Dienstag, 13. Dezember 2016

Tuscany Trail - Das Finale

5:30 Uhr
Klick! Augen auf- ich bin gleich hellwach:

 "Gesund! Ich fahre (tracktreu) zu Ende!

sind meine ersten beiden Gedanken. Ich horche in meinen Körper- tatsächlich, ich fühle mich wieder gesund.

Rasch packe ich nun meine Sachen, bezahlt hatte ich schon am Abend, und sitze bald auf dem Rad. Die Sonne scheint und ich schieße noch ein Foto von der rettenden Herberge, bzw. von der Gartendeko davor.
100 km sind es noch etwa bis ins Ziel, von hier aus würde es immer leicht bergab 50 km bis zum Mittelmeer gehen und dann gab es da noch eine Halbinsel, die umrundet werden sollte- Die Halbinsel bestand quasi nur aus einem Berg, dem Monte Argentario,etwa 300 m hoch.
Mit den MTBlern war ich gestern etwas vom track abgekommen, ich musste also erst einmal wieder zurück auf den track. Nun folgten wunderschöne, gerade, leicht abfallende Schotterpisten. Es ist gut, dass es nun leicht voran geht, denn ich merke, dass ich noch sehr geschwächt bin- da kommt mir dieses Profil sehr entgegen.Es gibt kleine Gegenanstiege, die nicht der Rede wert sind, denn meistens folgt darauf eine doppelt so lange Abfahrt. Hui, das macht Spass.

Die MTBler, die ja alle schon kurz vor dem Hungerast standen, taten gut daran, den track in Richtung Manciano verlassen zu haben, denn der führte gar nicht dorthin und überhaupt gab es bis Albinia, dem Küstenort, nicht eine einzige Einkehr. Ich fühlte mich zwar schlapp, hätte aber sowieso nicht essen können. Ich traf Alberto aus Milano, der auch ein grünes Surly fuhr- allerdings ein "straggler" also einen Crosser mit Scheibenbremsen. Wir fuhren lange zusammen, so dass mir die 50 km bis zur Küste gar nicht lang vor kamen.

Direkt am Anfang, ein Kaufladen, zwei MTBler standen schon davor:
hier trennten wir uns, denn ich wollte nun doch etwas esssen.

Ich kaufte Bananen, ISO und Wasser- später würde ich irgendwo einen schwarzen Tee mit Zucker trinken.





Ich fuhr weitere 15 km bis Porto Santo Stefano- bis hierher war alles flach gewesen. Nun konnte ich zum ersten Mal das Winterunterhemd ausziehen, denn es war, obwohl es noch früh war, schon richtig warm geworden. Keine Wolke am Himmel- so hatten wir uns das Wetter eigentlich für den Tuscany Trail vorgestellt.
Nützt ja nix, nun musste ich rauf auf den Berg und um die Insel herum.
Leider war ich noch immer sehr geschwächt, denn nach einer kleinen Probephase, merkte ich schnell, dass ich keinen Anstieg mehr würde fahren können. Egal, und wenn ich den Rest laufen müsste, ich wusste ich würde finishen und zwar tracktreu. Klaus würde warten müssen, das war mir klar, aber es ging eben nicht anders.
Der trail war sehr steinig, steil aber trocken- hier hatte es lange nicht geregnet.
Für diese 27 km auf der Insel brauchte ich 3h 40 min. Es wurde nun richtig heiß- der Löwe zeigte noch einmal sein hartes Gesicht- mir ging es jedoch gut, denn ich wußte dieser trail würde endlich sein. Es war hier oben sicherlich sehr schön, doch dafür hatte ich keinen Blick mehr, und ich machte auch nur ein Foto.
Simon aus Süddeutschland überholte mich irgendwo- er gab mir getrocknete Banane und Koffein/Guarana- Bonbons. Wir liefen ein paar Meter zusammen- das tat gut- doch dann verabschiedete er sich quietschend, denn er hatte keine Bremsbeläge mehr für seine Scheiben. Ja, er hatte am Abend zuvor mit dem Gedanken gespielt abzubrechen deshalb- sich aber am Ende fürs Finishen und gegen seine Scheiben entschieden.
Ich hörte ihn noch lange in den Abfahrten.
Am Ende gibt es noch eine Besonderheit. die erwähnenswert ist:
ich komme endlich auf Asphalt- will aufsteigen- doch was ist das?
Die Straße ist so steil, das man sogar zu Fuß Mühe hat, dort hoch zu kommen- so eine Steigung habe ich noch nie gesehen.
Die letzten 18 km sind , bis auf einen kleinen Fiesling, sehr flach und schön:
es geht zunächst durch ein Naturreservat, sandige Pisten gesäumt von Zypressen und Pinien und immer geradeaus- ein schönes Finale.



In Capalbio Scalo fahre ich zunächst gegen die Einbahnstraße- entscheide mich aber dann doch für tracktreue- ich hätte 400m sparen können.
Aber warum- jetzt erst recht nicht mehr.





Die Zieleinfahrt ist relativ unspektakulär- eine Sportbar, ein paar Leute und eine Liste in die ich mich um 15:02 Uhr eintrage.
Ich wundere mich doch sehr, dass ich nach diesen 78h mich noch als 42er eintragen kann- ich blättere zurück: Klaus war um 3:23 Uhr als 17. ins Ziel gefahren. ( man muss da noch ein paar DNFs abziehen, die sich auch in die Liste eintrugen)
Ich treffe Klaus, dusche noch schnell, denn in einer halben Stunde geht schon unser Zug zurück nach Massa.







Nun, als Finisher kann ich auch die Steuersatzkappe montieren- ein schönes Erinnerungsgeschenk




Später:
Der Löwe ist gezähmt- würde sagen Trans Iowa kann ich nun archivieren- da bleibt nichts mehr offen und ich kann mich weiterhin neuen Abenteuern widmen.
Da wäre zum Beispiel Torino- Nice, das mich doch auch sehr interessiert.









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