Dienstag, 13. Dezember 2016

Tuscany Trail - Der zweite Tag

Der zweite Tag

Wir erwachten früh, es war gerade hell geworden und als wir aus dem Zelt sahen, lachte uns Sven aus Berlin entgegen, der sich gerade ein Frühstück zubereitete. 

Wir machten uns zügig abfahrbereit, denn wir freuten uns auch schon auf ein Frühstück. Nun kamen auch andere Fahrer zu diesem Platz- ob und wo diese wohl übernachtet hatten? Wir bedankten uns noch einmal kurz bei unseren Rettern, fuhren noch über eine Brücke und schon waren wir in einem Ort und die erste Bar war auch gleich gefunden. Wir bestellten jeder Kaffee und gleich mehrere Pasta. (Keine Nudeln sondern süße Teigteilchen, wenn man Pasta einzeln bestellt, so wie wir es in Arezzo gelernt hatten) Anschließend das gleiche noch einmal- es hatte draußen angefangen zu regnen und so eilig hatten wir es plötzlich nicht mehr. So gestärkt fuhren wir dann recht zügig immer entlang von Flüssen und Kanälen bis wir irgendwann den Arno erreichten. Zum ersten Mal fuhren wir eine weiße Straße. Am Arno entlang, wir waren längst im Einzugsgebiet von Florenz, kamen wir dann in die historische Innenstadt und auch zum Dom.

Etwas Sightseeing kann ja nicht schaden, jedoch hatte ich im Frühjahr schon genau die gleiche Route kennengelernt und Klaus war auch schon einmal hier gewesen. Wir hielten uns also nicht unnötig auf.


David stand noch da, doch neu war ein Handwerker in Gold auf einem Podest- den fand ich gut. Später dann, schon außerhalb Florenz, sah ich noch Skulpturen aus gebrannter Erde, die einen schönen Kontrast zu den Göttern aus Marmor darstellten. 
Über die Ponte Vecchio fuhren wir Richtung Süden aus der Stadt hinaus.










Bislang waren wir zügig, fast euphorisch vorangekommen.
Jetzt jedoch zeigte sich der Tuscany Trail wieder von seiner harten Seite. Gleich ging es wieder richtig steil bergan. Asphaltstraßen wechselten nun mit den ersten Schotterpisten. Es ging ständig rauf und runter und jedes Mal war es super steil- die Abfahrten waren kurz und schnell- die Auffahrten dauerten dementsprechend lange. Jedoch, die Euphorie blieb. Ich wusste, wir würden dann bald ins Tal der Elsa kommen- da würde es sicher besser rollen.



San Gimignano war dann der erste historische Ort, den wir durchfuhren. Was alle historischen Orte gemein haben, ist, dass sie auf einem Berg liegen und meistens liegt ein Tal mit einem Fluss dazwischen.
Was uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar war und wir auch nicht wirklich wissen wollten, war, dass diese Topografie fast bis zum Ende des Tuscany Trails so sein würde. Wir besuchten also nahezu jede historische Stadt der Toscana und durchquerten dazu nahezu jedes Flusstal. Nur der Monte Amiata, der höchste Berg der Toscana war nicht im Profil- den konnten wir einmal von Radicofani aus erahnen. 
Hier schon einmal die Liste der Ortsdurchfahrten:
San Gimignano, Montereggiano, Siena,  San Quirico d´Orcia, Radicofani, Sorano, Pitiglian.
San Gimignano war von Touristen überlaufen- ich mochte gar nicht fotografieren. Die Fotos stammen von Klaus.


Im Tal der Elsa folgte der trail dem via Francigena, einem Pilgerweg, der sich durch Europa bis Rom hinzieht. Es rollte keinen Meter- und jeder sollte hart erkämpft werden.

Pilgerwege sind ja sprichwörtlich steinig- dazu kam, dass die Wege, aufgrund des heftigen Regens, der offensichtlich auch hier durchgezogen sein musste, ausgewaschen, schlammig oder überschwemmt waren oder alles drei gleichzeitig. Jeder Kilometer war, wie bei einem Crossrennen, technisch unglaublich anspruchsvoll. Und dabei keineswegs flach. Abfahrten fuhr ich in der Regel im Unterlenker- so konnte ich die Lücken zwischen den Steinen besser treffen und die Bremsen nur so wirkungsvoll betätigen. Überhaupt waren die Beläge, die ich morgens gewechselt hatte schon wieder runter. Ich musste dringend neue kaufen, denn ich hatte nur 2 Paar zum Wechseln dabei gebabt. Im Übrigen habe ich bei dieser Tour gelernt, dass die lachsfarbenen Koolstop dreimal so lange halten, wie die Schwarzen von Shimano. Zum Glück habe ich Canti- Bremsen mit Catridge- System, Rennrad kompatibel und die würde ich in jedem besseren Radladen bekommen.



