Freitag, 7. März 2025

Mille Miglia 2024- Chinque Volta

Prolog:

Manchmal träume ich von einem Super- Brevet. Ich befinde mich des Nachts an einer Kontrollstelle und komme nicht weiter. Fast, wie in einem surrealistischen Film- ich will fahren, aber irgendwas hält mich davon ab.

Es ist meistens nichts Konkretes- doch heute Nacht war es die Gruppe, mit der ich zusammen weiter fahren wollte.

Passend zu meinem Bericht, den ich heute früh anfangen will??


 

Bevor wir starteten am 16. August '24 lief nicht alles so entspannt, wie es sonst oft war. Zunächst sollte ich keinen Urlaub bekommen, weil Prüfungen verschoben wurden. Zum zweiten Mal in meiner beruflichen Laufbahn musste mit Kündigung drohen. Gut, die erste Hürde war damit überwunden. Der Kompromiss- ich musste bis zum 15. 08 noch arbeiten und musste somit nach Milano fliegen. Klaus und Tom würden mein Rad mitnehmen.

Ungerne gebe ich mein Rad aus der Hand vor einem Brevet und ich versicherte mich mehrfach, ob denn der Schnellspanner beim Transport heil geblieben war.

Der Flug an sich war in Ordnung- hatte allerdings ca. 1h Verspätung. Mein Plan war es, mit dem Zug noch bis Legnano zu fahren- dort hatte ich ein Hotel gebucht.

Jochen und Carsten waren auch mit im Flieger- Jochen hatte ein Leihauto gebucht.

Mein Zug fuhr stündlich- den sollte ich locker erreichen. Leider machte ich nun den Fehler mich überreden zu lassen, ins Leihauto zu steigen. Als sich herausstellte, dass dieses am Flughafen Linate stand, hatte ich noch knapp 10 Minuten bevor der Zug abfuhr. Vor dem Ticket- Automaten lange Schlangen mit Touristen, die nicht wussten, wie und wo und was.....

Als ich endlich ein Ticket in der Hand hatte, rannte ich zum Bahnsteig hinunter und suchte nach dem Entwerter. Was ich nicht wusste, es gab hier inzwischen neue Automaten, die das Ticket digital entwerten. Ein freundlicher Mensch klärte mich auf. Da fuhr auch schon der Zug ein. Zweite Hürde geschafft- mein Puls war allerdings recht hoch- ich setzte mich erst einmal. Da fiel mir ein, ich müsste bald umsteigen- wusste aber nicht wo, denn ich hatte mich bei dem Stress nicht schlau gemacht. Nebenbei versuchte mich der Hotelier mehrfach anzurufen- bis ich auf die Idee kam, wer es sein könnte, hatte ich den Anruf mehrfach weggedrückt.

Drei Inder saßen bei mir und halfen. Auf einer Web-Seite fanden sie die Info, dass ich an der zweiten Haltestelle den Zug wechseln müsste....ok.

Ein Schaffner kam und kassierte die Touristen ab, die ohne Ticket fuhren.

Unfreundlich meinte er zu mir, ich sollte an der nächsten (ersten) Haltestelle wechseln und ich glaubte ihm nicht sondern den freundlichen Indern.

Nach dem ersten Halt kam er wieder zu mir, war noch unfreundlicher und kassierte auch bei mir ein erhöhtes Fahrgeld, weil ich ja nun über Milano Centrale fahren müsste. Ich zahlte, wollte keinen weiteren Stress und stieg an der zweiten Haltestelle aus, um mir dort ein Taxi zu suchen. Von Saronno waren es nur 11 km.

Leider fand ich dort kein Taxi- nur einige betrunkene Menschen, die nicht helfen konnten. Milano- Vorstadt- Bahnhof! Kein besonders gemütlicher Ort. Es gab einige Telefonnummern, doch ohne Erfolg. In der Nähe eine Bar (Irish Pub). Auch hier wurde viel getrunken- ich fragte an der Theke nach einem Taxi. Neben mir stand Ibrahim, der mir gleich anbot mich nach Legnano zum Hotel zu fahren. Sein frisch gezapftes Bier ließ er sich in einen Plastikbecher umfüllen und ging mit mir zu seinem Auto. Was blieb mir anderes übrig- ich musste dort weg und Ibrahim machte einen vertrauenerweckenden Eindruck.

