Mittwoch, 26. Juli 2017

999 - Prolog

999, das ist schon lange eine Lieblingszahl von mir.
Weiß gar nicht, wo das her kommt!?
Da war zum Einen die Band 999 aus London, die ich in den frühen 80ern entdeckte.
Es gab da ein Lied, welches ich toll fand (kann ich leider bei youtube nicht finden, obwohl ich fast alles einemal durchgeklickt habe)



Und dann war da noch Lee Perrys "Kojak" vom Album Revolution Dub- auch in den frühen 80ern entdeckt und zig mal gehört:



Wie auch immer, als ich im letzten Jahr die 1001 Meile Italien nicht fahren konnte, weil ich mir kurz vorher das Schulterblatt gebrochen hatte, war es für mich ein Trost zu lesen, dass es in 2017 einen neuen Super- Brevet geben sollte:
999 Miglia - Di Roma e del Sud

10 000 Hm waren angekündigt; es sollte also leichter werden, als die Mille Miglia .
Ha! Dies sollte nicht lange Bestand haben, denn als die Veranstalter sich an die Planung der Strecke machten, stellten sie schnell fest, dass es wohl mal locker doppelt so viele Höhenmeter werden würden.
Für mich stand zu diesem Zeitpunkt aber schon fest, dass ich fahren würde, obwohl ich nach der Mille Miglia 2012 gesagt hatte, dass ich meine Grenzen erreicht und erkannt hatte und nichts Härteres würde machen wollen.
Nun ja, manchmal weiß man ja nicht so genau, was auf einen zukommt.

Klaus und Tom waren auch schnell überzeugt und begeistert- später erfuhr ich noch von Stefan, dass er mitfahren wollte und noch später kam Björn hinzu.
Wir waren also zu fünft aus SH und HH.

Da der Brevet also nun wahrscheinlich härter werden würde, als die Mille Miglia trainierte ich viel.

Zur Vorbereitung gehörte auch, dass wir unseren Frühjahresurlaub in den Cilento legten. Der Cilento ist ein Naturpark südlich von Neapel und der Urlaubsort war Agropoli. Von dort sieht man die rote Sonne bei Capri im Meer versinken.

Die Berge rechts im Bild gehören zur Amalfiküste.

Gleich nachdem wir die Leihräder bei Ciclidea abgeholt hatten, lernten wir Pino, Nicola und Danilo kennen, die uns zu ihrer Mittagsrunde einluden. Ganz gemütlich fuhren wir die ersten Berge hoch. Der Cilento hat viele Berge, gute (EU- geförderte) Straßen und sehr wenig Verkehr. Ein ideales Trainingsrevier für uns Norddeutsche.
Sogar im Meer baden konnten wir schon, so warm war es hier schon- Ende April.



Natürlich wollte ich mir die Strecke der 999 ansehen. Dazu fuhr ich einmal zunächst nach Paestum zur Bar Anna- Rando Point #5 und von dort auf die SS166 immer geradeaus bis zum Passo  Sentinella.






Dieser Strecke folgt die 999 bis Athena Lucana (RP#6) Die Abfahrt schenkte ich mir und fuhr von dort wieder zurück zur Bar Anna. Der Anstieg war lang, sehr lang- ließ sich aber gut fahren. Ich war ja auch ausgeruht, ausgeschlafen und im Urlaubsmodus. Aber dieser Test gab mir ein gutes Gefühl und mein Respekt vor den angekündigten Höhenmetern wurde etwas geringer.
Am nächsten Tag fuhren wir dann unsere Königsetappe- mit dem Zug bis Pompei, dann Meta di Sorrento, den anschließenden Pass und dann die Amalfiküste entlang bis Salerno. Etappe 5 der 999 verläuft von Meta bis Paestum. Ich wollte mir also schon einmal anschauen, wo ich in Meta schlafen würde - den flachen Rest ab Salerno an der Küste entlang bis Paestum konnte ich mir auch hier schenken.

Bei Pompei waren die Straßen sehr schlecht- der Verkehr ätzend. Wir mussten uns durch den Stau schlängeln- aber auch das muss man trainieren und geht, wenn man sich daran gewöhnt hat, recht gut. (Im Sommer würde ich hier nachts fahren)
Den Anstieg hinter Sorrento verpassten wir erst einmal- nun wusste ich, wo ich würde abbiegen müssen (Klaus ;-)) um in den Anstieg zum Pass zu kommen.
Der Berg war auch relativ steil- ließ sich aber auch hier gut fahren und die Abfahrt hinunter an die Amalfiküste bis Positano ein Traum. Gute Straßen, kurvenreich, schlängeln sie sich in den Fels gehauen und geben Ausblicke auf die Küste, die es schwer machen, sich auf die Straße zu konzentrieren.
Stau vor und in Positano. Inzwischen haben wir uns an das Schlängeln durch den Stau gewöhnt und es macht auch richtig Spass. Crossen, links, rechts vorbei und manchmal mittendurch. Nur nicht ganz so waghalsig, wie manche Rollerfahrer.
Mit einem Bus liefern wir uns ein kleines Rennen- doch dann kommt ein längerer Gegenanstieg.



In Salerno steigen wir in die Bahn. Die Königsetappe, im Roadbook als "abbastanza impegnativa" also ziemlich herausfordernd, beschrieben, rollte sich eigentlich recht gut weg und der Respekt vor den vielen Höhenmetern der 999 schrumpfte wieder einmal ein bißchen mehr.
Doch zwei Faktoren habe ich hierbei nicht bedacht- aber will man wirklich immer so genau wissen, was auf einen zukommt !?
Die Faktoren, soll ich sie hier schon benennen- wird dadurch die Spannung erhöht oder....?
Okay: schlechte, ja teilweise sehr schlechte Straßen (wie wir sie schon in Pompei kurz erlebt haben) und Schlafmangel, sind am Ende zwei Faktoren, die ich hier im Urlaub nicht hatte. Dazu kommt noch, dass die Temperaturen hier im April mit 20-30 ° C noch sehr angenehm sind.
Überhaupt will ich den Cilento als Radurlaubs- oder Trainingsort wärmstens empfehlen.
Und wer einen deutschsprachigen Guide braucht findet in Pino Guivinale einen erstklassigen Führer, der alle Straßen im Cilento kennt.
Im Übrigen hatte Pino mir empfohlen, Pfefferspray für wilde Hunde mit zu führen.
Hunde könnten ein Problem werden- dazu später mehr....

Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass ich mir ein neues Rad gebaut habe.
Wenn man erst einmal so einen Ridley Katalog im Haus hat, dann ist es nicht mehr weit zur Bestellung- dabei wollte ich mir eigentlich für die kommende Wintersaison einen neuen Crosser bauen.

Steifheit/Gewicht lautet die Formel für das Ridley Helium und der Aluminium Rahmen soll unter 1100 gr. wiegen.


