darin, morgens um Acht in die Ostsee zu springen und das Mitte September, wo die durchschnittlichen Temperaturen bei 16 ° C liegen.

Ich probierte dann tatsächlich Angelas Neo an- der passte- und fing auch wieder an zu Laufen, was ich nach dem 10er in Neustadt Anfang August wieder aufgegeben hatte.

Einen Probe- Triathlon machte ich, wobei es mir in erster Linie darum ging, einmal an die geforderte Lauf-Distanz heran zu kommen: 600/ 15 km MTB/ 15 km Crosslauf Rund um den Kellersee.

Anfang September wurde das Wetter noch einmal richtig sommerlich und das Hoch hielt sich, so dass die Temperaturen mit knapp 19 ° in der Ostsee ungewöhnlich hoch waren. Sehr gut- ich würde also ohne Neo schwimmen können. Ich hatte es einmal probiert, was gut ging- jedoch hatte ich gelesen, dass der Auftrieb beim Brustschwimmen hinderlich sein soll.

So fuhr ich also am Sonntag früh mit dem Auto zum Olympia- Zentrum- mit dem Zug und Rad anreisen, wäre zu weit gewesen. Ich wollte das Auto dann stehen lassen und mit dem Zug zurück. Es gab zwar auch einen Busshuttle, den wollte ich nicht nutzen, um im Zug nach dem Triathlon meine Ruhe zu haben.

 

 


Dort angekommen, ging gerade die Sonne auf und ein schöner Tag kündigte sich an. Das Wasser war komplett flach, obwohl das Profil einige Höhenmeter beim Schwimmen versprach.....

Wie man auf dem Bild sieht, bin ich ohne Auflieger gefahren. Meine Schmerz- Erfahrung nach der 90 km-Radstaffel in Wilhemlmshaven noch Tage später waren mir eine Lehre. Und auch, dass ich mich nicht mehr zu den Schuhe hinunter bücken konnte.....

Außerdem sieht man bei genauem Hinsehen auch eine dritte Flasche hinter dem Sattel. Aber nur so hoch, dass ich über den Sattel absteigen kann. Ich wollte also nicht anhalten bei den Checkpoints, wo es auch, "wie bei einer RTF" Verpflegung geben sollte.




Vor dem Start das übliche Gewusel in der Wechselzone. Die Stimmung war gut, wie auch der Sprecher betonte bei der "Wettkampf"- Besprechung. "Ungewöhnlich gut" und er fragte sich, ob es wohl daran liegen könnte, dass es keine Zeitnahme gibt.

Eine Zeitnahme, also ein Rennen, kann wohl deshalb nicht stattfinden, weil man die Strecke nicht sperren kann, das Radfahren also "wie eine RTF gefahren wird".

Trotzdem gab es ein Zeitlimit für das Schwimmen (??). Deshalb wollte ich möglichst direkt nach dem Start (8:30) ins Wasser, denn ich hatte Bedenken, es könnte eng werden. Es gab einen "Rolling- Start" innerhalb eines Zeitfensters von einer 1/2 h und ein Limit von einer 3/4 h aber keinen Transponder o.Ä. (??)

Ich dachte jedenfalls, es könne nicht schaden gleich nach dem Start ins Wasser zu springen. Es ging gut-klar viele überholten mich aber dank des Rolling- Starts hatte ich immer andere Schwimmer um mich herum und hinter mir. Am Ende dachte ich doch, es reicht langsam und als ich aus dem Wasser lief, fragte ich jemanden nach der Uhrzeit: 9:06. Gute Zeit dachte ich. In der Wechselzone standen noch viele Räder. Als erstes das Garmin einschalten, damit es die Satelliten findet !. im Wasser fiel mir ein, dass ich das vergessen hatte, was ich vor dem Start machen wollte- auch die Wärmesohlen in die Schuhe legen.....Ich fror jedoch nicht und als ich nach 6 Minuten auf dem Rad saß, konnte ich den Track auf dem Garmin sehen und aufzeichnen.


