Dienstag, 4. März 2025

MM 2024 Matassino Reggello - Pieve di Coriano Borgo Mantovano

Dieser Tag würde zunächst die zwei höchsten Anstiege der diesjährigen Mille Miglia zu bieten haben, ca. 2250 Höhenmeter auf gut 100 Kilometern. Beide Anstiege führten auf knapp über 1000m- anschließend lägen die Berge hinter uns und weitere flache 500 km trennten uns dann noch vom Ziel. Fast 1/3 der Gesamtstrecke und ich wusste, dass man dieses flache Drittel in der Poebene nicht unterschätzen durfte. 

Zunächst 18 Kilometern mit etwa 900 Höhenmeter bis hinauf zum Kloster und Naturpark Valombrosa waren nach dem Frühstück zu überwinden.

Ich fühlte mich gut und lustvoll fahre ich in den langen Anstieg- dieses mal im Hellen. Da Carsten nicht geschlafen hat, auch Probleme mit den Füßen hat und so keinen Druck machen kann, passt das Tempo nicht zusammen. Dennoch fahren wir zusammen bis wir oben in Saltino sind, wo ich an der ersten Bar anhalte. Carsten will langsam weiter.

Da ich keine Ahnung habe, wo die anderen, mit denen ich den letzten Tag mal mehr- mal weniger zusammen verbracht hatte, waren, genoss ich jetzt das Alleinsein. 

"Manch Mensch mag denken, so einen Brevet wird mit den Beinen gefahren!? Mitnichten- die Konzentration auf das Selbst darf nicht verachtet werden!!"

(Klaus meint, ich soll blumiger schreiben ;-))

Endlich nach drei Tagen konnte ich mich auf mich selbst konzentrieren- was für mich zunächst eine ausgedehnte Frühstückspause bedeutete. Dies würde mein Tag werden, wo ich nur mein Tempo fahren würde mit dem Wissen, dass ich gute Beine hatte und dass ich sicher heute Nacht in Pieve di Coriano schlafen würde und dann auch sicher am folgenden Tag ins Ziel fahren würde.

Eine lange Abfahrt und schon erreiche ich Dicomano, ein Kontrollort, den wir schon bei früheren Austragungen angefahren sind. Carsten sehe ich kurz- er will hier schlafen. Sicher eine gute Idee. Nach kurzem Stopp, fahre ich weiter. Will ruhig und gleichmäßig fahren mit nur kurzen Stopps- so mein Plan.

Nach einem kurzen Flachstück entlang eines Flüsschens bis Borgo San Lorenzo geht es in den finalen Anstieg. Zunächst über den Passo Calla- eine kleine Abfahrt und dann der berühmte Passo Sambuca. Im Anstieg fahre ich auf Nina auf, die in London lebt. Lange unterhalten wir uns und merken nicht wie die Höhenmeter unter unseren Rädern dahin schmelzen. An einer Weggabelung ist eine mit Randonneuren gut gefüllte Bar- Nina stoppt- ich aber will weiter den letzten Pass bezwingen.

Leider wird es immer nebliger und dadurch auch feuchter. Später in der Abfahrt kann ich das Rad deshalb nicht so laufen lassen, wie ich möchte- schade.

Der Nebel lichtet sich weiter unten und gibt die Sicht auf dicke Regenwolken frei.

Es beginnt zu schütten, wie ich es in Italien selten erlebt habe. In Sekunden ist alles überschwemmt und da die Straßen ja hier nicht eben sind fahre ich durch tiefe Pfützen- das Wasser spritzt zur Seite und bremst die rasante Abfahrt.

Ebenso schnell ist der Regen wieder vorbei. Für mich war es eine willkommene Abkühlung und im Gegenanstieg bin ich schnell wieder warm.

Schon folgt die nächste Kontrollstelle- ein Radladen am Straßenrand. Gegenüber eine Eisdiele - dort treffe ich Tom und Klaus. Das Eis ist sehr lecker und ich überlege, ob ich noch ein weiteres esse.


 Ich fahre alleine weiter- die Beiden wollen noch pausieren.