Das fertige Ridley Helium SLA, vor dem Hintergrund einer Land-Art Ausstellung.

Kurbel: Miche Race CX
Antrieb und Bremsen: Sram Rival
Laufräder: Mavic Open Pro, Sapim Delight, SON- Delux- Nabendynamo/ Shimano Dura Ace
Sattel: Terry
Randonneurchen: Norco Ontario
Steuersatz und Vorbau: Deda
Lampe: B&M IQ-X

Brevetfertig wog das Rad am Start etwas über 10 kg (ohne Wasser in den Flaschen)



Ansonsten, die übliche Vorbereitung: die längste Strecke lag etwas über 400 km.

Anreise war mit dem Zug geplant- ganz entspannt mit einer Übernachtung in Verona.

Und was war drin im Randonneurchen? Das bleibt, wie immer das Geheimnis des Randonneurs.

Nun kann es losgehen, oder? 2 Wochen vorher war ich eigentlich fertig mit den Vorbereitungen-also warten....

 Fortsetzung folgt bald

999 Miglia Italia - Der Start und die ersten zwei schweren Tage

"Geschafft - war hart!" - Ralf war in England


"Bin pünktlich ins Ziel  :-)
War ganz schön hart- härter , als erwartet.
130 h 40 min- das ist ne lange Zeit auf dem Rad.
Nun muss ich erst einmal wieder in den Alltag finden."


hatte ich zuvor von meiner Tour berichtet. 
Werden die Touren härter oder wir weicher, frage ich nun.
Einstimmig waren wir, als wir am Ende am Mirage Sporting Club noch zusammen saßen, der Meinung, dies sei nun das Härteste gewesen, was wir je gemacht haben- deutlich härter noch als die Mille Miglia!
Und worin bestand die Härte? 
Spontan beantwortet, waren es für mich die schlechten Straßen, die wir über weite Teile der Strecke hatten;



dazu die Hitze und das Höhenprofil, damit war zu rechnen. Jede dieser Härten für sich genommen, war für mich auch kein Problem. Jedoch, wenn man 1+2+3 zusammenzählt, kommt dann noch der Schlafmangel dazu, sind wir schon bei 7 auf einer Skala von vielleicht 10.

Bis Meta di Sorrento wollte ich auf jeden Fall fahren am ersten Tag. Das sind 411 km mit 4529 Höhenmetern. Welchen Schnitt würde ich fahren können, dass hatte ich mich gefragt.
Nach dem Urlaub im Cilento konnte ich von einem Schnitt zwischen (bestenfalls)22 bis 18 km/h ausgehen. Die Ankunftszeit läge dann zwischen 01:30 und 05:00 Uhr. Bei einem schlechteren Schnitt würde es keinen Sinn machen bis Meta zu fahren- ich würde dann in Ruviano schlafen, denn ich wollte bei Sonnenaufgang wieder auf dem Rad sitzen.
(In Ruviano war um 4 Uhr morgens Kontrollschluss- um nicht ins Minus zu geraten, hätte ich hier im Dunkeln weiter fahren müssen)
Sonnenaufgang war gegen 5:30- 2 h Schlaf würde ich wohl bekommen- ich wollte zügig fahren, die Pausen kurz halten, um möglichst viel Schlaf zu bekommen. Denn der zweite Tag würde, wenn ich es bis Montescaglioso (bagdrop) schaffen wollte, mit 345 km und 5334 Hm auch nicht leicht werden.

Es kam dann doch etwas anders. Meta di Sorrento erreichte ich noch knapp vor Sonnenaufgang um 4:30 Uhr. Hier gönnte ich mir ca. 1 h Schlaf bevor es im Hellen auf die 2. Tagesetappe ging.
Im langen Anstieg zum Passo Sentinella auf der SS 166 in der Mittagshitze machte sich der Schlafmangel dann doch bemerkbar und in Athena Lucana (K 6 bei km 590) machte ich mir ernsthaft Gedanken über eine Änderung meines Planes die 999 in unter 120 h zu fahren.

Pläne gab es einige im Vorfeld und diese wurden mehr oder weniger ernsthaft diskutiert in unserer 999- whatsapp- Gruppe. Mein Plan war auf jeden Fall, im Nachhinein betrachtet, etwas zu ehrgeizig. Jedoch gehen Pläne bei einer Streckenlänge von 1600km sowieso in der Regel nicht auf.




Startaufstellung war am Sonntagmorgen ab 6:00 Uhr am Circo Massimo. Also mitten in der historischen Stadt. Von unserer Herberge im Stadtteil Trastervere war es nicht weit. Wir waren alle pünktlich dort und reihten uns in die erste Startgruppe.




vorne links:Volker
Clautso Copy
Björn der Liegeradler und Tom

Stefan


 Am Start traf ich Volker, der auch seit 2008 bei der Mille Miglia am Start ist und auch, wie ich 2016 krankheitsbedingt nicht starten konnte. Ein Südkoreaner saß auf einem abenteurlichen Klapprad. Der Start erfolgte pünktlich- Bikeangels führten uns aus der historischen Stadt hinaus- auf MTBs und auf Radwegen ! So fuhren wir also "neutralisiert", hielten brav an jeder Ampel....die Meute scharrte mit den Pedalen...wir fuhren entlang der Via Appia Antica- das bedeutete Kopfsteinpflaster. Ein besonderer Start. Eine lange Gerade bergauf erschien günstig, die Bikeangels hinter uns zu lassen. Einer machte den Anfang- ich glaube es war Stefan und ich fuhr zufällig daneben. Die Ausfahrt war wunderschön- altes Gemäuer links und rechts und eben Kopfsteinpflaster- aber kein Grobes, bis wir dann wirklich auf der antiken Via Appia waren.


Links und rechts nur ein schmaler Streifen Schotter. Viele stiegen vom Rad, so dass wir uns nach Art eines Crossers hier die beste Spur suchen mussten.