Die Radstrecke war klasse! Wenig kleine Straßen- oft bekannt; zum Beispiel vom Brevet 333 von den Nortorfern. Es jetzt beim Radfahren lief es gut. immer wieder saugte ich mich an vor mir Fahrende heran und konnte überholen. Der Schnitt pendelte sich langsam ein- nun galt es diesen zu halten. Auch Gruppen die als Team kein Windschattenverbot hatten, konnte ich überholen. Schnell war dann auch schon Großwittensee erreicht. Am Checkpoint hielt ich nicht- drehte nur schnell eine Runde auf dem Platz und rief meine Startnummer zu. Alle Kreuzungen waren von Helfern abgesichert, so dass ich nie wirklich stark bremsen musste. Auch Manni und Margit waren als Streckenposten da, die ich freudig begrüßte.

Zweiter Checkpoint war Bergenhusen und auch dieser war bald erreicht nach dem kleinen Anstieg. Auf dem dritten Abschnitt bis Husum merkte ich müde Arme (vom Schwimmen) und das Halten wurde langsam anstrengend. Ungefähr ab der zweiten Hälfte habe ich dann auch kaum noch jemanden überholt- nur einige Fahrer auf Zeitfahrmaschinen fuhren mal vor - mal hinter mir, je nach Streckenprofil. In Husum war eine Bahnschranke geschlossen und wir mussten eine Unterführung nutzen, wo ich in Crosser-Manier wieder überholen konnte. In der Baustelle noch lag ich vorne, jedoch folgte noch eine lange Gerade hinaus zum Deich. 

 

Ich war beeindruckt, nachdem ich das Rad weggehängt hatte, bekam ich meinen Wechselbeutel schon angereicht. Ein Helfer hatte wohl meine Startnummer gelesen, nach hinten durchgerufen.....Super Organisation. Wieder brauchte ich ca. 6 Minuten zum Wechseln und ab auf die Laufstrecke....

Ich merkte gleich, die Beine waren hart und taten schon nach wenigen hundert Metern weh. Auch eine leichte Krampfneigung war zu spüren. Oh Weh!

Das konnte hart werden und es wurde hart. Am Wendepunkt fragt ich, nach der Kilometerzahl- wie erst 4? Oliver war immer wieder mal in meinem Umfeld, der sonst eine 4er Zeit läuft aber hier musste er manches Mal gehen. Für die erste Runde benötigte ich ca. 47 " Ich war langsam aber das war mir fast egal, denn ich wollte nur noch ankommen. Ich musste nicht gehen, wie so viele andere- das fand ich gut. Nach der dritten Wende, also nach 12 Kilometern musste ich dann die Fasching- Methode anwenden und teilte mir die Strecke in Abschnitte ein- von Schafgatter zu Schafgatter.

14:32 Uhr war ich dann im Ziel. Boh, das war hart.....


Das Laufen hatte ich deutlich unterschätzt !! Deshalb zu wenig insgesamt das Laufen trainiert, nicht gekoppelt und natürlich beim Radfahren alle Körner verschossen.

Ich bereue nichts- freue mich über das Erreichte und eine gute Zeit auf dem Rad verbracht zu haben.

Splittime : 36"/ 6"/ 3h30"/ 6"/ 1h42"

Angaben ohne Gewähr, denn ich habe ja immer nach der Uhrzeit gefragt.

Nur die Zeit auf dem Rad ist gemessen.

Ein großes Lob an die Veranstalter !!

Es gab Kuchen und Getränke und dann musste ich natürlich noch einmal in die Nordsee springen. Wann kann man schon mal an einem Tag in Nord- und Ostsee baden??

Und bevor ich dann mit dem Zug zurück fuhr, gönnte ich mir noch ein Fischbrötchen, dort, wo ich schon so oft eine Brevet- Pause eingelegt habe.





