Zum Sonnenaufgang wieder auf dem Rad sitzen, so ist meine Devise bei einem Brevet und das möglichst ausgeschlafen. Sechs Uhr klingelte der Wecker, da war es schon hell- ganz so streng wollten wir es nicht nehmen.
Ein Frühstück würde es aber noch nicht geben- die Bar sei aber rund um die Uhr geöffnet.
Fertig gepackt, nahmen wir also in den Ledersofas der Lobby Platz. Der etwas müde wirkende Barmann brühte uns einen starken Kaffee nach dem anderen.Ein Kuchen stand auf dem Tresen,den sollte ich selber anschneiden und mich bedienen. Ich glaube, wir aßen den Halben.
So gestärkt konnten wir die weiteren Herausforderungen des Tages in Angriff nehmen und dazu wechselte ich noch einmal die Bremsbeläge.
Auf dem berühmten Piazza Il Campo flogen die Schwalben hoch- ein gutes Zeichen
Hinaus und Hinunter fuhren wir die Strecke, die bei der "Strade Bianche" die Zielgerade ist. Fabian Cancellara war hier im Frühjahr Sieger.
Bald schon folgen die ersten weißen Straßen und dazu gibt es zum ersten Mal blauen Himmel.
Der Via Francigena deckt sich hier mit Teilen der l'Eroica- Strecke, das heißt- endlich, die ersehnten Schotterpisten, gravel roads oder strade bianche, wie sie hier in Italien genannt werden. Im Sonnenlicht sind sie wirklich weiß.
Bis San Quririco d'Orcia rollen wir zügig durch eine typisch toscanische Landschaft.
Hier in der Altstadt suchen wir uns ein Cafe' für unser zweites Frühstück. Der Appetit ist immer noch groß und hier lässt es sich auch gut sitzen. Da das Fahren ja nun etwas leichter war planten wir nun zum ersten Mal unsere Zielankunft- wir rechneten und kamen zum Schluss, dass eine Zeit unter 3 Tagen noch machbar wäre, also auf jeden Fall bräuchten wir keine weitere Übernachtung- wir würden durchfahren.
Hinter Qurico wieder Schotterpisten- die Abfahrten sind teilweise recht flott und auch kurvig- anders als in Iowa. Wir kommen nun ins Tal der Orcia, die Landschaft wurde 2004 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.Richtig warm ist es inzwischen geworden.
Irgendwo will der track uns von den schönen weißen Straßen trennen. Abrupt knickt ein trail von der Straße ab und fällt gleich steil hinunter.
Es ist, wie am Tag zuvor, ein trail; steinig und schlammig und so steil, dass ich nur am Anfang noch auf dem Rad sitzen kann. Bald kann ich die Bremsen nicht mehr halten und holpere laufend den Berg hinunter. Ein MTBler, noch fährt er, überholt mich. Die Bremsen qietschen bis er in den Büschen landet. Er steigt aber immer wieder auf.
So geht es ziemlich lange bis zum Fluss Orcia, der durchwatet werden muss. Seit heute morgen fahre ich mit trockenen Füßen, das will ich nicht ändern und ziehe Schuhe und Strümpfe aus.
1100 Hm sollen das laut QLandkarte sein- viele davon geschoben. Das lockere Dahinrollen vom Morgen ist nun vorbei. Es wird wieder richtig anstrengend, dazu kommt noch eine schwüle Hitze. Ein Gewitter kündigt sich an und als wir nach Radicofani aufsteigen liegt der Monte Amiata, den wir hier nur umfahren, schon mittendrin im Unwetter.
Wunderschöne Landschaftsbilder konnten wir nun genießen.
In der Abfahrt von Radicofani Richtung Süden ist es noch freundlich...
...aber der Blick zurück, zeigt auch den historischen Ort nun schon im Dunklen.
Als es anfängt zu regnen können wir noch eine Bar ansteuern und bleiben erst einmal trocken. Eis, Kaffee und Nudeln. Die Nudeln sind aus der Microwelle und während ich esse, habe ich schon so ein merkwürdiges Gefühl...