Bild: Tabula-Raser

Ich komme ohne Absteigen durch und bin ganz stolz, als ich sehe, dass meine Lampe vorne anfängt sich nach unten zu biegen und bald darauf abbricht.
Ich stoppe, hole mein Messer aus dem Randonneurchen und schneide das Kabel kurzerhand durch, denn in der Startphase möchte ich nicht allzu lange stehen.
Gleich wieder aufs Rad und los- doch bald wieder gestoppt durch einen anderen Fahrer, denn mein Roadbook, welches gleichzeitig Stempelbuch ist, war aus der Tasche gefallen. Ich hatte den Reißverschluss nicht geschlossen. Mist- gerade für diesen Fall hatte ich mir ein Ritual überlegt; ein Gummiband, welches ich vom Zipper aus an das Ende eines Kabelbinders machen wollte, der sich an der Sattelstütze befand. In der Hektik hatte mein Ritual versagt.
Nun hatte ich auch erst einmal keine Eile mehr- die erste Gruppe war weg.
Das Roadbook ausgerechnet!
Viele hatten mich überholt- sicher war ich nun der letzte unserer Startgruppe.
Ich machte Tempo und tatsächlich kurz vor dem ersten langen Anstieg auf über 600 m, konnte ich wieder bis auf die erste Startgruppe auffahren. Das gab mir ein gutes Gefühl.
Nun ging es also in den ersten Berg der 999 und ich war gespannt, wie es laufen würde- rechts ab von der großen Ausfallstraße in eine ziemliche steile Rampe. Ich gebrauchte natürlich schon die minimale Übersetzung von 34/28. Es reichte, aber ich war mir nachher nicht so sicher, ob es bei so einer Rampe auch am 3. Tag noch reichen würde.
Tom, Klaus und ich kamen zusammen mit etwa 3 oder 4 anderen Fahrern oben an- so wie wir das wollten- keiner von uns konnte sich also hier deutlich absetzen....das haben wir wahrscheinlich alle drei gedacht :-)
Jedoch fing Tom anschließend an zu zupfen- wechselte dabei das Tempo und dann ließ ich die Gruppe ziehen, denn ich hatte mir fest vorgenommen am ersten Tag zügig aber gleichzeitig ruhig zu fahren- also die Zeit eher bei den Pausen nicht zu verbummeln.
In der Abfahrt zog Björn mit Tempo an mir vorbei- er wollte mich noch nach vorne ziehen- ich lehnte jedoch dankend ab. Würde ich die drei noch einmal wieder sehen?

Bis Anagni geht es nun wellig,leicht abfallend, mit einem Schlussanstieg von 200 auf ca 500 m.
Ristoro light (incluso/ not to pay) steht im Roadbook. Eine Verpflegung wie bei einer RTF- es gab alles, Brot, Obst. Riegel und Getränke. Ein Interview wollten sie machen- aber nicht zu lang, sagte ich.

Bald saß ich wieder auf dem Rad- hatte aber leichte Schwierigkeiten die richtige Ausfahrt zu finden. Die Serpentinen waren so eng, dass ich selbst beim Einzoomen noch rätselte.
Die Einbahnstraße lag dann richtig auf dem Track. Sehr steil ging die Straße nun hinunter.
Hoffentlich auch auf der richtigen Straße, die mir irgendwie komisch vorkam...
Doch dann bog ich ab auf eine breitere Straße, die Richtung Süden führte.
Bis Sperlonga, das liegt an der Küste, sind es 100 km- dazwischen ein Berg. Und bei km 74 in Fondi der erste Conad Point.

Conad, der Sponsor, ist eine Supermarkt- Kette. Hier können wir uns an 5 Standorten einen Verpflegungsbeutel abholen. Leider nur im ersten Drittel des Brevets und leider würde ich nur 3/5 nutzen können.
Als ich beim Conad in Fondi ankomme, man musste dazu einen Umweg von ca 250 Metern fahren, finde ich keine anderen Mitfahrer. Ja, auch im Laden selber, weiß man zunächst nichts von Randonneuren und einem Beutel Verpflegung. Erst an der Käse/Fleisch- Theke versteht man, mein Anliegen und mein Rad steht unabgeschlossen vor dem Geschäft...
Kann man damit 1600 km fahren?
Immerhin, mein Panini wird frisch zubereitet. Doch dann kommen auch andere Fahrer- einige Italiener. Ich war offensichtlich der erste Fahrer, der diese Möglichkeit nutzte- die vor mir fahrenden sind wohl durchgerauscht.
Wieder draußen, essen wir gemeinsam und dann montiere ich meine Lampe wieder ans Rad.
Zum Glück gelingt dies gut und schnell. Auch zwei Bike Angels, des Veranstalter, halten hier und von ihnen bekomme ich ein Tape, um die Kabel zu isolieren.

Weiter Stadtauswärts treffe ich den Südkoreaner mit seinem Klapprad- er fragt nach dem Conad und dreht dafür wieder um. Ehrlich gesagt, ich hätte nicht gedacht, dass er soweit kommt.

Sperlonga erreiche ich gegen 16 Uhr. Der Schnitt liegt also bei 20,7 km/h- es läuft gut und es ist inzwischen recht heiß geworden. Hier gönne ich mir eine etwas längere Pause und ein Telefonat in die Heimat. Knapp die Hälfte der Tagesetappe ist geschafft.

Nun verläuft die Strecke eine Weile entlang der Küste- in Scauri bei km 37 lag der nächste Conad- Markt, und von dort sollte es dann wieder ins Landesinnere gehen. Neapel und der Vesuv sollte östlich umfahren werden. Nach zwei mittelschweren Etappen sollte nun ein "easy leg" folgen- so stand es in der Etappenbeschreibung.


aus dem Roadbook:
Easy leg with no particular difficulty...
From Teano to check at Alvignanello, the road is hilly and
the surface is not always in good condition.
In many places on this leg the road surface is in poor condition.