Schicksalsergebend setzte ich mich in seinen kleinen Renault. Wir kommunizierte mittels der Sprachfunktion seines Handys. Das war lustig. Als wir mit 130 über die Autobahn bretterten, übersetzte sein Handy, ich hätte Glück- ein Taxifahrer würde sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten- so wäre ich viel früher am Hotel.

Auf die Frage, ob ich etwas Spritgeld geben dürfte, antwortete Siri: "Das dürfen Sie gerne" 

Am Hotel wurde ich freundlich empfangen und erfuhr auch den Grund für die vielen Anrufe: das Hotel war überbucht und voll mit Radfahrern aber sie hätten ein anderes Hotel für mich angefragt. Gleich fuhren wir weiter zu einem Motel an der Autobahn. Es glich eher einer Parkpalette aber die Zimmer waren ok. In der Minibar fand ich zwei Mini- Whisky.

Dritte Hürde geschafft.

Nach dem Frühstück am Morgen setzte ich mich  zu zwei Radfahrern, einem Italiener, einem Indonesier. In der Bahn traf ich einen Radfahrer aus Malaysia und bei den Gesprächen, kam langsam Brevet- Stimmung auf. Nur noch wenige Stunden bis zum Start. Bis auf den Schaffner hatte ich nur freundliche Menschen getroffen- darunter kaum Italiener. Das Internationale gefiel mir.

Am Startort traf ich Klaus und Tom- beide wirkten sehr entspannt- hatten allerdings schon Stress mit der Müllabfuhr gehabt. Nachdem wir die Startunterlagen abgeholt hatten, mieden wir die Menschenmengen und entspannten im Schwimmbad nebenan auf Sonnenliegen.

 

Ich hatte alkfreies Bier organisiert und machte noch beim Öffnen den Biniam Girmay beim Giro 2022- nicht das Auge, die Oberlippe nahm Schaden.


 









 

 

 

 





Mille Miglia 2024- Parabiago- Pontedera

Der Start am Rugby- Stadion von Parabiago war bekannt aus 2021- es wurde in Kleingruppen gestartet, für die wir uns vorher registriert hatten. Die Zeit wurde dann irgendwie vorverlegt, weil alle Startgruppen, die eigentlich hinter uns sein sollten, schon längst auf der Strecke waren- es kam etwas Hektik auf- ich fuhr dann einfach langsam los und bald hatten wir Fahrer aus Norddeutschland uns gefunden und fuhren zügig die breiten Straßen, die uns aus dem Einzugsgebiet Milanos herausführten. Die Pontonbrücke über den Ticino sorgte mal wieder für etwas Durcheinander und , als mir später jemand sagte, einer aus unserer Gruppe hätte einen Platten, war ich schon einen Kilometer weiter.

Ich stoppte kurz, sah niemanden mehr und fuhr alleine weiter. War sowieso mein Plan- spätestens wenn die Berge begännen, wäre ich doch alleine.

Beim Mausoleum Fausto Coppi wartete ich dann doch- es war inzwischen dunkel geworden. Ich war etwas verwirrt darüber, dass ich normalerweise, alleine hinten bin- nun war ich alleine vorne.

Die Kollegen kamen dann vereinzelt- gemeinsam fuhren wir aber weiter  durch die erste Nacht. Ich merkte bald, dass ich gut die Berge hoch kam und dachte, es könnte nicht schaden, etwas ruhiger in diesen Brevet zu starten. Es gab einen schönen nächtlichen Stopp an einer Bar am Straßenrand, wo wir noch einmal die Speicher auffüllten. 

Wir waren 2-3 Stunden später als 2021 gestartet- es machte also keinen Sinn wieder in Deiva Marina zu schlafen, denn da wäre es längst hell. Ich hatte ein Nickerchen in Sestrie Levante an der Promenade in Erwägung gezogen aber ich kam erstaunlich gut, ohne schwere Augenlider, durch die Nacht.

Hier angekommen war es dann sowieso schon hell und am Ende des Ortes, bevor es in den langen Anstieg zum Passo Bracco geht, gönnten wir uns eine ausgiebige Frühstückspause.

In Deiva hielten wir uns nicht lange auf, denn es zogen dunkle Wolken auf- Regen war angesagt. Doch oben angekommen endete unsere Sammelaktion in einer weiteren Pause mit Kaffee und Cola. 

