Donnerstag, 27. Mai 2021

HolyGravel Spring Edition 2021

 


Prolog:

HolyGravel ist ein Cross-Brevet. 

Neudeutsch nennt man diese Art der Veranstaltungen "Gravel" , wie auch der Eifel-Graveller, obwohl da nur anteilig etwas Gravel (=Schotter) drin ist.

Passender finde ich den Begriff "Cross-Brevet" den wir vor Jahren prägten; eine Langstrecke, die mit geländegängigen Rädern gefahren werden kann.

Das ist auch passender zum Track, der doch viele, teilweise technisch anspruchsvolle Single-Trails enthält.

Die erste Hälfte der kürzeren Strecke führt größtenteils auf dem Fernwanderweg E1, die mir ja gut bekannt ist und sie führt nach ca. 200 km durch Eutin, wo ich zu Hause bin. So war ich beim ersten Holygravel, am 1.11.2019, dem kältesten Tag des Winters 19/20 hier geplant ausgestiegen.

Im Dunkeln durch den Wald wollte ich nie wieder crossen, nachdem ich mir bei einem 24 h MTB - Rennen  die Schulter verletzt hatte. 2019 war ich auch prompt gestürzt, kurz nachdem es dunkel wurde- zum Glück ohne Folgen.

Bei 16,5 h Tageslicht jetzt zu Pfingsten würde eine Fahrt im Dunkeln zumindest am ersten Tag nicht notwendig. In der zweiten Nacht wollten Klaus und ich sheltern, oder mal sehen, vielleicht, entgegen meiner Vorsätze, auch durchfahren.

Dafür würde ich auf jeden Fall gutes Dynamo- Licht benötigen. Doch es kam dann etwas anders: das Laufrad wurde nicht rechtzeitig fertig, weil ich die Speichenlänge falsch berechnet hatte. Außerdem musste Klaus am Samstag zur Impfung und somit würde für ihn der weitere Verlauf fraglich.

Ohne vernünftiges Licht würde ich auf gar keinen Fall nachts fahren- so viel stand fest. Mit Tageslicht also bis gegen 21:30 würden wir auch nicht all zu weit kommen, wenn wir erst gegen Mittag nach dem Impftermin starten.

Oft hört man die Profis sagen "Ich schaue von Tag zu Tag"- und so wollte ich es dann auch halten und machte mir keinen Plan ins Ziel zu fahren.

Überhaupt gab es ja Corona bedingt keinen Massenstart- jeder startet wann und wo er will und ob überhaupt ist auch eine Option, wenn die Wetterprognosen ungünstig sind. Und das waren sie- für das gesamte Pfingstwochenende vorhergesagt.


Klaus und ich verkündeten unseren Start für  Freitag um 08:00 Uhr am HBF in Hamburg .

So ähnlich sollte die ursprüngliche Startzeit für den Massenstart sein und wir erhofften damit, doch einige andere Fahrer zu treffen und möglicherweise ab der Grenze zu Schleswig - Holstein eine Gruppe zu finden.

Man solle Fotos schicken zur Kontrolle (?).

Das Ziel ist am Bismarckstein in Hamburg Blankenese. Genießt die letzte Auffahrt und macht oben ein schönes Foto von euch, von der Aussicht, vom Stein oder von eurem Rad – am besten alles zusammen.
Auf jeden Fall möchten wir auch Fotos von Euch beim Überqueren des Nord-Ostsee-Kanals auf der Hochbrücke in Kiel und von der Fähre. Und am Strand und überhaupt Fotos und Geschichten. Bei Insta, Facebook, Spotwalla, WhatsApp und natürlich auf Strava #holygravel

Kontrollen, ob Stempel o.ä., gehören für mich einfach dazu, dass hatte ich erst kürzlich beim 300er im Breisgau gemerkt. Dazu melde ich mich extra bei Insta an und machte auch gleich das erste Foto vom Start am HBF. So fühlten Klaus und ich uns gleich hip, denn Klaus meinte, das wäre viel wichtiger als das Fahren bis ins Ziel.