 






 




Montag, 11. September 2023

Bottecchia auf dem Monte Zoncolan

 "Niemals komme ich damit auf den Zoncolan", hatte ich geschrie(b)en!

 












Ich hatte nicht lange überlegt, als es mit dem Leihrad nicht so richtig klappte. 

Für 100 € konnte ich dieses schöne, alte Bottecchia kaufen. Auf den ersten Blick war bis auf das Hinterrad alles im Originalzustand: Modolo- Kurbel und Bremsen, Campagnolo Rahmen- Schaltung und eine Miche Vorderradnabe und Pedale.

Leider war das Hinterrad ein neueres Shimano mit einem 6-fach Schraubkranz und es hatte einen leichten Höhenschlag.

Ich hatte ein gutes Gefühl bei dem Kauf, zumal der Händler sehr freundlich war.

Wir waren dann noch bei einem anderen Händler und anschließend bekamen wir Hunger. Wir fanden die Osteria della Pace um die Ecke pünktlich Mezzogiorno.  Nachdem wir einen Platz bekommen hatten lief ich los , um das Bottecchia zu kaufen. Musste sein.

Den Sattel, ein harter Knochen, habe ich natürlich gleich ausgetauscht gegen den mitgebrachten Terry. Es wurde also gleich am Abend geschraubt und das Rad für mich passend gemacht. Angela hatte sich bei Decathlon Rent ein Rad geliehen und so konnte wir gleich am Dienstag unsere erste Probefahrt machen.

Lenker und Bremsen musste ich so verstellen, dass ich vernünftig greifen konnte.

Dies würde allerdings bedeuten, dass ich nur im Unterlenker fahren würde, außer vielleicht bergauf. Natürlich war der Rahmen zu groß.

Vorsichtshalber tauschte ich vorne die Bremsklötze gegen neue aus, denn die alten waren noch im Originalzustand.

Am Ende unserer ersten flachen Probefahrt zur historischen Stadt San Vito al Tagliamento war ich zufrieden. Fahrbar das Rad. Es rollte gut. Klar die Sitzposition war nicht optimal bei dem langen Oberrohr aber naja- für die zwei Wochen würde es gehen. In San Vito tranken wir ein Glas Centrifughe auf dem Piazza del Popolo.

Gegenüber am Duomo stieg ein hoher Geistlicher aus einem lila Jaguar.

Und auf der Rückfahrt die erste Gravelpassage, flach zwischen Weinfeldern.
 

 

 

 

 

 

 

 

 Die zweite Ausfahrt sollte noch flach sein. Ich wollte sicher auf dem Rad sein, bevor ich in die Berge fahre. Nur ein kleiner Test hoch zum Castello di Polcenigo !?

Auf halben Weg , noch asphaltiert, hatten wir einen schönen Blick auf den Platz mit dem Brunnen und dem Cafe, wo es den besten Kuchen gab. Anschließend ging es steil bergan auf groben, nassen Pflaster, wo ich zum ersten Mal die Übersetzung testen konnte. Schrieb ich schon, dass das Botecchia eine Heldenkurbel besaß- also 42/28 war  die minimale Kettung. Die letzten Meter waren nicht mehr fahrbar- so steil.....Danach allerdings stieg ich nicht mehr ab- auch nicht für die Schloßbesichtigung. Die Bremswirkung auf der Abfahrt war ausreichend gut.



 

Eine Schotterstrecke sollte es bei der dritten Ausfahrt werden zur Stadt Spilimbergo, der Stadt mit der weltweit einzigen Mosaikschule. 

Und was für eine Schotterstrecke das war!