Ich fuhr auf Volker auf und gemeinsam entlang der Küste. Schöne Ausblicke- jedoch bald schon kamen wir in den Sonntag- Nachmittag- Rückreiseverkehr. Stau, an dem wir uns vorbeischlängeln mussten.
Mit einem "leichten Bein" fuhr es sich hier, wie versprochen, ganz und gar nicht.
Zunächst die Stausituation in den Küstenorten- ich komme nicht in einen Rhythmus, da ich immer
wieder bremsen und rausnehmen muss. Ins Landesinnere, in Richtung Ruviano, führt die Strecke auf Nebenstraßen. Der Belag ist mehr als schlecht, ja teilweise nicht mehr vorhanden. Steile Rampen und ein ständiges Bergauf/Bergab machen diese Etappe richtig schwer. Mühsam erkämpfen wir uns die Verpflegung in Ruviano. Hier wir es nun langsam dunkel. Einige Fahrer duschen und schlafen hier schon. Stefan kommt an, als wir wieder weiterrollen- äh wollen. Es rollt hier überhaupt nicht. Auch auf dem nächsten Abschnitt, der mehr durch urbane Landschaften führt, sind die Straßen grottenschlecht. Handgelenke und Füße finden das gar nicht gut. In Caserta, eine Stadt, die für mich nur aus grobem historischen Pflaster besteht, halte ich ansonsten nicht Ausschau nach Sehenswürdigkeiten. Es gibt immer wieder mal Abstecher dorthin auf dem Track. Lieber halten wir für einen kurzen Kaffee und Imbiss. Je später es wird, desto weniger Verkehr haben wir- um so mehr kläffen Hunde am Straßenrand. Pompei durchfahren wir gegen 3 Uhr nachts- menschenleer- aber alle Hunde der Stadt scheinen wach. Endlich kommen wir auf Straßen, die ich im April schon gefahren war und ich weiß, nur noch ein paar Anstiege und dann sind wir in Meta, der Stadt, wo ich zum ersten mal meine Matte aufpusten wollte.
04:30 ist es endlich soweit.
Duschen muss sein- essen nicht- und dann liege ich gegen 5 Uhr auf meiner Matte in der Turnhalle zwischen schnarchenden Randonneuren.
6 Uhr werde ich wach- es ist hell und als ich herumschaue durch die Halle, entdecke ich Clausto, der er sich gerade aufrappelt. freudig überrascht, rufe ich ihn und winke.
Eigentlich wollten wir 2 Stunden schlafen- doch ich bin gleich hell wach.
Auch ich rappel mich auf- gehe in den Hof. Björn und Tom sind auch da, die Gruppe hat 2 h geschlafen- waren somit wohl auch nicht viel eher da wir wir. Und wenn wir nun bald losfahren würden, liege ich gar nicht so weit von meinem Plan entfernt, bei Sonnenaufgang wieder auf dem Rad zu sitzen.
Stefan kommt und will auch mit uns weiter bzw. erst einmal frühstücken in Sorrento und Volker ist auch mit dabei.
So eine Gruppe von 6 Leuten muss aber erst einmal einen Anfang finden- auch ein Grund , warum ich sonst eher alleine fahre. (Sind alle abfahrbereit- gibt es immer einen der gerade fehlt.)
Beim Cafe in Sorrento treffen wir uns, wie verabredet wieder und auch diesmal fällt der gemeinsame Aufbruch schwer. Ich weiß nicht, wann wir letztendlich wirklich die Tagesetappe starteten.
Tom, der vorgab die Mittagshitze nicht zu mögen, war schon vorgefahren.
Der nun folgende Abschnitt, zunächst hoch auf den Pass, der den Golf von Neapel und den Golf von Salerno trennt- dann entlang der Amalfiküste, war auch dieses Mal ein Traum. nicht nur wegen der Ausblicke, die mir ja schon bekannt waren. Ich musste auch keine Fotostopps einlegen- konnte mich voll auf die kurvenreichen Abfahrten konzentrieren und diese genießen. Wow!- Euphorie kam auf und ließen die letzten 200  schweren Kilometer vergessen.
In Maiori kannte ich ein Eiscafe- wir stoppten und anschließend löste sich die Gruppe auf.
Bei mir kam etwas Müdigkeit auf und ich wollte alleine fahren- meinen Rhythmus finden.
Clausto machte sich auf, Tom einzuholen- Björn hinterher. Stefan hatten wir schon am Pass verloren- nur Volker war bald wieder bei mir. Wir hatten einfach das gleiche Tempo. Wir redeten nicht viel und so fuhr jeder für sich sein Tempo...hintereinander.
Einen langen Brevet fahre ich immer alleine. So war es bislang. Ich konnte es mir auch gar nicht anders vorstellen. Doch hier bei der 999 war es anders- Volker und ich blieben nun zusammen bis wir wieder in Rom waren.
In der letzten Nacht hatte Volker Probleme mit dem Licht- so fuhren wir zusammen- heute, tagsüber, war es das gleiche Tempo, der gleiche Rhythmus, sowohl am Berg, als auch später im Flachen.
Ich bin immer "mein Tempo" gefahren, so wie ich immer fahre und ich denke/hoffe Volker musste sich nicht anpassen. Würde auch nicht gehen, bei der Distanz und dem Profil.
Auch durfte ich mit meinem Garmin navigieren und Volker konnte die Akkus seines Gerätes schonen. Auch das wäre bei mir nicht anders gegangen, denn ich verlasse mich da ungerne auf andere. Volker achtete auf die kleinen gelben Pfeile und auf Straßenschilder und so ergänzten wir uns optimal und verfuhren uns quasi kein einziges Mal, abgesehen von ein paar Alternativen Strecken, die aber immer bald wieder auf den Track führten.
Auch sonst verstanden wir uns gut und so profitierten wir beide voneinander.
Mir gefiel es auch, nachts nicht alleine fahren zu müssen- zu Einen wegen der Hunde und zum Anderen wegen der schlechten Wegstrecken.
Im Roadbook wurde auch dringend abgeraten einige Streckenabschnitte im Dunkeln alleine zu fahren. Dies fand ich aber im Nachhinein ein wenig übertrieben.
Aber ich hatte ja auch immer noch Pinos Warnung vor den wilden Hunden im Hinterkopf und am Mirage Club hatten sie (deutsches) Pfefferspray verkauft mit dem Hinweis: "Kein Italiener fährt hier ohne!"

In Salerno stoppten wir beim Conad Markt. Dieser war klimatisiert- dazu der Verpflegungsbeutel und ein paar Erfrischungsgetränke. Sehr willkommen.
Wieder mal trafen wir Stefan und ein paar andere Fahrer- es wurde voll auf der kühlen Fensterbank. Bis Paestum folgte nun etwa 35 flache Kilometer entlang der Küste- schnurgerade und heiß. Wir wechselten häufig- fuhren zügig- hielten nicht an der zusätzlichen Verpflegungsstelle des Veranstalters am Strand und auch nicht bei den vielen Damen, die hier am Wegesrand standen. (erschreckend viele!)
Die Bar Anna, war unser Ziel und auch hier wollten wir uns eigentlich nicht aufhalten- gleich rauf auf die SS166 und rein in den langen Anstieg zum Passo Sentinella.
Doch in der Bar saßen Clautso und Björn beim Eis und dann wollten wir auch eins.
Pino, hatte Mittagspause bei Cicledea, und so konnte ich ihn nicht dort, wie geplant besuchen. Schade.
Diese ersten 111 km des Tages mit 1623 Hm sind im Roadbook als "abbastanza impegnativa" also als "eine ziemliche Herausforderung" beschrieben. Es rollte gut- ähnlich, wie im April und kein Vergleich mit dem zweiten Teil der gestrigen Etappe, denn die Straßen waren gut.
Auch jetzt, im Nachhinein, teile ich die Einschätzung des Veranstalters nicht, denn ich empfand ganz andere Dinge herausfordernd..vielleicht sollte man diese Beurteilungen gar nicht veröffentlichen- so weckt man auch keine falschen Erwartungen. (Bei der Mille Miglia gab es so etwas bislang auch nicht, m.E.)
Der nun folgende Abschnitt bis Athena Lucana sollte "herausfordernd" sein und , wenn man das Profil betrachtet, kann das auch so sein:
1377 Hm auf 64 km mit einem Pass von knapp 1000 m vom Meeresspiegel aus.
Ich kannte den Anstieg ja und bis Roccaspide lief es flüssig bergauf.
Doch nach der anschließenden Abfahrt kam der Hammer mit einer Mischung aus Hitze und Schlafmangel.
Diese 20 km Anstieg waren endlos. Dabei hatten wir die Rampe schon ausgelassen.
Knapp auf der Hälfte des Anstieges sollten wir die SS166 verlassen , um eine Teil "abzukürzen".
Nur war diese Abkürzung (2 km lang)mit wahrscheinlich über 30% Steigung nicht fahrbar.
ich wusste das, weil ich hier im April schon nicht gefahren war und wir blieben auf der SS166 mit ein paar Kilometern mehr. Später hörten wir von vielen Beschwerden der anderen Fahrern.
"Was, wenn man sich hier die Schuhplatten kaputt läuft und die Tour dadurch gelaufen ist?, fragte Tom. Tatsächlich hatte keiner eine Idee, warum der Veranstalter dies so geplant hatte- oder war es ein Fehler beim Routen der Strecke, der dann ins Roadbook übernommen wurde??
Es war so heiß und trocken, dass die Trinkflaschen bald leer waren. In der Not kann ich sogar meine Angst vor Hofhunden überwinden...diese waren dann glücklicherweise eher träge.
Auch kann ich bergauf recht schnell werden, so an der Stelle, wo auch schon im Frühjahr ein paar Kläffer mich scheuchten- glücklicherweise hatten wir hier gerade einen letzten Mann in Form eines anderen Fahrers, den wir gerade überholt hatten.
Steile, schnelle Abfahrt nach Atena Lucana und eine Gerade durchs Tal.
Auf der anderen Seite würde es wieder ansteigen.