Wir sind nun mitten drin im Ungewetter und es sieht nicht so aus, als ob sich das bald ändern würde. Also sitzen wir wieder auf, die Straßen sind überflutet und wir würden sowieso nass.
Ist man erst einmal richtig durchnässt, macht das Fahren sogar Spass- wir haben kräftigen Rückenwind und fliegen nur so über die Schotterpisten- Blitze zucken rechts und links.
Weiter Richtung Süden wird es langsam trocken. Plötzlich komme ich die Steigungen nicht mehr richtig hoch, ja, ich halte sogar einmal an und pausiere kurz. Ich spüre ein Unwohlsein im Magen, das sich bei der Weiterfahrt deutlich verschlimmert. Klaus fährt nun irgendwo vor mir und ich schleppe mich die Letzten Steigungen hinauf nach Sorano, einem weiteren mittelalterlichen Ort. Ich bin ganz ergriffen von der Schönheit.
Klaus wartet an einer Ecke des Hauptplatzes.Folkloremusik und viele Menschen sind plötzlich um mich herum, Klaus, der weiter will und mir bedeutet, dass ich mir schnell ein Eis holen solle, dazu das flaue Magengefühl und das wird mir dann alles zu viel...Ich sage, Klaus möge doch vorfahren und wir würden uns dann im nächsten Ort treffen.
Es gibt immer Momente bei einem Brevet, da muss man sich trennen. Dieser war jetzt wohl gekommen. Klaus war dann auch einverstanden- da verstehen wir uns einfach gut; kein langes Gerede drumherm.
Ganz in Ruhe hole ich mir jetzt tatsächlich ein Eis, schaue kurz woher die Musik kommt und gehe dann in ein Cafe, weil ich vor Kälte zu zittern anfange. Ich bestelle keinen Kaffee ! sondern Tee. Woher kommt bloß plötzlich diese Kälte. Ich erfrage eine Zeitung und stopfe mir diese nicht nur vorne ins Trikot sondern eigentlich überall.
Als ich endlich wieder auf dem Rad sitze, friere ich gar nicht mehr. Die Zeitungen wirken Wunder.
Leider muss ich bald darauf schon wieder anhalten, weil die Übelkeit einfach raus will. Das geht so ein paar mal bis ich nach Pitigliano komme. Nicht auf der Straße, einen trail- Fußweg sollen wir hoch. in Pitigliano halte ich Ausschau nach Klaus- doch finde ich ihn nicht. Auf der Weiterfahrt treffe ich einen Schweizer. Eine Weile fahren wir zusammen- doch dann ist er mir zu schnell.
Bald wird es dunkel. Wir waren nun eine Weile auf Asphalt gefahren, kamen nun aber wieder auf eine Schotterpiste, die in einen Wald hinauf führte.
Ich fühlte mich schlapp und als ich an der höchsten Stelle war, hielt ich an und setzte mich in den Schotter. Mir ging es nun richtig dreckig.
Hier oben gab es nur Kühe, die mich anglotzten. Ich schleppte mich laufend noch etwas weiter und beschloss dann beim nächsten Hof um Hilfe zu fragen- ich wollte mich nur noch hinlegen und, wenn es ginge, vorher noch heiß duschen.
Ich klopfte irgendwo und versuchte meine Situation deutlich zu machen.
Leider ohne Erfolg, jedoch sollte ein Kilometer weiter eine Herberge sein. Leider bekam ich auch dort keine Möglichkeit, die Nacht zu verbringen. Drei MTBler, die dort essen wollten, fuhren dann mit mir gemeinsam weiter. Sie nahmen mich in die Mitte- hatten meine Situation verstanden. Bald kamen wir an eine Hauptstraße und dort eine weiter Pension. Die Rettung für mich, die drei bekamen nichts zu essen- ich aber ein Zimmer mit Dusche und Bett.
Wieder duschte ich bis ich nicht mehr fror, wickelte mich dann in die Decke ein. Ich stellte keinen Wecker, denn mittlerweile, war ich soweit, von diesem Ort auf direktem Wege auf Asphalt in den Zielort Capalbio zu fahren- so schlecht ging es mir.
Ein Frühstück würde es aber noch nicht geben- die Bar sei aber rund um die Uhr geöffnet.