Auf der Hinfahrt hatten wir den Fluss Meduna zu durchqueren. Auf der Karte war eine gestrichelte Linie eingezeichnet. Was wir schon aus der Bahn von Udine kommend gesehen hatten, dass sowohl über den Tagliamento wie auch über den Meduna eine lange Brücke ein riesiges Kiesfeld überquert. Was würde uns dort erwarten, eine Art Furt? Würde es überhaupt eine Möglichkeit geben dort hinüber zu kommen oder müssten wir einen großen Umweg zur nächsten Brücke nehmen.
 
 Und würde das Bottecchia dem Schütteltest standhalten?

Schon bald nachdem wir die letzten Vororte von Pordenone verlassen hatten folgten die ersten langen Schotterabschnitte....erst fein, wie auf dem Bild wurden die Straßen und auch der Schotter immer grober. Und vor Allem hörten sie nicht auf. ich fühlte mich gleich sehr wohl- das Bottecchia schien, wie dafür gemacht.

War Ottavio hier auch schon gefahren? Ich konnte es mir vorstellen. 

Als wir dann zum Meduna kamen, erwartete uns eine Schotter- oder besser Kieswüste. Nur unterbrochen manchmal von kleinen grünen Oasen. Fahrbar war dies leider nicht und so schoben wir unsere Räder dem Track entlang. Man konnte sehen, dass hier auch Autos fuhren. Viele Spuren zogen sich durch den Kies- meistens in Längsrichtung. Wir kamen trockenen Fußes hinüber- doch wo ist der Fluss? Ausgetrocknet? Eine Versickerung, wie wir später nachlesen konnten.

Ja, sogar Straßen, wie die SP27, führen hier hinüber.

Ein Paradies für Gravel- Freunde ist das hier. und auch im weiteren Verlauf Richtung Spilimbergo, blieb das so. Und wir sahen auch, wo das Wasser verblieben ist- die vielen Bewässerungskanäle waren randvoll, durchzogen die Landschaft und sorgten für üppig grüne Felder und auch die Bebauung der Dörfer, die wir durchfuhren zeigte den Reichtum der Gegend.


 

In Spilimbergo fanden wir eine gute Eisdiele in der Nähe der einzigartigen Mosaikschule. Auf dem Rückweg wurden wir etwas trackuntreu- wir wollten unsere Handgelenken, Rücken und Po etwas schonen und blieben auf der asphaltierten SP 53. Den Torrente Cellina, überquerten wir auf einer langen Brücke, war hier ein gigantisch breites Kiesbett. Auf der Westseite angekommen, entschieden wir uns aber wieder für die Gravel- Variante entlang des Flussbettes Richtung Süden. Hier erstreckt sich ein für Flora und Fauna sehr wertvolles Biotop und für uns eine schier endlose Schotterpiste durch eine einsame Kies-Wüsten-Landschaft. Die Piste fordert von uns volle Kraft und Konzentration- der Schotter ist tief und manchmal recht grob. Auch hier kam ich mit dem Bottecchia, im Unterlenker fahrend, gut durch. Ein Zufluss, dieser hatte tatsächlich Wasser, durchquerten wir an einer Furt und behielten trockene Füße. Noch ein Single- Trail durch etwas dichteres Gebüsch und dann kamen erste Anzeichen von Zivilisation. Bei einsam gelegenen Höfen habe ich immer ein ungutes Gefühl wegen Wachhunden- aber es blieb ruhig.

Endlich wieder die Vororte von Pordenone.

Eine nachhaltig schöne, spannende, herausfordende Gravel- Tour.

Leider habe ich irgendwo mein Garmin abgeworfen und nicht wieder finden können- am Bottecchia ist ansonsten alles heil geblieben.


Nun kann es langsam in die Berge gehen- die Bergtauglichkeit, Übersetzung und Bremsen/ Rahmen bei den Abfahrten testen.

 

 

 

Mezzomonte, ein kleiner Anstieg vom Flachland einen halben Berg hinauf in die Friaulischen Dolomiten. Der Alpenrand ist hier relativ steil abfallend- kein Tal, dass den Berg einschneidet. Prozentzahlen zweistellig, oft 13-15 %. Genau richtig für meinen Bergtest. Fazit fahrbar- aber die Trittfrequenz ist bedrohlich niedrig! Abfahrt kein Problem!