Um 18 Uhr erreichten wir den Kontrollpunkt. Auf diesem Abschnitt hatten wir also einen 14er Schnitt gefahren. Hier trafen wir Klaus und die anderen Beiden beim Essen. Ich war so müde und kaputt, dass ich mich nur noch hinlegen und schlafen wollte. Das tat ich dann auch.
Uns war klar geworden, dass dieser Brevet richtig schwer sein würde, dass es schwierig sein würde, unsere gesteckten Ziele zu erreichen und dass wir zusehen mussten in den Zeitlimits zu bleiben. Dies machte zunächst ein etwas ungutes Gefühl, wurde jedoch überdeckt von der großen Müdigkeit oder war es nur eine Folge von der damit verbundenen Schwäche?

Wir schliefen eine Stunde. Danach ging es mir schon besser.
Die anderen waren schon voraus- Volker und ich setzten uns nun in Ruhe an den Tisch- dazu das Roadbook und machten neue Pläne...
Dies war ein wichtiger Teil des Brevets- wie oft hatte ich schon gesagt, dass bei so einem Brevet
das Erreichen des Ziels in erster Linie Kopfsache ist.
Wir planten und rechneten....
Montescaglioso war, wie geplant heute nicht mehr zu erreichen. Vor uns lag eine Etappe die im Roadbook folgendermaßen beschrieben wird:

Fairly difficult leg on high ground
with critical
section....
There are four serious climbs
up to 920, 850, 848 and 900 metres respectively. 
Sections of the road are in disrepair
Diese war heute noch zu fahren und in Tricarico würden wir dann "ausschlafen".
Die Müdigkeit war so groß, dass es anders gar nicht gehen konnte.
Der dritte Tag müsste ein "Ruhetag" werden, um zu regenerieren.
Die Zeitlimits waren zu beachten, klar, aber so viel Zeit hatten wir inzwischen herausgefahren.
Die Zielankunft in Rom verschoben wir um einen Tag.
Noch einmal durchgerechnet- ja- so würde es gehen.
Guten Mutes konnte es jetzt weiter gehen. Der Plan war gut, machbar, und das Erreichen des Ziels im Limit erschien sicher.
Würde ich auch meine gebuchten Züge bekommen- Nun, das war jetzt zweitrangig.

Die ersten drei Anstiege der Etappe liefen recht gut. Es gab wenig Verkehr- überhaupt eine ruhige Ggend, bis auf Hundegebäll, welches uns ständig begleitete.
Nach 60 km erreichten wir Potenza, wahrscheinlich so gegen Mitternacht. Meine Augen fielen zu. Es ging nicht mehr. Die Gefahr durch Sekundenschlaf zu stürzen, wurde immer größer- ich wollte ein Bett. Ich hielt Ausschau nach einem Hotel. Volker war nicht weniger müde, hielt aber nichts davon. Wir legten uns auf eine Bank und ich muss wohl ca. eine halbe Stunde geschlafen haben- anschließend war ich zunächst etwas desorientiert- suchte meine Brille, die ich unters Hosenbein geklemmt hatte.
Doch die halbe Stunde hatte den Augen gut getan und so ging es auf die letzten 40 km des Tages.



"Sections of the road are in disrepair"
- klingt eigentlich ganz harmlos, oder?


War es aber nicht- ich werde nie wieder über die Straßen Ostholsteins nach einem strengen Winter klagen! Als wir endlich fast ganz oben angekommen sind, geht der Track links weg in eine Art Waldweg. Ein paar Höhenmeter noch und dann käme auf eben dieser Straße die steile Abfahrt. Streick! Trackuntreu blieben wir auf dieser "Hauptstraße", die auch nach Tricarico führte- jedoch zunächst noch einmal deutlich über 1000 m und mit einem deutlichen Schlenker in die falsche Richtung. Wer weiß, was uns auf dem "Waldweg" passiert wäre- so müde wie wir waren. Um 4 Uhr erreichten wir unser Tagesziel, einem Fitness Club.

Hier wollten wir nun "ausschlafen". Beim Duschen entdeckte ich das Trikot von Klaus, dass er zum Trocknen an die Garderobe gehängt hatte.

Ich fand einen kleinen Raum getrennt vom großen Schlafsaal mit einem Klappbett und schlief sofort ein.