Warum nicht, da wo es schön ist, einfach bleiben und dies in den sozialen Medien kundtun.

Wir fanden es am Bahnhof nicht so schön und starteten zunächst neutralisiert in Richtung Entenwerder, wo Bernd und Knut mit der Startnummer 666 und einem Obstler auf uns warteten. Das war nett und mit Abstand verabschiedeten sie uns auf die Strecke.

 

Day 1

Ich hatte richtig Lust zu fahren und so fuhren wir zügig der Sonne entgegen auf bekannten Wegen. Ja, die Sonne war tatsächlich zu sehen ganz entgegen den Wetterprognosen. Gegen 11 Uhr fing es dann dann auch an zu schütten. Recht kräftig, so dass die Wege gleich überflutet und wir komplett durchnässt waren. Ich hatte sogar Regenklamotten dabei, die hielten zwar nicht trocken aber warm. Und so ließen wir uns nicht aufhalten- hielten nur einmal bei Lars und Britta, die wir beim Fischbrötchen- Brevet kennengelernt. Sie hatten sich in einem Carport untergestellt. Es war ihre erste mehrtägige Gravel-Tour. Jetzt bei den schlammigen Wegen sahen wir immer wieder Spuren von Fahrern vor uns- das motivierte zusätzlich das Tempo etwas zu erhöhen. Durch meine Brille konnte ich bald nichts mehr sehen- steckte diese ins Trikot, bevor wir an den Wurzel-Trail im Hellbachtal kamen. So oder so blind crossten wir über die nassen verschlammten Wurzel und auch das machte Spaß. Kurz dahinter überholten wir weitere 3 Fahrer, die , wie wir auch in Mölln, bei km 90, pausieren wollten.





K1 - Bäcker in Mölln - Fr 12:30

 

Kaffee und Kuchen im Doppelpack und ca. 25 Minuten später waren wir wieder

auf dem E1- Ratzeburg, dann entlang des Sees zum Drägerweg und Wakenitz. Bevor wir die letzte Siedlung Lübecks 2 h später wieder verließen, füllte ich meine Flasche in einem Döner-Laden auf, weil ich das in Mölln vergessen hatte. Das ging schnell, denn wir wollten uns nicht jetzt schon wieder aufhalten so kurz vor dem Herrentunnel. Obwohl wir wie die Wildschweine aussahen, waren sie hier sehr freundlich und hilfsbereit. Seit Mölln hatte es keinen Regen mehr gegeben und es sollte bis ins Ziel trocken bleiben. Inzwischen waren wir auch trocken gefahren- nur die Füße blieben nass. Immer noch machte es Spaß über die Trails zu brettern.


K2 - Shuttelbus am Herrentunnel 15:17



Eine zweite Pause machten wir dann in Ratekau (km150) an einer Eisdiele gegen 16:00. Wir hatten es nicht eilig weiter zu fahren, bis 2 Graveller an uns vorbeifuhren. Ganz unbewusst und ohne uns abzusprechen saßen wir alsbald auf den Rädern. Nun hatten wir wieder Spuren vor uns..Huui! Kurz vor der kleinen Brücke über die Schwartau hatten wir sie dann überholt. 

In Neustadt habe ich leider das Kontrollfoto vergessen, obwohl es garade hier in Oevelgönne, so kurz vor Eutin, nicht einfach war noch einmal in Richtung Osten abzubiegen.


K4 - Liebestempel Eutin 18:51


Der Liebestempel wurde nun nicht, wie empfohlen, zu meinem Shelter.

Nach 200 km konnte ich zu meinem nahe gelegenen Zuhause fahren

Daylight- Finish #1


Day 2

 

10:15 hatte Klaus seinen Impftermin. So konnte ich noch in Ruhe in der Sonne auf der Terasse frühstücken. 

Im Sommer 2012 konnte ich von hier aus auf das FLXHH- Nachtlager blicken.