Fertig gepackt, nahmen wir also in den Ledersofas der Lobby Platz. Der etwas müde wirkende Barmann brühte uns einen starken Kaffee nach dem anderen.Ein Kuchen stand auf dem Tresen,den sollte ich selber anschneiden und mich bedienen. Ich glaube, wir aßen den Halben.
So gestärkt konnten wir die weiteren Herausforderungen des Tages in Angriff nehmen und dazu wechselte ich noch einmal die Bremsbeläge.
Auf dem berühmten Piazza Il Campo flogen die Schwalben hoch- ein gutes Zeichen
Hinaus und Hinunter fuhren wir die Strecke, die bei der "Strade Bianche" die Zielgerade ist. Fabian Cancellara war hier im Frühjahr Sieger.
Bald schon folgen die ersten weißen Straßen und dazu gibt es zum ersten Mal blauen Himmel.
Der Via Francigena deckt sich hier mit Teilen der l'Eroica- Strecke, das heißt- endlich, die ersehnten Schotterpisten, gravel roads oder strade bianche, wie sie hier in Italien genannt werden. Im Sonnenlicht sind sie wirklich weiß.
Bis San Quririco d'Orcia rollen wir zügig durch eine typisch toscanische Landschaft.
Hier in der Altstadt suchen wir uns ein Cafe' für unser zweites Frühstück. Der Appetit ist immer noch groß und hier lässt es sich auch gut sitzen. Da das Fahren ja nun etwas leichter war planten wir nun zum ersten Mal unsere Zielankunft- wir rechneten und kamen zum Schluss, dass eine Zeit unter 3 Tagen noch machbar wäre, also auf jeden Fall bräuchten wir keine weitere Übernachtung- wir würden durchfahren.
Hinter Qurico wieder Schotterpisten- die Abfahrten sind teilweise recht flott und auch kurvig- anders als in Iowa. Wir kommen nun ins Tal der Orcia, die Landschaft wurde 2004 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.Richtig warm ist es inzwischen geworden.
Irgendwo will der track uns von den schönen weißen Straßen trennen. Abrupt knickt ein trail von der Straße ab und fällt gleich steil hinunter.
Es ist, wie am Tag zuvor, ein trail; steinig und schlammig und so steil, dass ich nur am Anfang noch auf dem Rad sitzen kann. Bald kann ich die Bremsen nicht mehr halten und holpere laufend den Berg hinunter. Ein MTBler, noch fährt er, überholt mich. Die Bremsen qietschen bis er in den Büschen landet. Er steigt aber immer wieder auf.
So geht es ziemlich lange bis zum Fluss Orcia, der durchwatet werden muss. Seit heute morgen fahre ich mit trockenen Füßen, das will ich nicht ändern und ziehe Schuhe und Strümpfe aus.
Auf der anderen Seite geht es genau so steil wieder bergauf. Zum Ort
Castiglione d'Orcia müssen wir nicht ganz rauf, wir biegen vorher links weg und hinunter ins nächste Flusstal. Torrente Onzola, heisst der Fluss- anschließend wieder rauf und wieder runter zum Torrente Vellora und der nächste Fluss heißt Torrente Rofanello.
Im Profil sehen die 35 km von Orcia bis Radicofani so aus:
Wunderschöne Landschaftsbilder konnten wir nun genießen.
Blick auf Radicofani- noch freundlich |
Blick in Richtung Monte Amiata |
In der Abfahrt von Radicofani Richtung Süden ist es noch freundlich...
...aber der Blick zurück, zeigt auch den historischen Ort nun schon im Dunklen.
Daher das Logo des Tuscany Trails |
Als es anfängt zu regnen können wir noch eine Bar ansteuern und bleiben erst einmal trocken. Eis, Kaffee und Nudeln. Die Nudeln sind aus der Microwelle und während ich esse, habe ich schon so ein merkwürdiges Gefühl...
Wir sind nun mitten drin im Ungewetter und es sieht nicht so aus, als ob sich das bald ändern würde. Also sitzen wir wieder auf, die Straßen sind überflutet und wir würden sowieso nass.