Montag, 24. Juli 2017

999 Miglia Italia - Zwei "Ruhetage"


Als wir ausgeschlafen hatten, drei oder vier Stunden- ich weiß es nicht mehr, waren alle anderen Schläfer längst fort. Es kamen aber nun noch laufend neue Fahrer an.
Ich lies mir Zeit mit dem Aufstehen und Packen. Trank einen Kaffee am Pool des Fitness Clubs.
Ich denke so gegen acht- 1/2 neun saßen wir wieder auf dem Rad.
Vor uns lag nun ein "Ruhetag".
Von Tricarico über Montescaglioso nach Alberobello, knapp 180 km mit 2000Hm wollten wir fahren- eine nur 43 km und leichte Etappe bis Conversano noch anzuhängen, machte keinen großen Sinn, denn dort gab es keine Schlafgelegenheit.
Bevor wir los fuhren, hatten wir noch einmal unseren neuen Plan durchdacht und für gut und machbar befunden.
Deutlich entspannter fuhr ich jetzt- schaute bewusst auch mal nach links und rechts und fing an die Tour zu genießen.
Das Profil war nun weniger bergig. Eher wellig, zog sich der Track durch ein Tal nach Süd-Osten. Von dort kam der Wind und zwar gar nicht wenig.
Gegenwind mag ich ja. Es war trocken und es wurde schnell sehr warm.
Die Tasche mit den frischen Sachen in Montescaglioso sollte aber zunächst noch schwer erarbeitet werden- eine Rampe führte hinauf in den Ort, die war so steil, dass ich Serpentinen fuhr, um nicht stehen zu bleiben.
Es gab Rasierschaum in meiner Tasche aber leider keinen Rasierer.
Duschen und frische Klamotten- man fühlt sich danach wie neu.
Es war inzwischen sehr heiß geworden- dass mochte Volkers Schlauchreifen nicht, der in der Sonne geparkt war. Ich schaute mir den Wechsel des Reifens genau an- vielleicht fahre ich ja doch mal im Winter mit Schlauchreifen.
Zunächst nördlich über Matera und dann immer Richtung Osten der Küste entgegen. Wir sind jetzt ganz unten am Absatz des Stiefels.
Die Trinkflaschen sind bald leer- es ist sehr heiß hier in der Ebene- jedoch durchfahren wir keine Ortschaften. Bauerngehöfte- keine Wasserspender oder etwa eine Bar. Ich sehe eine Tankstelle etwas abseits vom Track- die Rettung?
Als wir ankommen, sehen wir zunächst eine verwaiste Bar und den Tankwart, der leider kein Wasser hat- nur Benzin.
Also weiter, so langsam wird es eng- ich muss trinken. Die Sonne knallt erbarmungslos und der Gegenwind trocknet mich aus.
Kurz vor San Basilo ein Dorf an der SS100, biegt der Track vorher ab durch die Felder in Richtung Mottola. Wir fahren  geradeaus, um dort unser Wasserglück zu versuchen. Die Oase, finden wir in Form eines kleinen Supermarktes auf einem Parkplatz direkt an der SS100. Ich bestelle ein "pane gigante con prosciutto e formaggio", viel Wasser und Grüner-Apfel- Saft "mela verde" und ein Glas grüne Oliven und das geht alles rein in den Körper - ohne Probleme- so leer bin ich offensichtlich.
Draußen vor dem Laden sitzen wir im Schatten, schlagen uns die Bäuche voll- toll so ein Brevet. Mir geht es richtig gut. Auch der Gedanke, dass wir "nur" noch 52 km vor uns hatten bis ins Tagesziel und dann richtig ausschlafen könnten ,nachdem wir dort abermals in einer Pizzeria uns den Bauch.....




Kurz bevor wir weiterfahren, kommen zwei Fahrer aus Norditalien, beide kurz vor dem Verdursten. Notfallmäßig reiche ich meine Wasserflasche.
Wir bleiben auf der SS100 und auf glattem Asphalt entwickelt sich nun ein Paarzeitfahren- es geht auch anders, stellen wir fest. Bis Mottola kommen wir zügig voran und dann geht es links weg, wieder auf Nebenstraßen bergauf durch ein Naturreservat und später durch die "Trulli"- Gegend. 

Diese einmaligen Häuser, die sich wunderschön in die Landschaft einfügen, bekommen wir nun lange zu sehen. Unser Track führt mitten durch diese ländliche Gegend- wie ein Märchenland. Beim Gucken vergesse ich manchmal, die schlechten Straßen und fahre nicht nur einmal in ein Loch.
Wieder beginnen Füße und Handgelenke zu schmerzen.
Grrr!

Gegen 20 Uhr sind wir dann, so früh wie lange nicht, am Ziel unseres Tages. Zügig bereiten wir unsere Schlafstätte und geduscht geht es dann ins Zentrum zum Pizza essen.

12 h für 180 km sind lang. Wirklich regeneriert bin ich noch nicht.
Bis hierher habe ich etwas mehr als die Hälfte des Brevets (870km) geschafft und dabei ca. 5,5 h geschlafen. Diese Zahl sollte sich in dieser Nacht etwa verdoppeln.
Auch war diese Tagesetappe zwar vom Profil her "facile", jedoch durch große Hitze, andauernden Gegenwind und den schlechten Straßen durchaus anspruchsvoll gewesen.



Der zweite Ruhetag klingt dann so: 
Alberobello- Conversano- Castel del Monte- Melfi
235 km mit 2590 Hm 

Auf dem kurzen Abschnitt bis Conversano war das  Beste, ganz eindeutig, das Frühstück, also die caffè lungo mit cornetti dolci an der Tankstelle am Wegesrand, besser noch als die lange Abfahrt hinunter zur Küste, denn ohne Kaffee geht bei mir nicht viel. Wir saßen pünktlich zum Sonnenaufgang wieder auf dem Rad und wollten möglichst lange die Morgenfrische nutzen.
In Conversano gab es ein zweites Frühstück beim hiesigen Radsportladen.

Gut 50 km weiter dann Altamura, das ist die Stadt des Brotes, "città di pane". Das klingt nach einer ausgiebigen Verpflegungspause. Gleich am Ortseingang, noch in der Steigung hoch zum Zentrum, entdecke ich eine Panetteria- Anhalten, bevor ich, wie so oft, an den besten Stellen vorbei fahre.
Neben der Panetteria gleich ein Früchteladen- ein Verkäufer, der gerade eine neue Kiste Aprikosen aus dem Kühlhaus geholt hat, verteilt diese zur Verkostung.
Er sieht uns wohl an, dass wir eine Erfrischung nötig haben. Drinnen kaufe ich gleich noch weitere dieser frischen, süßen Aprikosen und Tomaten.
In der Panetteria kaufe ich eine Stück einer Brottorte, einer Mischung aus Quiche und Pizza mit Schinken und Käse. In einer Ecke des Ladens kann ich mich setzen mit Blick auf die Straße. Weitere Randonneure kommen... Volker kauft Cola- die gibt es hier im Laden sogar gekühlt. Eigentlich ist noch vormittags aber draußen ist es schon richtig heiß und hier sitze ich gut. Ist doch Ruhetag heute.

Ruhetag heißt heute wohl eher: Speicher auffüllen und dabei locker pedalieren, ohne allzu viele Kalorien zu verbrauchen. Das geht natürlich bei dieser Strecke eigentlich nicht, zudem der Wind mal wieder stark von vorne kommt auf dem Weg durch den Parco alta Murgia. Wir wurden gewarnt: "wind is constant"- (na, immerhin nicht böig!) und es gäbe dort kein Wasser- wilde Hunde habe ich auch nicht entdeckt! Zwei Flaschen reichen aber bis Castel del Monte; das Castel ist schon von weithin sichtbar. 


13:30- Mittagszeit: Hier gibt es eine Verpflegungsstelle mit einem köstlichen Mittagsmenü. Endlich Pasta mit Tomaten, Käse....
Viele Randonneure versammeln sich hier um die hölzernen Tische im Schatten der Pinien.
Auf der weiteren Strecke bis Melfi wird es noch einmal richtig wellig und es gibt tatsächlich ein paar Regentropfen. Die Straßen könnten schmierig werden.
Später hörten wir von einem Sturz in einer dieser Abfahrten.