Die Sonne schien, so ,wie sie es ja auch gestern morgen schon gemacht hatte. Es schien, als ob ein weiterer perfekter Tag auf dem Rad begann. Doch der Schein trügte, denn die Wetter- App prophezeite eher herbstliches Wetter mit Sturm und Regen. 


K5 - Sa 10:36 Eutin Stadtbucht

Nach ca 15 h Pause startete ich erneut an der kleinen Meerjungfrau Eutiner See.

Erholungsprüfung "gut" verkündete Angelas Garmin, die mich bis Malente auf ihrer Trainingsrunde begleiten wollte. Meine Beine fühlten sich auch gut an. Würde ich den "Guten Flug" am Kellersee heute fahren können?

An meinem Rad hatte ich heute eine Gepäcktasche mit Schlafsack und Wechselklamotten, wasserdicht verpackt. Daran lag es nicht, dass ich absteigen musste- die Chance ist 50/50 und ist meistens eine Frage der Konzentration.

In Malente am Bahnhof verabschiedeten wir uns und ich begrüßte Klaus, der pünktlich auf dem Parkplatz stand, als es anfing zu regnen. Wir stellten uns unter und hatten es nicht so eilig weiter zu fahren. Der Dauerregen begann und es wurde nur zeitweise etwas trockener. In Plön schon sprach ich vom Kaffeetrinken- ich war etwas müde. Doch Klaus wollte alsbald keine Pause machen- vielleicht in Kiel. Naagut! Doch dann hatte Klaus in Preetz schon einen Platten und ich meinen Kaffee, da ganz in der Nähe ein EDEKA geöffnet hatte. Der Wind war kalt, deshalb stellte ich mich mit dem Kaffee in die Bankfiliale und schaute beim Flicken zu. Entlang der Schwentine machte das Fahren dann auch gleich wieder Spaß, bis wieder einmal abrupt zum Stillstand kamen. Klaus saß in einer Wildschwein- Kuhle und schüttelte sich. Vor einer stark verwurzelten Abfahrt hatte ich gezögert und ihn damit ausgebremst. Klaus nahm dann den Umweg über eine kleine Anhöhe mit noch steilerer Abfahrt und stieg über den Lenker ab, konnte jedoch nicht auf den Füßen bleiben.....

Er zog sich bei der Landung eine Rippenprellung zu, die wohl sehr schmerzhaft war.

K6 - Bülk 16:45
So fuhren wir dann weiter- Klaus mit Schmerzen- vom Regen begleitet, entlang der Schwentine, durch Kiel, Altenholz, auf verschlammten Trails bis zum
Leuchtturm in Bülk. Kurz vorher hielten wir noch an einem Kiosk für einen zweiten Kaffee am Strand.

Nach dem Foto und anschließendem Hochladen bei Insta musste ich aufholen, denn Klaus war "langsam" vor gefahren. Es machte Spaß  mit Vollgas durch die überfluteten, schlammigen Trails zu brettern. Es dauerte, bis ich Klaus einholte- kurz bevor der Track an der Steilküste entlang auf den verwurzelten Trail führt. Dieser Abschnitt ist im Trockenen schon anspruchsvoll.

Manchmal mussten wir absteigen. Klaus hatte dabei wohl arge Schmerzen und konnte nicht im Stehen fahren. Ich musste immer wieder mal warten. 

Am Campingplatz bei Suhrendorf öffneten sich die Wolken nun vollständig. Alle Straßen, Wege waren überflutet. Später landeten wir im Sand- denn der Track führte über steile Treppen hinauf. Wir sahen ein, dass wir am Strand nicht weiter kamen und schleppten die Räder die Treppen hoch- das hat Klaus dann wohl den Rest gegeben, denn in Jellenbek verkündete er seine Rückfahrt zum Bahnhof Kiel.

(17:46)

Und ich überlegte, bis zu welchem Bahnhof ich wohl fahren könnte.