Ist man erst einmal richtig durchnässt, macht das Fahren sogar Spass- wir haben kräftigen Rückenwind und fliegen nur so über die Schotterpisten- Blitze zucken rechts und links.
Andere Fahrer haben sich untergestellt und winken uns zu |
Klaus wartet an einer Ecke des Hauptplatzes.Folkloremusik und viele Menschen sind plötzlich um mich herum, Klaus, der weiter will und mir bedeutet, dass ich mir schnell ein Eis holen solle, dazu das flaue Magengefühl und das wird mir dann alles zu viel...Ich sage, Klaus möge doch vorfahren und wir würden uns dann im nächsten Ort treffen.
Es gibt immer Momente bei einem Brevet, da muss man sich trennen. Dieser war jetzt wohl gekommen. Klaus war dann auch einverstanden- da verstehen wir uns einfach gut; kein langes Gerede drumherm.
Ganz in Ruhe hole ich mir jetzt tatsächlich ein Eis, schaue kurz woher die Musik kommt und gehe dann in ein Cafe, weil ich vor Kälte zu zittern anfange. Ich bestelle keinen Kaffee ! sondern Tee. Woher kommt bloß plötzlich diese Kälte. Ich erfrage eine Zeitung und stopfe mir diese nicht nur vorne ins Trikot sondern eigentlich überall.
Als ich endlich wieder auf dem Rad sitze, friere ich gar nicht mehr. Die Zeitungen wirken Wunder.
Leider muss ich bald darauf schon wieder anhalten, weil die Übelkeit einfach raus will. Das geht so ein paar mal bis ich nach Pitigliano komme. Nicht auf der Straße, einen trail- Fußweg sollen wir hoch. in Pitigliano halte ich Ausschau nach Klaus- doch finde ich ihn nicht. Auf der Weiterfahrt treffe ich einen Schweizer. Eine Weile fahren wir zusammen- doch dann ist er mir zu schnell.
Bald wird es dunkel. Wir waren nun eine Weile auf Asphalt gefahren, kamen nun aber wieder auf eine Schotterpiste, die in einen Wald hinauf führte.
Ich fühlte mich schlapp und als ich an der höchsten Stelle war, hielt ich an und setzte mich in den Schotter. Mir ging es nun richtig dreckig.
Hier oben gab es nur Kühe, die mich anglotzten. Ich schleppte mich laufend noch etwas weiter und beschloss dann beim nächsten Hof um Hilfe zu fragen- ich wollte mich nur noch hinlegen und, wenn es ginge, vorher noch heiß duschen.
Ich klopfte irgendwo und versuchte meine Situation deutlich zu machen.
Leider ohne Erfolg, jedoch sollte ein Kilometer weiter eine Herberge sein. Leider bekam ich auch dort keine Möglichkeit, die Nacht zu verbringen. Drei MTBler, die dort essen wollten, fuhren dann mit mir gemeinsam weiter. Sie nahmen mich in die Mitte- hatten meine Situation verstanden. Bald kamen wir an eine Hauptstraße und dort eine weiter Pension. Die Rettung für mich, die drei bekamen nichts zu essen- ich aber ein Zimmer mit Dusche und Bett.
Wieder duschte ich bis ich nicht mehr fror, wickelte mich dann in die Decke ein. Ich stellte keinen Wecker, denn mittlerweile, war ich soweit, von diesem Ort auf direktem Wege auf Asphalt in den Zielort Capalbio zu fahren- so schlecht ging es mir.
Hallo Gerald, Hallo Klaus! wunderbar, großartig! Häppchenweise habe ich all diese Eckchen auch schon genossen, aber nicht bei diesem Wetter, nicht auf diesen Trails, nicht All Together! Die wahre Kunst ist es, sich trotz der widrigen Umstände wohl zu fühlen - bzw. sich und den Lesern dieses Gefühl zu vermitteln. Dafür gibt es auch ein passendes Wort: Resilienz. Und Ihr seid darin meisterlich. Respekt und Herzlichen Glückwunsch! - zur/für die Tour, die Revanche - und Eure interessanten und amüsanten Aufbereitungen. Lars
AntwortenLöschenDanke Lars.
AntwortenLöschenUnd ich dachte immer das wäre reine "Autopoiesis"
:-))