Noch bin ich nicht unten in der Poebene angekommen:

"Una dolce e lunga discesa percorre interamente la valle Senio costeggiando il fiume"

"Ein sanfter, langer Abstieg führt über die gesamte Länge des Seniotals entlang des Flusses", heißt es in der Beschreibung des Veranstalters.

Lugo ist schnell erreicht. Auch hier halte ich mich nicht lange auf- erst in Massa Finalese wollte ich länger pausieren und essen. 

Doch diese Etappe ist lang und es ist heiß, so dass ich doch einmal am Straßenrand an einem Obststand halte; hier gibt es frisch gepresste Säfte, Tomaten und Aprikosen. Ich stelle mich neben den Stand und esse alles und komme ein wenig mit der Verkäuferin ins Gespräch. Am Ende darf ich nicht bezahlen!

Der zweite Stopp ist an dem mir schon bekannten Lidl- Supermarkt. Ich hatte die Schuhe ausgezogen, um mir etwas Kühlung zu verschaffen, was die Verkäuferin an der Kasse gar nicht lustig fand. Ich verstehe nicht so ganz, warum Schuhsohlen hygienischer sein sollen, bin aber ganz kleinlaut, denn ich soll an der Schlange vorbei - gleich abkassiert werden , um so möglichst schnell den Laden zu verlassen.

So kann man das auch machen, wenn man im Rennen ist, denke ich.

Vor dem Kontrollort werde ich von einer größeren Gruppe eingeholt und hänge mich da rein- ich lerne zwei Engländer kennen, einer unterhält sich mit mir angeregt- der andere mit gesenktem Kopf weniger. Er hat einen Shermer's Neck und fragt sich, wie er das Ziel noch erreichen kann. Armer Kerl!

Auf dieser verkehrsreichen Straße sind die Autofahrer wenig fahrradfreundlich- schade- es wird viel gehupt und eng überholt.

In die gleiche Richtung zurück führt der Track nachher auf einem Radweg, der eher an einen Cross erinnert. Dies Streckenführung habe ich schon 2021 nicht verstanden.

Das Essen am Kontroll- und Verpflegungsort war sehr lecker. Piadina und so, konnte ich Tom, der jetzt kam, empfehlen. Ich wollte weiter- da kamen auch Klaus und Jörn. Kurzer Schnack und dann weiter.

Ich war müde geworden- wollte aber auf jeden Fall noch die Strecke entlang des Pos fahren und zum Kontrollort.  Pieve di Coriano. Knapp 70 Kilometer trennten mich noch von der Waagerechten- ich sehnte die Schlafpause herbei.

Leider schleppten sich deshalb die Kilometer so dahin- der Zug war raus. Es wurde nun auch bald dunkel. Nach 30 Kilometern überquerte ich den Po.In diesem Jahr fuhren auf der Nordseite entlang des großen Flusses. Hier war absolut nichts los. Die einzige Abwechslung boten kleine Käuze oder Eulen, die auf der Straße standen und erst kurzfristig aufflogen. Die waren lustig! Ansonsten empfand ich diese Strecke eher eintönig und ich hatte Mühe mich wach zu halten.

Als meine Augen zu fallen wollten, hielt ich an und wartete auf zwei Fahrer, die ich kurz zuvor überholt hatte. Lieber etwas langsamer aber mit mehr Sicherheit falls etwas passiert, wollte ich fahren. Doch ich merkte bald, dass das keine gute Idee war- ständig verfuhren sie sich, hielten an und diskutierten.....

Also weiter und irgendwann erreichte ich den Kontrollort, den ich auch noch von Alpi4000 in guter Erinnerung hatte. 

Kurz duschen und dann schnell hinlegen. Der Blick in den Schlafsaal verrät, es gibt Klappliegen- was für ein Luxus. Bevor ich mich hinlege,  treffe ich zum ersten Mal seit dem Start die drei Hannoveraner, Evelyn, Henning und ?. Wir begrüßen uns nur kurz.

Endlich der ersehnte Schlaf auf einer Liege......!!!

 

 

 

 

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