Erwähnte ich schon, dass es bislang nur manchmal regnete?
Doch die Trockenzeiten wurden weniger und als wir in Graccano val d'Elsa , nicht mehr weit von Siena entfernt, anhielten um ein Eis zu essen, schüttete es schon richtig.
Wir erkundigten uns nach einem Radladen. Wir fanden ein gut sortiertes Radsportgeschäft und ich kaufte auch ein neues Rücklicht, denn meins, das so wasserdicht es auch aussieht, war inzwischen vollgelaufen und hatte auf Dauerbetrieb gestellt. Ich wusste nicht, wie lang es noch halten würde.
Wir hatten es nicht eilig weiter zu kommen. Ein Fatbiker hatte es auch bis hierher geschafft und reparierte seine Schaltung- das war spannender als wieder in den Regen hinaus zu fahren. Doch wir wurden langsam kalt und mussten weiter. Zwischen hier und Siena lag noch Monteriggioni Ein wunderschöner kleiner historischer Ort, der deshalb wohl nicht überlaufen war, weil er nur über steile Wege zu erreichen war und nicht mit dem Auto oder Bus.



Es wurde langsam dunkel und wir wollten in Siena ein Zimmer suchen.
 „Draußen schlafen“ wäre gar nicht gegangen, da wir nur unseren 200gr Hüttenschlafsack dabei hatten und schon den ganzen Tag mit nassen Sachen unterwegs waren. In der Steigung kurz vor dem Ortsschild Siena überholen uns zwei Italiener auf MTBs- das geht natürlich gar nicht und ich halte gegen.
Ein Ortsschildsprint entwickelt sich- natürlich nicht offen- wir plaudern und jeder zieht langsam an…:-)
Siena hat viele Betten und wir fragen uns von Hotel zu Hotel. Ich wäre schon bereit gewesen, richtig viel zu zahlen, jedoch es gibt kein freies Zimmer.
Klaus redet nur noch von Pizza und Wein, das Zimmer scheint jetzt zweitrangig und ich werde langsam nervös…
Ich weiß, dass ich nicht die Nacht durchfahren kann und will !!
Doch irgendwann beuge ich mich Klaus knurrenden Magen. Etwas resigniert und wohl auch etwas maulig, nehme auch ich vor der Pizzeria Platz.
Klaus bestellt Calzone und ich Spaghetti Aglio e Olio. Ich trinke auch von dem Rotwein, obwohl eine Weiterfahrt durch die Nacht wahrscheinlich ist.
Ah! Langsam steigen wieder die Lebensgeister.
Da Klaus  von der Calzone schwärmt, will ich auch eine- wir bestellen noch zwei.
Nun ist es fast schon Mitternacht und viele Bars, Restaurants schließen allmählich.
Was würde uns anders übrig bleiben, als durchzufahren? Die nasse Kälte bei einem Stopp wäre das größere Übel.
Vor der Weiterfahrt wollten wir noch eine Übernachtungsmöglichkeit am Bahnhof testen und bei weiteren Hotels anfragen. Im ersten Hotel bekamen wir einen Tipp- etwas abseits des tracks- ok, wir versuchen es ein letztes Mal.
Glück ! Wir bekommen das letzte freie Zimmer. Sehr erleichtert schiebe ich meine Kreditkarte über den Tresen.
Im Zimmer duschen wir erst einmal so lange, bis wir nicht mehr frieren und waschen unsere Trikots im Handwaschbecken. Punkt zwölf liege ich im Bett, der Wecker klingelt um 6 und ich habe 6 h geschlafen und keine Sekunde weniger. Klaus gelang dies wieder mal nicht so gut- so langsam baute er ein Schlafdefizit auf.

Hier hängt u.a. mein langärmliges Winterunterhemd zum Trocknen.
Dies hatte ich eigentlich nur für die Nacht zum Schlafen mitgenommen- ich habe es während der ganzen Tour getragen. (aber nicht beim Schlafen) Nur gut, dass ich es dabei hatte.


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