An ein Übernachten draußen, war gar nicht zu denken. Bis Felde wollten wir eigentlich fahren- dort in den Zug steigen und am Sonntag dort wieder einsteigen. Das wären ca 230 km geworden heute und am Sonntag wäre dann "nur" noch ein Rest von 170 km. Doch es gab da noch den Bahnhof in Rendsburg der nicht weit entfernt vom Track lag und Eckernförde, wo ich bald hinkommen sollte. Ich rechnete und insbesondere, als mir auffiel, dass ich gar kein Rücklicht dabei hatte, überlegte ich ernsthaft, wie weit ich es heute im Hellen würde schaffen können. Die Hüttener Berge wollte ich schon noch hinter mich bringen- sonst würde die Strecke am Sonntag echt lang. 

Den Track von hier aus bis Eckernförde mit seinen Sand- und Tragepassagen kannte ich sehr wohl und hatte ihn nicht ohne Grund bei FLXHH rausgenommen.

Ab Eckernförde (18:45) lief es dann aber auch wieder besser und ich konnte hochrechnen, dass ich es wahrscheinlich im Hellen bis über den Aschberg, also dann bis zum Bahnhof Rendsburg schaffen würde.

Sonnenuntergang gegen 21:30- also in 3 h würde es dunkel sein.

Hinter Fleckeby begannen die Rampen, die ich oft nur im kleinsten Gang hochwürgen konnte. Meine Beine fühlten sich nun doch recht müde an- das Brettern war vorbei. Auch bergab musste ich nun vorsichtiger sein, weil meine Bremsklötze, die ich morgens erst gewechselt hatte, schon wieder starken Verschleiß zeigten. Ein Nachstellen zumindest hinten war wegen des Gepäckträgers nicht so schnell gemacht. 

Ich hatte ja den Sonnenuntergang im Nacken.

K7- Heidberg 20:09

K8 Aschberg 20:45

Heidberg und Aschberg waren dann wieder bekannt durch den X- Weg.

Ich fürchtete schon den letzten Aufstieg, den ich sehr steil in Erinnerung hatte- doch heute ging es hier hinunter. Der Aufstieg auf Asphalt. Schon manches Mal habe ich nach langen Offroad- Strecken den Erfinder des Asphalts gepriesen.

Kurz vor 21 Uhr bin ich unten an der Straße und schaue auf die Uhr und auf den Zugfahrplan. In einer halben Stunde ist Sonnenuntergang und 21:51 fährt ein Zug Richtung Kiel. 14 km sagt Google- das ist machbar aber ich durfte nicht lange überlegen oder bummeln.

Ich entschied mich für die Hauptstraße mit Radweg. Die Beine waren leer.

So würde es noch knapp werden. Zum Glück kenne ich mich in Rendsburg gut aus und erreichte den Zug kurz vor Abfahrt.

Im Zug zog ich mir gleich die trockenen Klamotten an und mir wurde warm.

Nicht auszudenken, wenn ich noch eine Stunde hätte warten müssen.

daylight- finish #2

Zu Hause dann Badewanne, essen und den Giro den Zoncolan hochfahren lassen....

 

Ähnliche Fahr- und Standzeiten,
wie am ersten Tag- nur 30 km weniger


 weiter gehts im nächsten blog

 


Mittwoch, 26. Mai 2021

Holy Gravel Spring Edition- Day 3 and Finish

Ich guckte nicht schlecht, als Klaus um 06:35 in Malente am Bahnhof stand.

Damit hatte ich nicht gerechnet. So fuhren wir beide mit der Bahn über Kiel, wo wir uns mit Kaffee und Gebäck versorgten,  nach Rendsburg um "frisch" wieder auf den Track zu gehen. Die ersten Kilometer würden einfach sein- entlang des Kanals mit kräftigem Rückenwind. 

Neutralisierter Start am Bahnhof RD um 08:11

Klaus hatte das Rad gewechselt und fuhr nun sein Kocmo mit dicken, komfortableren Reifen. Würden diese Reifen die Schmerzen im Rücken mildern?

K9- Am NOK- Sonntag 08:30

Auf Spurplattenwegen flogen wir nur so dahin- der Wind war wirklich kräftig.