Ab Levanto gab es eine Streckenänderung- in diesem Jahr sollten wir bis La Spezia auf der Küstenstraße (SP51) der Cinque Terre bleiben. Ein ständiges Auf und Ab mit langen teilweise steilen Anstiegen und Ausblicken auf die 5 berühmten Küstenstädte, Monterosso, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore.

Ein schweres Gewitter war vom Meer her im Anzug und dies sorgte dafür, dass wir nicht in Levanto ein zweites Frühstück einnahmen und auch sonst eher zügig unterwegs waren. Und so entwischten wir dem Gewitter- nur ein paar dicke Tropfen bekam ich ab. Einmal mussten wir doch einen Fotostopp einlegen- über dem Meer war eine Windhose zu sehen.

In La Spezia war es Zeit für Mezzogiorno- der Wirt eines Restaurant lud uns ein zum Mittagstisch. Sehr lecker und erholsam nach diesem schweren Streckenabschnitt mit 2160 Höhenmetern auf 80 km.

In Aulla hätte ich ein Eis essen wollen, schade. Dafür stoppten wir später dort, wo Klaus und Tom schon einmal schliefen.  Die Füße im Brunnen kühlen tat gut- war jedoch nicht gern gesehen.

War ich bislang mal mehr, mal weniger mit Klaus und Tom zusammen gefahren, so kam irgendwann, ich denke es war bei der Kontrollstelle Gorfigliano, Jörn aus Bernau, denn wir von Bernds 333 kannten, zu uns. 

Eine Pause haben wir, glaube ich, nicht mehr gemacht- gehalten aber öfter mal.

 Die 116 km gingen bis auf den Anstieg zum Passo del Trebbio nur bergab.

Jedoch benötigten wir für den Anstieg gefühlt eine Ewigkeit. Klar waren wir alle müde, jetzt wo wir in die zweite Nacht hineinfuhren. Ein einsamer Randonneur mit Platten wusste nicht mehr weiter und ließ sich von Klaus den Reifen reparieren.

In der Abfahrt dann hatte Klaus selber einen Platten- kam zum Glück nicht zu Fall.

Die Decke war aufgeschlitzt. Aber auch das ließ sich reparieren- dennoch Pontedera, wo ich schlafen wollte, rückte einfach nicht näher.

Dort legte ich mich gleich schlafen unter dem Dach des großen Zeltes- es hatte geregnet- einen Schlafplatz im Innern gab es auch dieses Jahr nicht. Als ich aufwachte regnete es.

Langsam machte ich mich bereit weiter zu fahren.

Es wurde gesammelt- wir waren jetzt eine größere Gruppe Fahrer.

Jetzt kamen Jochen und Carsten an in Pontedera. Das wunderte mich etwas, hatte ich doch damit gerechnet, sie würden uns irgendwann ein- und überholen oder hätten es getan ohne, dass ich es gemerkt hatte.


 

 

Donnerstag, 6. März 2025

MM 2024- Pontedera- Radicofani

Geplant war eigentlich in Bolsena zu schlafen- eine gute Tagesetappe- doch dazu später mehr.....

Ich war ausgeschlafen, bereit für eine lange, bergige und schöne Fahrt durch die Toscana. Schon gestern hatte ich gemerkt, dass ich gut drauf war und das Warten manchmal etwas an den Nerven zerrte. Heute wollte ich mein Tempo fahren- doch erst einmal zusammen losfahren. Ich drängelte etwas- ohne Erfolg. Es war ja auch schon "lange" hell, wie man auf dem Bild sehen kann. Die Gruppe war jetzt etwas größer geworden und als wir endlich losrollten und ich mich nach der Ponte über den Arno umdrehte war ich alleine. Ich wartete, Jörn vermisste seinen Helm und fuhr zurück. Ich fuhr langsam weiter und wollte an der nächsten Bar warten- so das Warten sinnvoll nutzen.

Zu Zweit, war es Tom?, bestellten wir dort Kaffee und Cornetto. Die Räder standen auf der gegenüberliegenden Seite, damit die Gruppe uns sehen könnte....

Doch was geschah- nichts. Irgendwann fuhr ich dann alleine weiter. Puh, eine Last fiel von mir ab. So befreit fuhr ich nun lustvoll in die ersten Anstiege des Tages. Es lief gut. Viele andere Randonneure waren auf der Strecke, die ich überholte oder mit denen ich ein kleines Stück gemeinsam fuhr.

