Mittwoch, 8. Dezember 2021

1001 Miglia Pontedera-Bolsena

 Pontedera- Bolsena

290 km- 4200 Hm





In Ruhe packe ich meine Sachen, frühstücke und rolle noch vor Sonnenaufgang los. Den erlebe ich dann in voller Schönheit- fahre ich doch gen Osten hinein in die toscanische Landschaft. Der erste lange Anstieg ist nicht steil. Treppenartig geht es bergan und ich genieße die Bilder, die mir diese Landschaft bietet.

Nächstes Etappenziel ist Castelnuovo Beradegna. Zuvor passieren wir die mittelalterlichen Städte San Gimignano, Monteriggione und etwas  weiter entfernt Siena. Die Landschaft ist traumhaft. Immer wieder wunderschöne Landschaftsbilder. Das Profil ist wellig- ein ständiges rauf und runter- keine langen Anstiege. 1700 Hm auf 112 km , immerhin. Noch ist es nicht sehr heiß und ich genieße diese Fahrt. Auch treffe ich einige andere Fahrer, Griechen und einen Deutschen, und unterhalte mich kurz bis wir uns wieder trennen.

Klaus und Thomas mussten ca. 6-7 h vor mir in Pontedera weggefahren sein, und ich rechnete nicht damit noch einen der Kollegen wieder zu sehen. So wunderte ich mich nicht schlecht, als Klaus in Castelnuovo Beradegna, als ich mich gerade zum Essen an den Tisch setzen wollte, vor mir stand.

Es war etwa zur Mittagszeit, als ich dort ankam. Ich traf zunächst Lucca, "mi Amico", der mich zum Buffet führte und auf das Angebot zeigte. Ja, Hunger hatte ich und ich wählte unter anderem den Brotsalat, Pancanella, der mir unbekannt war.

Der beste Brotsalat meines Lebens.









Da Klaus nun bald los wollte, ließ ich mir nicht all zu viel Zeit. Wechselte die Klamotten und füllte meine Depots auch in der Taschen wieder auf, denn hier gab es den 1. "bagdrop".

Der nächste Stopp wäre dann San Quirico d'Orcia, hier hatte ich mir 2008 beim Kaffee den nötigen Bon zur Durchfahrtskontrolle geholt und hier hatten Klaus und ich beim Tuscany Trail gefrühstückt. Vorher durchfahren wir die die Crete Senesi, diese einzigartige Landschaft.












Typisch, diese quietschenden Geräusche der Ketten angetriebenen Trecker, die eine sehr grobe Stolle aufwerfen. Wir fragen uns nach dem Sinn, dieser Art des Pflügens. Im Hintergrund ist oft der Monte Amiata zu sehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Jetzt freue ich mich über diese schönen Fotos. Klaus hält öfter mal für einen Fotostopp- jedes Mal verliere ich den Rhythmus und fahre später einfach gleichmäßig weiter, was wiederum Klaus nicht so toll findet. Es ist auch inzwischen unglaublich heiß, kein Schatten- nur der Fahrtwind, der das Fahren erträglich macht. kurz vor San Quirico, fahre ich in einer Abfahrt in ein Schlagloch. Habe gleich ein komisches Gefühl, obwohl die Luft, nicht, wie bei einem Durchschlag üblich, sofort entweicht. Allmählich bekomme ich einen Platten. Kein Schatten! In der sengenden Hitze wechsele ich den Schlauch. Klaus schicke ich voraus- es reicht ja, wenn einer in der Sonne brät.

In Quirico will ich unbedingt ein Eis essen.

Dort angekommen sehe ich Thomas, der hier länger pausiert hat.

Unsere Pause wird jetzt auch länger. 2 Portionen Pasta für jeden. Endlich sitzen wir im Schatten. Ich flicke noch meinen Schlauch und lange warten wir auf eine Pumpe, die aus dem Dorf geholt werden muss. Es tat aber gut, mal aus der Sonne heraus zu sein.

Kein Eis und auch den Abzweig auf die Strade Bianche, die ich unbedingt fahren wollte, verpassen wir. So ist das, wenn man in der Gruppe fährt. Eine steile, schnelle Abfahrt- da macht es natürlich keinen Sinn umzukehren. Später im Flachen sehe ich eine Schotterpiste und da muss ich einfach mal den Track verlassen.


 





 

Es folgt der Anstieg zum Radicofani- Pass . Mal wieder ein längerer Anstieg und Thomas fährt voraus. Ihn sehe ich nicht mehr- auch nicht im Ziel. Er macht später eine lange Schlafpause in Bolsena. Radicofani passieren wir dann nur- wieder kein Eis. Erst später in der Ebene halte wir an einer Tankstelle.Kein Gelato aber immerhin ein Eis aus der Truhe. 3 weiter Randonneure folgen unserem Vorbild.

Ein Irrer will uns mit seinem kleinen Fiat Panda töten! Im Ernst. Nur mit viel Geschick und etwas Glück entkommt Klaus diesem Tötungsversuch. So etwas habe ich noch nicht erlebt und schon gar nicht in Italien. Später, bei der Geheimkontrolle, einer Pizzeria an der Landstraße erfahren wir, dass der Irre es auch bei anderen versucht hat. 

Pizza wollen wir in Sorano essen auf der schönen Piazza, die wir beim Tuscany Trail kennen gelernt hatten. Dort angekommen, wurden wir etwas enttäuscht.

Kaum Leben auf der Piazza- nur wenige Läden überhaupt offen. Es wird deutlich, die Pandemie hat Spuren hinterlassen. Nicht so einfach jetzt eine Pizza zu bekommen. Da es gefühlt, mehrere Stunden und einige Getränke dauert bis wir uns endlich sättigen können, erleben wir einen toscanischen Abend, der so sicher lange in Erinnerung bleibt. Auf den Treppenstufen gegenüber dem Pizzaofen sitzend, beobachten wir das wenige treiben in der Stadt, die wir 2016 so ganz anders erlebt hatten. Auch überdachten wir die aktuelle Tour und Klaus fragte mich, ob wir nicht von hier aus zum Meer fahren wollten, Eis und Pizza essen, toscanische Abende verbringen.

Natürlich fuhren wir nicht zum Meer. Um zu meinem Tagesziel am Lago Bolsena zu kommen, musste noch ein Berg bezwungen werden. Es war inzwischen Nacht geworden. Es gab mehrere Polizeisperren auf dieser Straße, die durch das Blaulicht schon von Weitem sichtbar waren. Sonst war eigentlich nichts los in dieser einsamen Gegend. Wozu diese Straßensperren? Vielleicht war es eine Übung für Polizeischüler- es wirkte etwas surreal.

Kurz vor Bolsena machte ich einen kleinen Endspurt- ich wollte nun endlich ankommen und schlafen. Es sollte keine Schlafgelegenheit geben hier, jedoch wurden wir wieder einmal (positiv) überrascht. Eine Bar und Duschen und Schlafgelegenheit in einer Turnhalle. Bestens! Klaus wollte weiter und wir trennten uns dann auch gleich. Jeder machte Seins. Klaus hat wohl doch hier geschlafen- ebenso wie Thomas.


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