Schade nur, dass der Track zunächst einmal für ca. 30 km in Richtung Osten führte- Hamburg aber im Süden liegt.

Die Absätze in den Betonplattenwegen störten hierbei kaum.

K10 Fähre Landwehr 09:35

Südlich der Fähre begannen für mich unbekannte Wege. Sehr schön. In Westensee zerreißt Klaus seine Kette ohne ersichtlichen Grund. Er hat keinen Kettennieter dabei und meint das wäre ein Zeichen- wofür auch immer!? Wir standen vor einer alten Steinkirche mit einem schönen Blumen-Vorgarten.


Ein Zeichen von Freundschaft, vielleicht; denn ich mache mir die Finger dann schmutzig, als ich merke, dass Klaus sich kaum zur Kette hinunterbücken kann vor Schmerzen. Mit meinem Kettennieter, den ich zum Glück, meistens nur für andere nutze. Ich rede so etwas von Kindheit im katholischen Westfalen aufgewachsen, wo man immer das macht, was gemacht werden muss, getreu dem Motto: Nützt-ja-nix....naja, schon bemerkenswert dieser Stopp- vielleicht doch ein Zeichen? Lieber wäre mir wohl eine Pause vor dem Cafe "Zeit" gewesen, wo es guten Kuchen geben soll.

Wir fahren dann weiter über den Kieler Berg, 94m, bis Groß Vollstedt, wo Klaus erklärt, er wolle nun die "Zeichen" ernst nehmen und zum Bahnhof fahren.

Die Schmerzen im Rücken, Nebenwirkungen der Impfung.....ich fand es auch vernünftig. Nortorf wäre wohl der nächste Bahnhof, dort wo Klaus schon Zeit beim ersten Holy Gravel verbracht hat.

Später erfahre ich, dass er mit dem Wind auf der Straße noch bis nach Hause gefahren ist und noch später, dass 2 Rippen gebrochen waren. 

Der Track war nun weniger anspruchsvoll und das war gut. Zügig kam ich nun voran. Das Ziel war es möglichst schnell jetzt die Eisdiele in Aukrug zu erreichen, wo ich meine erste Pause machen wollte.

K11- Aukrug km 81- 13:03 Uhr

In der Sonne sitzen, ein Eis und einen Kaffee- Ah, das tat gut. Auch ein Telefonat mit meiner sportlichen Leitung über eine 1/2 h....diese Pause behalte ich in bester Erinnerung. Holy Gravel würde nun bald zu Ende gehen- ich hatte es jetzt gar nicht mehr eilig- war einfach nur unterwegs.....die beste Pause meines Lebens.

Südlich von Aukrug traf ich wieder auf den Track- ich hatte diesen wegen der Eisdiele etwas abgeschnitten und fand es gar nicht schlimm :-)

Ich kam nun ins Tal der Stör- auf Schotterwegen und einem schönen Trail direkt am Fluß, ging es immer weiter Richtung Hamburg. Vor Barmstedt, wo ich eine weitere Pause machen wollte, tauchten dann immer öfter Betonplattenwege auf, die ich ja nicht so gerne mag.

In Barmstedt bei km 137 fand ich dann aber nichts- Eis wollte ich nicht, auch keinen Döner, so fand ich dann nur ein Kiosk, wo ich eine Cola trank. Zu essen hatte ich auch noch in meinen Trikottaschen.

Im Ziel Sonntag 19:10 Uhr
Südlich Barmstedt dann vermehrt Spurplattenwege, die mir langsam auf den Nerv gingen. Dann gab es auch noch den Schauer des Tages. Ich stellte mich zwar in einem  Carport unter aber die Straßen waren so nass, dass ich nach diesem Schauer wieder mal komplett durchnässt war. 

Jetzt wollte ich nur noch ankommen und auch keine Betonplatten mehr.

Das Ziel erreichte ich dann um 19:10 Uhr. Jedoch den Bismarckstein konnte ich nicht finden. Den ganzen Park habe ich abgesucht- und ich war mal ein guter Geocacher!