Dieser Streckenabschnitt ist sehr schön und ich kann die Landschaft genießen.
Der kurze dritte Tag, der "lange" Schlaf, haben mir offensichtlich Kraft zurückgegeben. Heute lief es gut, obwohl wir den ganzen Tag Gegenwind hatten.
Vor Melfi schon konnte man die Berge sehen, in die wir morgen fahren würden und ich freute mich darauf.  
Die Königsetappe würde uns am 5. Tag bevorstehen:
306 km mit 5466 Hm mit dem "Cima Coppi", also dem höchsten Punkt (1472) der Tour und einigen weiteren Pässen über 1000 m.

Doch vorher muss ich noch die Ankunft in Melfi erwähnen.
Applaus! Die gesamte Crew empfängt jeden Fahrer mit Applaus, der es bis hierher (1105 km) geschafft hat. Ein schönes Gefühl. Jeder bekommt einen Helfer zur Seite gestellt, der alle Wünsche erfüllen möchte- zeigt die Duschen, Schlafplätze etc.
Ich habe einen Wunsch: "ich brauche einen Rasierer", denn mein Bart ist inzwischen 4 Tage alt. Da sie hier keinen haben, geht mein "Helfer" extra in die Stadt und kauft mir einen, inclusive Schaum. Ich bin begeistert.
Ich dusche ausgiebig- lasse mir mit Allem Zeit, denn es ist noch früh am Abend.
Auch gönne ich mir eine Massage, die hier angeboten wird.
So sieht ein Ruhetag während eines Super- Brevets aus.
Später treffe ich dann Volker beim Abendessen- Risotto mit einigen Beilagen.
Das "Bett" ist schon gemacht- doch es ist noch nicht mal 22 Uhr- ich setze mich noch, etwas abseits vom Trubel, vor die Turnhalle und genieße den Abend und telefoniere in die Heimat.
Kein Smartphone habe ich mit, kein Foto, kein whattsapp, kein e-mail nutze ich unterwegs und nur wenige haben meine Nummer. Und das ist gut so.


999 Miglia - 5. Tag - Cima Coppi

Melfi- dieser Name steht für mich in Zukunft für den perfekten Rando Point- hier gab es Kaffee, als wir zwischen 3 und 4 Uhr aufstehen. Um 5 Uhr schließt hier die Kontrollstelle und wir wollen unbedingt vorher auf dem Rad sitzen.
Sogar ein kleines Frühstück gibt es.


Danke an das "Team 010 Bike - Melfi", die auch auf Facebook zu finden sind.
Hier sind viele Fotos und Videos veröffentlicht.



Es geht zügig voran in der Morgenfrische. Gut regeneriert hatte ich Lust auf diese schwere Bergetappe. ( 306 km mit über 5000 Hm) Und so sehen die drei Abschnitte im Profil aus:






Der erste Abschnitt ist mit 154 km der Längste. Wir stoppen zwei Mal; zu Beginn in einer kleinen Bar auf einen schnellen Caffe und kurz vor dem Ende der Etappe in einem Ort mit Brunnen und Eiscafe´. Bis Lioni, km 56, gibt es tatsächlich relativ viel LKW- Verkehr, wie angekündigt, doch der hält sich so früh morgens noch in Grenzen. Dann biegen wir ab auf wenig befahrene Straßen. Es rollt gut und zügig kommen wir voran. Dann wird es auch wieder heiß und das Wasser knapp. Es ist nicht mehr weit bis Morcone- doch dann kommt ein Ort mit einem Brunnen und einem Schatten spendenden Baum und gegenüber eine Bar. Wir bestellen einen großen Eisbecher. Viele andere Randonneure halten hier an. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Fahrer auf einer langen Strecke doch in Etwa das gleiche Tempo haben. Wir sehen immer wieder die gleichen Leute; da waren die zwei Bayern Horst und Daniel, der Holländer mit einer Gruppe Italiener, die große Gruppe Italiener, in der auch zwei ältere Frauen mitfuhren, der Fixie- Fahrer aus Australien,  der eigentlich aus St. Petersburg kommt.....

Horst und Daniel aus Bayern

Sergey mit seinem Fixie



Der Rando- Point in Marcone ist ein Urlaubsresort mit englischem Rasen, der mit Wassersprenglern befeuchtet wird. Bei der Mittagshitze hätte ich große Lust mich darunter und anschließend in den Schatten zum Schlafen zu legen. Ich entscheide mich jedoch, nach einer guten Pasta, gleich weiter zu fahren. Die Königsetappe ist noch lang und die richtig schweren Steigungen bis zum Dach der Tour, dem Passo Bocca della Selva  kommen erst. Noch fühle ich mich gut- also los und rein in den ersten Anstieg, der gleich vom Rando- Point aus beginnt: 11 km mit durchschnittlich 6,1 %-dabei relativ gleichmäßig. Ich finde einen guten Rhythmus und als ein Fahrer mit TCR- Trikot von hinten kommt und vorbei fährt, habe ich Lust mitzugehen. Wir kommen ins Gespräch über TCR und die neue italienische Grand- Tour Serie und dabei stellt sich heraus, dass Mario der Organisator der Alpi 4000 ist, die im nächsten Jahr stattfinden soll. Start und Ziel ist in Bormio seinem Wohnort. Als er wenig später das Tempo erhöht, denke ich, er hat wohl genug geredet. Ich fahre nicht mit- es wäre sicher dumm von mir, hier über meine Verhältnisse zu gehen- Lust  dazu hätte ich gehabt.
Von diesem Pass hinunter verliert man nun rasch etwa 350 Höhenmeter. Die Kurven sind nicht sehr eng, so dass ich das Rad, ohne zu bremsen, laufen lassen kann. Darauf folgt der nächste Anstieg, 7 km lang mit 7,7% auf 1472 m. Dies ist der höchste Punkt der 999. Von hier aus sind es nur noch knapp 30 km bis Letino, dem nächsten Rando Point. Ein Franzose schließt sich uns an- der Akku seines Navigationsgerätes ist leer. Da er in den Steigungen eher langsamer unterwegs ist, bekommt er das Hundeproblem nun ab.
Am Rando Point Letino (ich hinten rechts?)



Aus dem Roadbook:

From Morcone, you must choose between taking the crowded freeway in the direction of Isernia or climbing the large Matese mountain chain, which today has become a park and a place of refuge for all kinds of fugitives. The chosen course takes you up the 1472-meter climb to Bocca della Selva, a former ski station, which is the “999 Cima Coppi”. It is recommended you do not attempt to pass over the Matese alone at night. Wild animals including wolves and eagles populate the area. It is best to stop at Bocca della Selva where you can find food and a bed at Rifugio Montano. The scenery of the plateau is stunning as it cradles the beautiful glacial lake for 20 kilometers. In the village of Letino, where is still alive the memory of the 1877 anarchist risings led by Malatesta and Cafiero, you will find many different Bed & Breakfasts as well as healthy and natural foods provided by pro Loco at Mulino di Patino, located along the Lete river.



