Montag, 3. März 2025

MM2024- Das Finale

Das Finale beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück und gutem Kaffee und freundlichen Helfern in einem Wohnwagen. Freundlich und gut gelaunt, nachdem sie wahrscheinlich die ganze Nacht hindurch gearbeitet haben.

Diese gute Laune ist ansteckend. Außerdem habe ich auf diesen Klappliegen wunderbar geschlafen. Als ich aufstand, kam gerade Der Dirk aus Schleswig-Holstein- ich bot ihm meine Liege an.

Mit zwei Hamburger Randonneuren hatte ich beim Frühstück geschnackt- fuhr aber alleine weiter.

85 Kilometer immer entlang des großen Flusses. Dieses Jahr im Hellen und es gibt immer wieder tolle Blicke auf den Po. Die in der Nacht eher eintönige Strecke macht nun Sinn und ist jetzt so kurzweilig, dass ich bald schon an der ersten Kontrollstelle ankomme. 

Ein reichhaltiges Büfett mit viel Obst und Pasta wartet auf die hungrigen Fahrer und nebenan ein Raum zum schlafen- perfekt. natürlich nicht für mich.

Fürs Schlafen zu spät- für Pasta zu früh.

Ich nehme Obst und Kaffee- treffe Nina und Karl, den Schweden hier wieder- fahre aber alleine weiter, denn die Beiden wollen hier kurz schlafen und währenddessen die Akkus von Navi und Handy laden.

Bald fahre ich auf eine kleine Gruppe auf- Rätsel um die Strecke. Ja, die führt tatsächlich über den Hof und auf einem unbefestigten Feldweg entlang.

Ich fühle mich wohl auf diesem Abschnitt. Dicke Wasserrohre der Bewässerung müssen überquert werden- ich versuche zu springen und lande fast im Matsch. Zumindest hat die Bremse davon viel aufgenommen und bremst nun die weiterfahrt.

Ich muss anhalten und mit einem Stock den Dreck weg kratzen. Erinnerungen an eine B- Road in Iowa werden wach. Schön. Der Abschnitt ist nicht so lang- wieder auf dem Asphalt versuche ich während der Fahrt auch den Dreck vom Reifen abzustreifen.

Bald überholen mich Ben und Michael. Ben kenne ich noch von seinen Brevets in Münster. Sie geben Zeichen ich solle mitfahren und gemeinsam machen wir ein gutes Tempo. Alleine wäre ich jetzt nicht so schnell vorangekommen- kann aber gut mithalten und habe etwas Unterhaltung. Kurz vor Fombio, der nächsten Kontroll- und Verpflegungsstelle, wollen die Beiden aber Cola kaufen. Eine größere Gruppe überholt mich- da ist auch Der Dirk mit dabei. Das Tempo kann ich aber nicht fahren. Kurze Zeit später stehen sie an einer Ecke- es hat wohl einen Unfall gegeben, wie ich von Der Dirk erfahre, der nun mit mir die letzten Kilometer bis zur Kontrollstelle fährt.

Diese ist wieder im Innenhof des Castellos. Auch hier wird alles geboten, was Randonneure jetzt nach fast 1500 Kilometern brauchen- ich will aber bald weiter- treffe Jörn zusammen mit Johann (Yuan), die bald aufbrechen wollen.

Ich fülle nur meine Flaschen und lasse mir eine Banane geben.

Im rasanten Tempo geht es nun weiter. 

Und nun beginnt wirklich das Finale- fast mit einem Endspurt. 

Diese letzte Tappa (124km) kann man in drei Abschnitte aufteilen:

Zunächst schnurgerade auf breiten Hauptstraßen bis Pavia- dann auf ruhigen schönen, gut asphaltierten Straßen entlang des Ticino bis Zerbolo. Hier wäre eine weitere Geheimkontrolle. Der letzte Abschnitt führt dann über die Pontonbrücke und weiter Richtung Norden, entlang der Bewässerungskanäle hoch bis Parabiago ins Ziel.

Yuan kommt aus Malaysia, spricht kaum englisch- so versuchen wir ihm ein paar Wörter deutsch beizubringen. "Geradeaus" und was er daraus macht, wird zum Motto, denn es geht wirklich ca. 40 km schnurgerade gegen den nun deutlich spürbaren Westwind. Huan nennt mich "Papa"- ich könnte wahrscheinlich auch sein Opa sein. Das findet er lustig- überhaupt, auch Yuan lacht viel, so wie ich es schon bei Ajis und Azly kennen gelernt habe.

Im Nu, das wäre etwas übertrieben, bewältigen wir diese etwas öde, breite Autostraße, indem wir regelmäßig durchwechseln. Gegenwind und geradeaus, das mag ich ja. Macht sogar Spaß, wenn alle mitziehen. In Pavia wollen wir mal wieder etwas essen und am Ortseingang bietet sich ein Supermarkt dazu an. Wir setzten uns davor in den Schatten und verzehren viel Obst und Getränke.

 Wir überqueren den Ticino über die Ponte Coperto. Ich beneide die Badenden am Ufer etwas. Wenig später beginnt die schöne Straße auf dem Deich entlang des Flusses. Einmal bei einer scharfen Linkskurve, wäre ich beinahe geradeaus und den Deich hinunter gefahren- ein Schreck, der mich aufwachen lässt.

In Zerbolo in der einzigen Bar des kleinen Ortes gibt es eine "Geheim"-kontrolle.

Endlich Eis. 


 Yuan telefoniert und plötzlich hat er es eilig ins Ziel zu kommen. Er drängt etwas zum Aufbruch und nun dürfen wir nicht mehr vorne fahren.

Es folgt die Pontonbrücke, die Veranstalter hatten empfohlen an der Seite auf dem hölzernen Gehweg zu fahren- nicht für mich- ich bin doch ein Crosser.

Ich hole Schwung und komme gerade einmal 2 m weit und der Hinterreifen hat keine Luft mehr.




 Der Mantel hat einen ca. 1 cm langen Schnitt abbekommen. Der Schaden ist gemeinsam schnell behoben. Jörn hat ein Tape aus dem Baumarkt- das sollte den Schnitt im Mantel abdichten und Yuan hat einen Minikompressor dabei.

Mit 4,5 Bar fahre ich weiter.

Der letzte Streckenabschnitt bietet ein schönes Finale- entlang der Bewässerungskanäle. Yuan filmt und chattet live mit seiner Familie und lässt sie an unserem Finale teilhaben- alles bei gleichbleibendem hohen Tempo !

Nach dem Chatt hat er es noch eiliger ins Ziel zu kommen und fragt uns, ob es ok wäre, wenn er nun vor fährt. 

Ein Ibis am Straßenrand

Zu zweit fahren Jörn und ich nun in Parabiago ein. Die Sonne ist gerade unter gegangen. Auf den letzten Metern ist bei mir der Stecker raus- da hilft auch kein "anfeuerndes" Hupen aus den Autos.

Im Ziel treffen wir Klaus und Tom und Yuan und später weitere Fahrer.



 

 

 

 

 

 

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