Dort wo der Track endet (siehe Garmin) war nur dieser Baum, in den ich jetzt nicht reinklettern wollte !? Passanten konnten auch nicht weiterhelfen. 

Weiter fuhr ich zum HBF, wo wir vor 2 Tagen 11 Stunden und 42 Minuten gestartet waren.

Daylight-Finish #3

20:06 saß ich im Zug und freute mich über 3 schöne , anspruchsvolle Gravel-Tage.

Von der Anstrengung her, hatte ich die Tour gründlich unterschätzt und ich brauchte eine gute Woche um zu regenerieren.  











Mittwoch, 5. Mai 2021

Landkreis-Brevet der ARA Breisgau 24.04.21

Veranstaltungen im eigentlichem Sinne gibt es ja zur Zeit nicht.

Organisierte Radtouren können nur unter besonderen Bedingungen und Regel konform durchgeführt werden. Und so hatte ich das Glück an einem der seltenen Brevets teilzunehmen, dem 300er der ARA Breisgau. 

Böllchen II, so die ursprüngliche Bezeichnung, war als einziger Brevet noch nicht ausgebucht, als ich mich informierte und daraufhin auch gleich anmeldete.

Und ich sah auch gleich, woran das lag- dieser 300er hatte viele Höhenmeter und sollte vom Schwarzwald in die Schweiz und zurück über Frankreich führen.

Das Datum passte perfekt zu unserem Verwandschaftsbesuch (I- Grades) .

Es war dann schnell klar, dass wir nicht ins "Ausland" fahren dürften.

Aus "Böllchen II" wurde der "Nordschwarzwald- Brevet". Dieser bekam dann verschärfte Kontrollzeiten, wegen der neuen Ausgangssperren, sodass wir diesen Brevet mit einem Schnitt von 19,5 km/h fahren müssten, um rechtzeitig (21 Uhr) wieder aus dem entsprechenden Landkreis hinaus zu sein. Bei den Höhenmetern wäre es für mich wahrscheinlich eng geworden.

Der Landkreis Freiburg und Breisgau/Hochschwarzwald hatte keine Ausgangssperre und so machten sich die Organisatoren daran, sehr kurzfristig noch einen "Landkreis"- Brevet auf die Beine zu stellen.

Danke, an dieser Stelle für die vielen Mühen!

Individualsport im Freien mit maximal einer Person aus einem anderen Haushalt.

Also keine Veranstaltung sondern viele Individual- Sportler, die die gleiche Strecke absolvieren. Anmeldung und Kontrollen- alles kontaktlos mittels digitaler Brevet- Karte. Startzeiten waren wählbar von 4 Uhr morgens an im 10 Minuten Takt.

Ich wählte meinen Start um 07:05 , also kurz nach Sonnenaufgang.

Im Hellen im Ziel zu sein, hielt ich für sehr ehrgeizig, bzw. kaum machbar (für mich)

Deshalb entschied ich mich für das Laufrad mit Nabendynamo- ich musste mich entscheiden, da wir mit der Bahn anreisten. Auch dies eine gute Entscheidung im Übrigen- sehr bequem, schnell und kostengünstig.

 

Auf den "Startstempel" musste ich zunächst etwas warten, denn meine digitale Brevet-Karte wurde Punkt 07:05 erst freigeschaltet. Das Hochladen meines Standortes (GPS- Daten) und das Startfoto funktionierte gleich ohne Probleme und so machte ich mich alleine auf den Weg. Ich dachte so würde es bis zum Ende bleiben und ich freute mich darauf. Entlang der Dreisam führt ein Radschnellweg in Richtung Westen aus der Stadt. Schon bald hatte ich zwei Fahrer ein- und überholt. Es rollte gut bis wir am Kaiserstuhl eine lange Rampe hinauffahren mussten. Die erste von vielen steilen Rampen, wie ich wusste.
 
 
Das Profil hatte ich am Morgen bei Tee und Toast noch einmal studiert.
 


K1 war am Stadttor eines kleinen malerischen Ortes am Ende der ersten Abfahrt.