An einer längeren Steigung schloss Tom zu mir auf- ließ sich aber bald wieder zurückfallen- die Gruppe musste kurz hinter mir sein.

Es gab ein längeres Gravelstück- keine weiße Straße- eher rötlich-braun-ocker farbend mit teilweise dicken Steinen. Ich genoss dieses Stück- auch dafür hatte ich die Vittoria Corsa Conrol in 300 mm Breite aufgezogen.

Bis Castelnuova Beradegna (124km) fuhr ich wohl ohne Pause. Hinter Siena schloss Klaus zu mir auf und machte ordentlich Tempo- ich hatte Mühe, vor allem in den Abfahrten dran zu bleiben- wollte aber gerne mit ihm zusammen im Kontrollpunkt ankommen.

Hier hatte es 2012 diesen leckeren Brotsalat gegeben. Weiß gar nicht, wo Klaus dann blieb- ich muss ihn gleich mal fragen, wenn wir uns zu "Bund um Berlin" treffen.

Auf jeden Fall fuhr ich alleine weiter bis San Quirico d'Orcia.

Immer wieder mal ein Blick auf den Monte Amiata
 

An der Kontrollstelle setzte ich mich zu zwei weiteren deutschen Fahrern- lange mussten wir auf das Essen warten- schon wieder warten. Es war jetzt sicher schon 19 Uhr und das Thema Schlafen kam ins Gespräch. Ich erklärte Bolsena zu meinem Tagesziel, hatte aber schon den Eindruck, es könnte knapp werden, dort noch zu einer vernünftigen Zeit anzukommen. Die 2-3 Stunden, die wir am 16. später, als 2021 gestartet waren, zogen sich bislang durch den ganzen Brevet. das tempo war offensichtlich nicht viel anders. Ich wollte dennoch an meinem Plan festhalten. Ich telefonierte noch mit meiner sportlichen Leitung und wollte schon aufbrechen, als die Gruppe mit Tom, Klaus und Jörn auftauchten. Sie machten einen sehr müden Eindruck auf mich und für sie stand fest, sie würden nicht bis Bolsena durchfahren und sich irgendwo ein "gemütliches" Plätzchen suchen, so wie Tom das 2001 mit Evelyn erlebt hatten.

Irgendwie fand ich das dann verlockend und ich beschloss mit der Gruppe weiter zu fahren- nur ein Eis wollten wir in San Quirico noch essen und dazu fuhren wir ein Stück auf dem Track zurück. Die Bar hatte Eis am Stil und viel Zeit.

Schon in der langen Abfahrt ins Tal der Orcia merkte man deutlich, wie müde manche waren. Schon bald sollte ein Schlafplatz gefunden werden. So bald!?

Gut, ich hatte mich jetzt entschlossen und irgendwie ist es auch ein gutes Gefühl, nicht alleine in die Nacht zu fahren. Tom hatte die gute Idee, auf einem Berg oben zu nächtigen, denn da würde es trockener sein. Es war viel Feuchtigkeit in der Luft- ein Gewitter war angezeigt. Da bot sich Radicofani an- nur den Pass müssten wir noch hoch und im mittelalterlichen Ort würde wir nach einer Pizza einen Schlafplatz suchen.

Klaus und ich kannten diesen schönen Ort vom Tuscany Trail 2016 und auch damals zog vom Monte Amiata her ein schweres Gewitter auf.

Der Anstieg dauerte gefühlt ewig und als wir endlich in Radicofani ankamen, waren fast alle Restaurants und Bars schon dabei abschließen.

Wir konnten allerdings noch Flaschenbier besorgen und in einer Bar gab es große Panini mit Käse und Schinken.

Wir verzehrten alles auf einem Platz aber es wurde Zeit einen trockenen Schlafplatz zu suchen, denn das Gewitter rückte immer näher. Beim Einfahren in den Ort hatten wir eine Baustelle gesehen, ein Haus mit einem großen Unterstand.

Dort angekommen machten wir es uns gleich bequem auf unseren Luftmatrazen.

Die Räder legten wir so hin, dass wir von der Straße aus nicht gesehen werden könnten. Der erste Stock der Baustelle war offensichtlich bewohnt- wir verhielten uns leise und es störte offenbar niemanden.


 

 

Donnerstag, 27. Februar 2025

Rund um Berlin 2025

In diesem Jahr geht es zweimal rum, einmal rechts, einmal links.