 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach diesem kleinen Test konnte ich mir vorstellen, mit dem Bottecchia auf dem gefürchteten Monte Zoncolan zu fahren. Schon vor unserem Urlaub im Friaul hatte ich mir dieses Ziel gesteckt- jedoch wusste ich noch nicht mit welchem Rad, mit welcher Übersetzung. (.....also 42/28 war  die minimale Kettung!)

Die Fahrer des Tour Magazins fahren das "Superlativ der Bergstraßen" mit 30/27 bzw. 34/29. Steil, steiler, Monte Zoncolan

Allerdings fahren sie die Härteste der drei Auffahrten, die Westauffahrt von Ovaro. 

Ich wähle natürlich die Leichteste, die neue Straße aus Osten. Aber auch hier sind die letzten 4 Kilometer, die mit der alten Straße zusammenführen, mit drei Rampen und bis zu 23% furchteinflößend.

Eine genaue Beschreibung kann man bei Quäldich.de nachlesen.

"Im Jahr 2003 wurde der Monte Zoncolàn erstmals vom Giro d'Italia besucht, als die Ostanfahrt den Schlussanstieg der zwölften Etappe bildete. Zwar fuhren die Fahrer auf der neuen Straße, aber für die letzten vier Kilometer gibt es nur die alte: Bei 23 % Steigung kam selbst der Etappensieger Simoni beinahe zum Stillstand."

Bildquelle: quäldich.de


Es folgten nun mehrere Berg-Touren:

Mit dem Zug fuhren wir über Udine nach Carnia, um uns die etwas öde, flache Anfahrt von Pordenone in die Berge zu sparen. Hier, wo der Fiume Fella und der Tagliamento zusammen fließen, war ich ein Jahr zuvor schon mit Klaus bei TransAlp Rando. Bei unserer Königsetappe querten wir hier den Fluss und ich war beeindruckt von der gewaltigen Steinwüste, wo ich einen See erwartet hatte.

"Bei Carnia ist der Radweg eine Baustelle- der Track führte wohl auf die Straße. Wir aber folgten zunächst der Bahntrasse so endete der Radweg für uns mit einer kleinen Crosseinlage, bevor wir aufund ob ich mit dem Bottecchia den Zonkolan besteigen konnte, einer langen Behelfsbrücke den Fluss querten. Das Tal verbreitete sich hier , wo mehrere Flüsse zusammen fließen und den Fuime Tagliamento bilden, zu einer gewaltigen Steinwüste."

Inzwischen haben wir uns mit den Steinwüsten der Flüsse Meduna (s.o.), Cellina und Tagliamento beschäftigt und wissen nun, dass der Fiume Tagliamento der König der Alpenflüsse, Europas letzter ungezähmter Fluss ist.

Auch dieses Mal queren wir die Steinwüste auf der Behelfsbrücke und fahren nach Tolmezzo zu einem zweiten Frühstück, bevor wir dann den Anstieg zum Sella Chianzutan in Angriff nehmen. Auf 11,7 überwindet man bei 5,8% 675 Hm. Ein Rollerberg- gut gewählt um reinzukommen. Bevor es richtig los geht muss ich noch einen Hausbrandt Kaffee trinken. Wir finden eine Bar in der die Zeit stehen geblieben schien- Neil Youngs Heart of Gold klang aus der Anlage und Bob Marley blickte von der Wand.....




Oben angekommen, erwartete uns ein Skulpturengarten- ansonsten war der Sella nicht sonderlich spektakulär. Eine schöne Abfahrt folgte nun bis zuletzt hinunter in die Friulische Tiefebene. Auf halben Weg hielten wir noch einmal, denn es war schon wieder Mezzogiorno und wir hatten Hunger.