 

Anschließend folgten ca. 40 flache Kilometer bis zu einer weiteren kleinen Rampe kurz vor K2. 

Über das Profil des Brevets machte ich mir keine Sorgen: es gab zwei lange Auffahrten, die beide nach der ersten  Hälfte des Brevets hinter mir liegen würden.

Der erste davon, beginnend bei km 100, war der schwierigste, steilste Anstieg. Openrunner zeigte einige Abschnitte >15% an. Durchgängig sehr steil. Aber zu dem Zeitpunkt wäre ich noch frisch und dazu wollte ich bei km 70 meinen ersten Kaffee trinken, so mein Plan. In Auggen an der B3 sollte es eine Tankstelle geben.

Doch es kam  etwas anders- bei km 40 etwa traf ich Jannik. Jannik will einen Bericht über seinen ersten 300er schreiben und war neugierig- auch auf meine Erfahrungen. So erzählte ich viel und die flachen Kilometer rauschten nur so dahin.

In Auggen wollte ich dann gar nicht stoppen- ich verschob die Kaffeepause auf Kirchzarten als Belohnung für den ersten langen Anstieg.


 

Hinter K2 änderte sich das Profil, wurde abwechslungsreicher.

Wir fuhren überwiegend auf kleineren Straße durch die Weinberge des Markgräflerlands. Es gab einige Ortsdurchfahrten. Hübsche Gegend hier.

Kurz vor Staufen bogen wir ab ins Münstertal - von nun an ging es stetig bergan.

In Münstertal links weg den Stohren hoch- nie gehört. Ich hab das jetzt mal gegoogelt:

Der  Stohren  ist nicht ohne Grund ein gefürchteter Anstieg. Sogar Radprofis meiden ihn wenn die Form noch nicht ausgereift ist. Vom Münstertal aus kommend geht es links in die Steigung die sich auf 5 km mit ca. 18 % in Richtung dem Ort  Stohren  windet. Der  Stohren  ist die Verbindung vom Münstertal hoch in Richtung Schauinsland. Nach der Ortsdurchfahrt  Stohren  nimmt die Steigung von den Prozenten her ab und wird etwas humaner Dieser Berg ist ein Muss für alle die, die eine Herausforderung suchen.Quelle

Wenn ich das gewusst hätte....

Gut gewählt vom Streckenplaner, diesen Berg an den Anfang zu legen.

Und so hatte ich ohne den nötigen Respekt und mit noch frischen Beinen, wenig Probleme. Die Übersetzung 34/30 hat gerade so gereicht und manchmal habe ich mir eine kürzere gewünscht. Irgendwie erinnerte mich der Anstieg an den Mortirolo und nun weiß ich auch warum.

Außerdem wartete ja noch der Kaffee in Kirchzarten, doch als wir dort ankamen, lief es gerade so gut, dass wir schon bald den Ort  verlassen hatten und schon waren wir drin im nächsten Anstieg zum Thurnerpass. 

Immer noch waren wir zu zweit unterwegs. Jannik war im Anstieg etwas schneller als ich- doch meistens folgte darauf eine Kontrollstelle, an der wir uns wieder trafen und dann gemeinsam in die Abfahrt stürzten. Hier oben war es landschaftlich wunderschön- Schwarzwald aus dem Bilderbuch.

Mit dem Wetter hatten wir im Übrigen auch richtig Glück. Hatte ich am Morgen noch gefroren- es hatte gefroren in der Nacht, so schien tagsüber durchgehen die Sonne und es wurde richtig warm. So konnte ich die Fahrt nun richtig genießen. Auch lag das Schwierigste, die zwei langen Anstiegen  hinter uns.



 

Vom 4. Kontrollpunkt waren wir zu fünft mit Abstand los gefahren und es ergaben sich nun abwechselnd auch einige kurze Gespräche mit anderen Randonneuren.