Als wir Letino verlassen ist es ca.  19 Uhr. 208 km mit knapp 4000 Hm liegen nun heute hinter uns. Ich fühle mich immer noch gut- mit den zwei Regenerationstagen haben wir scheinbar alles richtig gemacht.
Die verbleibenden 98 km haben zunächst eine lange Abfahrt und später dann drei lange Anstiege zu fahren- drei mal über 1000 m Höhe in den National Park der Abruzzen. Pescasseroli würden wir in dieser Nacht erreichen - so viel war sicher- wann, das war mir dabei relativ unwichtig.
An einen Zwischenhalt kann ich mich nicht erinnern. Irgendwann in der Nacht erreichen wir bei km 60 den ersten Pass. Mein Scheinwerfer beleuchtet einen Randonneur am Straßenrand und ich erkenne gleich das Rad. Stefan, rufe ich freudig überrascht.
Er wirkt müde, berichtet von Reparaturen an seinem Rad. Bis auf einen kurzen Caffe, den Stefan in einer Bar im nächsten Ort nach der Abfahrt trinken will, bleiben wir nun zusammen bis zum Rando Point. Zu Dritt fahren wir nun durch den National Park- Bären gibt es nur auf den Schildern. Alleine hätte ich mich vielleicht nicht so sicher gefühlt. Es ist schön, so durch die Nacht zu fahren und dennoch sehnen wir alle die Kontrollstelle herbei, an der wir schlafen werden. Es zieht sich noch hin und erst gegen 3 Uhr sind wir endlich dort.
Jeder kümmert sich jetzt nur um sich selber- sieht zu, dass er in die Waagerechte kommt.
Wir sehen uns erst morgens wieder. Ich finde einen Platz auf einem Tisch im Flur des ersten Stockwerkes. (Der Schlafsaal riecht nicht so gut.) Darauf lege ich meine Luftmatratze - das Kopfende so, dass ich aus dem Fenster die Sterne sehen kann.
Ein schöner Tag geht zu Ende, denke ich, aber nicht für lange.



Produktinformationen "Thermarest NeoAir XLite marigold"


Unsere Matten der Reihe Fast & Light sind die erste Wahl für Alpinisten und Rucksackwanderer, die kein Gramm zu viel Gepäck mitführen wollen sowie für alle, die pro Gramm möglichst viel komfort haben wollen.


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999- Arrivo a Roma

Schlafen war auch nicht für lange, aber die Sterne waren nicht mehr zu sehen, weil es hell war. 3 h Schlaf sollten reichen, für diesen letzten Tag 999. Und dann waren da ja auch noch meine gebuchten Züge. Es ging dem Ende zu - die Gedanken waren immer öfter dort. Die letzten 198 waren mit 1700 Hm vergleichsweise einfach.
In den Abruzzen sollten wir zunächst noch einmal hoch bis auf knapp 1400 m.
Schade, dass wir die Abruzzen fast nur im Dunkeln erlebten.
Landschaftlich ist die Strecke auf den ersten 2/3 noch einmal richtig schön; zum Beispiel diese landirtschaftlich stark genutzte Ebene, wo ein Wassersprengler dem anderen folgte. Begleitet von den Dieselmotoren der Pumpen.
In Castel di Tora aßen wir unser "last supper", wie es im Roadbook stand.
Weitere Stopps gab es, wenn ich mich richtig erinnere, nur noch einmal.
Ich bestellte einen Grappa, um auf das Ende der Tour an zu stoßen. Das Glas war gut gefüllt- 4cl- so dass, ich einen für mich und einen für meinen Vater trinken konnte, der heute, Geburtstag gehabt hätte.
Wenn ich hier nicht von den letzten Kilometern berichte, so liegt das nicht an dem Schnaps, sondern an den schlechten Straßen, wo wir uns nicht, wegen der vielen Autos, die beste Spur suchen können.
17:40 Uhr, endlich im Ziel. Die Ankunft ist relativ unspektakulär. Der letzte Stempel, eine Medaille, eine Urkunde und.....was nun?
Als ersten treffe ich Björn und dann auch Klaus und Tom- wir gratulieren uns gegenseitig.
Aber ich bin sehr kaputt nun und will erst einmal Ruhe und duschen.




Mir geht es dann schon besser, als wir bei Pizza und Bier vor der Bar des Mirage Clubs sitzen. Weitere Finisher setzen sich zu uns, Horst und Daniel, Mario und Danilo.

v.l.: Danilo, Sergey, Mario
 Mit Mario verabreden wir dann, vielleicht etwas voreilig, den Start in Bormio 2018 und den Besuch in Danilos Eisdiele in Ulm.
Volker im Ziel
Aber, so sind wir uns einig, wollen wir uns diesmal die Strecke vorher genau anschauen. Mit dem Taxi fahre ich zum Bahnhof Roma Termini und mit dem Nachtzug nach Verona. So würde ich meine gebuchten Züge (9:00 Uhr Verona- München....) noch erreichen.
In Verona habe ich ca 3 h Aufenthalt und was soll ich tun dort, außer zu Fuß die Stadt erkunden- still sitzen kann ich nicht.
Im Zug nach Hause wechseln Schlaf- und Wachphasen etwa stündlich.



Hier kommen noch Fotos rein und evtl noch ein Nachsatz, mal sehen

Ciao





Sonntag, 23. Juli 2017

999 MIGLIA: UN SUCCESSO CHE CONFERMA LA GRANDE IDEA DELL’ITALIA DEL GRAND TOUR


La 999 Miglia 2017 è stato un successo da tutti i punti di vista.

lies mehr

999 MIGLIA - I NUMERI
  • 1608 km
  • 21.000 m di dislivello
  • 367 iscritti 
  • 120 iscritti stranieri
  • 26 nazioni e 5 continenti rappresentati
  • 270 partenti (191 BRM + 79 BRI)
  • 161 Brevettati BRM (entro le 150 ore)
  • 58 Brevettati BRI (entro le 168 ore)
  • 55 Non brevettati (di cui 30 hanno proseguito autonomamente impiegando più giorni)
  • 86 ore tempo minimo impiegato
  • 17 Controlli lungo il percorso + Roma
  • 18 Ristori + 2 improvvisati
  • 15 Ricoveri con servizi
  • 21 ASD locali coinvolte
  • 128 città e centri storici attraversati
  • 6 regioni interessate
  • 400 volontari coinvolti in un arco di 7 giorni e 7 notti (tutti con la T-shirt 999 Angels)
  • 3000 fotografie scattate dai partecipanti
  • 6000 piccoli adesivi sistemati per segnalare il percorso 
  • 99,9 € costo iscrizione base