Im unteren Teil hielten wir noch öfter an, um staunend in die tiefen Schluchten des Torrente Azino zu schauen....



Clauzetto, wie auch die anderen Orte, die an der SP22 oberhalb der Friaulischen Tiefebene liegen, werden auch "Balcone sul friuli" genannt. Auch hier halten wir immer wieder mal an, um den weiten Blick über die Ebene und den Tagliamento zu genießen.

Weitere Bergtouren folgen. 

Zunächst vom schönen Ort Cividale del Friuli (Tip von Aldo) nach Osten an die Grenze zu Slovenien.

Überall begegnen uns Spuren von vergangenen Giro- Etappen; rosa Plastikblumen, rosa Fahrräder und Namen auf der Straße. So fahren wir auch hier einmal mehr auf den Spuren der Profis. z.B. 19 Etappe 2022 mit Start in Marano Lagunare dem Geburtsort von Aldo. 

(Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass es hier bei Aldo das beste (Friulische) Eis in Ostholstein gibt?)

Auf dieser Tour entlang der Slovenischen Grenze allerdings, gibt es keine Einkehr, wie erhofft- nur Steigung.....

Nach einem kleinen Rennen mit zwei E-MTB-lern, fahren wir fast in einen Hungerast. Zum Glück erst am höchsten Punkt der Tour. Später in der Abfahrt finden wir eine Trattoria- was für ein Glück! Ausgiebig machen wir hier Mittagspause und in Cividale dann ein Gelato, nachdem wir uns im Fiume Natisone abgekühlt haben.

 

 

Die nächste Tour führte uns hinauf nach Piancavallo. Eine steile Rampe hinauf zum ersten Skiort mit Schneekanone, wie man bei Quäldich.de lesen kann:

"Er ist weder der größte noch der schönste noch der bekannteste italienische Skiort, aber dafür der erste, der mit Schneekanonen ausgerüstet wurde."

Insgesamt sind es 14 Kilometer und die ersten 6 davon haben 9 % im Schnitt. Die Straße ist breit und gut asphaltiert. Heftig die der Anstieg- vergleichbar mit den ersten 10 Kilometern des Monte Zoncolan auf der neuen Straße.

Fazit: fahrbar aber auch hier ist die Kurbelumdrehung erschreckend niedrig






Es ist etwas diesig- so können wir die ca. 50 Kilometer entfernte Adria nur erahnen. Oben angekommen, ist es schon wieder Mittag....

Eine weitere Tour führt uns von Conegliano über den Passo di San Baldo nach Belluno und zurück. Bemerkenswert nicht nur, weil wir hier auf den Spuren des diesjährigen Giro und des TransAlp Rando fahren, bei dem wir zum zweiten Mal im Dunkeln und ohne Stopp an dieser schönen Stadt und Gegend vorbei fahren....

Dieses Mal nicht- eine schöne Altstadt auf einem Berg gelegen und ein leckeres Mittagsmenü in einer Trattoria. Es beginnt, wie angekündigt, zu regnen.

Bemerkenswert ist auch die Rückfahrt mit Gewitter und Starkregen. Da es warm ist, macht es richtig Spaß. Weiter südlich ist es noch trocken und wir hoffen, dass wir uns trocken fahren können, bevor wir uns später wieder in den klimatisierten Zug setzen. Es gelingt, während wir ziemlich schnell ins Tal hinunter rasen entlang der SS51 di Alemagna, die wohl mal eine wichtige Alpenquerung ermöglichte, bevor die Autobahn gebaut wurde.Und das sieht man der Straße auch an, mit ihren vielen Restaurants und Hotels, leider leerstehend und leicht verfallen. Auch die historische Stadt Vittorio Veneto hat diesen Charme. Die dunklen Wolken hatten wir ständig im Nacken und , als wir in Conegliano noch ein Eis essen, beginnt es tatsächlich wieder zu Regen.