In der Abfahrt, ich fuhr vorne, meinte ich einen Pfiff gehört zu haben. Ich drehte mich um und keiner folgte- da fiel es mir ein, dass hier bei km 160 eine Kontrollstelle sein sollte. Zum Glück war ich nur wenige 100 m vorbei gefahren, denn die Abfahrt war steil. 

An einem Gasthof standen, saßen Randonneure und tranken mit Abstand Bier. Die  Organisatoren hatten eine Kühlbox platziert und eine Spendenbox- alles kontaktlos. 


 

Etwas anders war dieser Brevet und doch war es Brevet fahren, wie ich es liebe.

Im Grunde alleine fahren und hin und wieder Gleichgesinnte treffen, die das gleiche Ziel haben.

Ich hielt mich nicht lange auf, denn nach der Abfahrt wartete der (erste!) Kaffee in Titisee, den ich jetzt auch nötig hatte. Wir hielten gleich am ersten Cafe', bestellten ein großes Stück Kuchen dazu. Wieder kamen andere Randonneure.

Wir tauschten uns aus über die 999 (ich trug das Trikot) und die anderen langen Brevets der italienischen Grand Tours Serie.

Kaffee und Kuchen waren nicht nur sehr lecker- sie machten auch schnell auf den kommenden Kilometern. Die Hälfte der Strecke hatten wir geschafft und es lief immer noch richtig gut. So hielt ich die Strecke vom Titisee über Feldberg Bärental zum Schluchsee im Nachhinein für flach. Rollte sich so weg. Als wir 3 Tage später noch einmal hier sind, merke ich, dass dies nicht so ist. Der Schluchsee ist ein Stausee, der zu dieser Jahreszeit erschreckend wenig Wasser hat. Wir fahren über die Staumauer und dann eine kleine Schleife hinauf zum Blasiwald und Muchenland. Ein Fahrer kam uns entgegen und schimpfte über den Belag!? Ich fand es hier märchenhaft schön und freute mich über die Schotterpiste in der Abfahrt. Zurück am Schluchsee rollte es weiterhin sehr gut.

 

Rampen gab es jetzt weniger, das Profil wurde etwas milder, jedoch das Auf und Ab blieb. In Lenzkirch K7 gönnten wir uns einen weiteres Stück Kuchen und unterhielten uns vor dem Supermarkt mit zwei Wanderern, die bei den Temperaturen draußen schliefen. Das mussten wir zum Glück nicht. Die Ankunftszeit zwischen 23 und 24 Uhr ließ sich jetzt schon einigermaßen treffsicher vorhersagen. 


 

In Unadingen am Bahnhof trafen wir wieder einmal Walter, den Organisator. Hier nun bei km 249 war die letzte Kontrollstelle vor dem Ziel. Als wir los fuhren war es schon fast dunkel. Von den verbleibenden 60 km waren eigentlich nur noch die Hälfte zu fahren, denn danach ging es nur noch bergab. Sobald das Tageslicht gänzlich verschwunden war, wurde es gleich kalt.

Ich war froh, dass ich so viele warme Klamotten mitgeschleppt hatte, um für die großen Temperaturunterschiede gewappnet zu sein. Auf diesen letzten Kilometern erinnere ich nur die Stille. Kaum Verkehr- nur Jannik und die Fotografen mit dem französischen Kennzeichen, die immer wieder mal auftauchten und für ein gutes Foto auf der Lauer lagen. Ich war froh, dass ich so gutes Licht hatte, fuhr mittig auf der Straße, damit ich ggf. das Wild rechtzeitig sehen konnte. Die Abfahrt über St. Märgen und St. Peter war rasant.

Kurz vor Mitternacht, also knapp unter 17 h war ich dann im Ziel.


Die Frage, ob das nun Quälerei sei, gab ich nun am Ende der Tour an Jannik zurück und warte nun gespannt auf seinen Artikel in der Zeitschrift "Fahrstil"

Glücklich, endlich mal wieder einen Brevet gefahren zu sein, fiel ich wenig später ins Bett.

Einer der schönsten- aber auch anspruchsvollsten 300er, die ich gefahren bin.