Kehrentunnel am Passo san Baldo

Belluno, die schöne Stadt


Nun wurde es langsam Zeit für den Aufstieg zum Zoncolan- nicht nur, weil sich unser Urlaub im Friaul dem Ende näherte.

Wieder fuhr ich mit dem Zug bis Carnia- hielt dieses Mal nur kurz in Tolmezzo für einen Cafe' - und fuhr dann weiter Richtung Plöckenpass. Das kannte ich noch vom TransAlp Rando. Bis Sutrio sind es 17 km mit ca. 250 Hm, die ich aber kaum merke- es rollt gut- eigentlich erst bei der Abfahrt merke ich, dass es hier deutlich Steigung hat. ich kann es kaum erwarten, in den Anstieg zum Zoncolan zu fahren.

Von der Plöckenpass Straße biegt man links ab, überquert den Torrente But und ist gleich in Sutrio im Anstieg.


 Doch wo genau ist der richtige Einstieg. Von Sutrio kann man sowohl die neue als auch die alte Passstraße nehmen. Die letztere will ich auf keinen Fall und fahre irgendwie an beiden vorbei..... 3 Kilometer umsonst gemacht....

Als ich dann endlich drin bin, auf der neuen Straße, geht es gleich mit 9 % gut zur Sache. Quäldich.de hat recht;

"Die als Zubringer zum 1400m hohen Skigebiet Monte Zoncolan gebaute Strasse misst knapp über 10 Kilometer, ist breit und in neuerem Zustand, und ohne enge Serpentinen eignet sie sich hervorragend als Abfahrt. Nur da und dort geht die Steigung über 10 %, ansonsten ist die Straße nicht schwer zu fahren" 

Tatsächlich ist der Anstieg gut zu fahren- erst als ich die Skistation erreiche, wird es ernst. In drei steilen Rampen geht es nun hinauf- aber auch dazwischen hat es Steigungsprozente von deutlich über 10 %. Diese nutze ich zum "Ausruhen". Die drei Rampen bauen aufeinander auf und werden immer steiler bis zuletzt 23%.

Die Letztere kann ich nur noch in Serpentinen im Schritttempo fahren. Aber ich bleibe im Sattel und muss nicht absteigen. Damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet.




So ein schönes Rad an legendärer Stelle!

Ich genieße die Abfahrt- zügig will ich nun zurück nach Carnia und halte dieses Mal nicht in Tolmezzo. Der Zug ist gerade weg und warten möchte ich hier nicht, zumal Carnia der wohl einzige Ort den ich hier in Italien gesehen habe, an dem es keine Bar gibt !? Also weiter hinunter, jetzt nur noch leicht abfallend den Tagliamento entlang Richtung Tiefebene. Will ich den Zug in Gemona bekommen, habe ich noch Zeit für eine Pause- die Flasche ist leer! Ich halte in Venzona, einer hübschen "alten" Stadt !? Eine typische Altstadt- doch alles ist neu und sauber!?

Später habe ich erfahren, dass Venzone 1976 durch ein Erdbeben nahezu komplett zerstört wurde. Ich trank hier lediglich ein alkfreies Bier und füllte meine Flasche auf.

In Gemona wollte ich noch nicht anhalten und so fuhr ich immer weiter bergab bis Udine.

Ich hatte lange hin und her überlegt, ob ich das Bottecchia behalten kann und wie, bzw. wo ich es unterstellen kann. Denn ein Transport mit dem Zug zurück war ja nicht möglich.

Doch am Ende hatte ich mich entschieden, das Rad wieder zurück zu bringen zu dem freundlichen Radhändler. Da er keine Räder verleiht, hatte er mir angeboten das Bottecchia nach unserem Urlaub ihm wieder zu verkaufen.

Ich denke, ich habe mit dem Rad viel erlebt und behalte es in guter Erinnerung und so war ich am Ende sehr zufrieden, als ich das Rad wieder zurückbrachte.