Also zwei Brevets in diesem Jahr, zum Einrollen vor den ersten offiziellen Brevets in SH und HH.

Das Wetter hätte besser nicht sein können, denn pünktlich kündigte sich der Frühling an mit zweistelligen Gradzahlen nach einer längeren Frostperiode.

Widriges Wetter hatten wir oft genug aber ein Halt an einer Eisdiele vor Zypressen noch nicht. Fast Toscanische Verhältnisse- passend  zur 999, die ich in diesem Jahr fahren möchte.

   
Mein G. Motta ist noch rechtzeitig fertig geworden- Vor norddeutschen Zypressen  

Zu Zehnt sind wir langsam vorgefahren- Jochen und Carsten waren noch in Malente, haben uns aber bald eingeholt. Ludger kam schon aus NMS und Morten hat auf dem Markt den Kuchen vom Weber- Cafe probiert und für gut befunden.

In Hartenholm gab es die runden Berliner- doch den Bäcker fanden wir an anderer Stelle mit neuen Öfnungszeiten

 

Carsten und Jochen hatten dann also innerhalb von 30 Kilometern ca. 20 Minuten auf uns herausgefahren- und waren offensichtlich ganz froh, dass sie sich bei unserem ruhigen Tempo etwas ausruhen konnten. So blieben wir tatsächlich bis Hartenholm alle zusammen, was mir sehr entgegen kam. Sollte es gelingen die Runde wirklich einmal ruhig zu Ende zu fahren?? 

Sogar die Windrichtung war heute günstig- denn nachdem wir die ersten 30 km Gegendwind hinter uns hatten, kam er gefühlt nur noch von hinten. So flogen wir nach der Pause, Kellinghusen auf breiten verkehrsarmen Landstraßen entgegen- so lieb icks! Eine Baustelle mit längerer Sandpassage und das Kopfsteinpflaster bei Wulfsmoor und langsam wurde das Peloton kleiner. Hinter Kellinghusen teilten wir uns in zwei Gruppen- Carsten und Jochen hatten zu alter Form zurück gefunden.

Nächster Halt Bordesholm- da entdeckten wir eine Eisdiele, die schon offen ist!!

Am Ende wurden die Beine etwas müder- das dürfen sie auch beim ersten 200er der gerade eröffneten Saison.

Britta und Stephan waren zum ersten Mal dabei und Stephan hat einen kleinen Bericht geschrieben:

 

Dem Randonneur ist nichts zu schwör – ein Ausflug in die wunderbare Welt des Langstrecken-Radsports


Nach vielen Jahren im Banne des main stream - Radsports, unterwegs auf Carbonrahmen mit Hochprofil-Laufrädern und elektronischen Schaltungen, starteten meine Frau und ich Anfang dieses Jahres zu einer Reise in ein uns unbekanntes Territorium des Radsports: Wir folgten der geheimnisvollen Aufforderung zu einem morgendlichen Treffen vor dem Tor des Eutiner Schlosses, um dann in geselliger Runde von erprobten Randonneuren auf einem 200km Rundkurs durch Schleswig-Holstein, die Schönheiten des Radfahrens zu zelebrieren. Angesichts der umfangreichen Ausstattung vieler Mitfahrer (Kleidung, Nahrung, Ersatzteile) versicherten wir uns, dass keine Etappenfahrt geplant war. Wir erfuhren, dass die Regeln für Brevet-Fahrer weitgehende Autonomie bei der Bewältigung der Strecke fordern. Voller Erwartung, ob wir den Regeln gerecht werden könnten, starteten wir in den Vormittag, um schnell feststellen zu können, das aufmunternde Gespräch zwischen den Mitfahrern wurde hier intensiv genutzt, als eine moralische Unterstützung in langen Stunden auf dem Rennsattel; man könnte es auch als eine Form des Psychodopings bezeichnen, das glücklicherweise nicht auf der Verbotsliste steht und weitgehend nebenwirkungsfrei ist. Berichte über seltene Fälle von spontaner Taubheit lassen sich nicht verifizieren.

Kurzum, der minderschwere Verstoß gegen das Autarkie-Gebot durch kommunikatives Coaching klappte auch bei mir vorzüglich. Ebenso die praktische Unterstützung konnte ich ohne schlechtes Gewissen akzeptieren, als meinem Hinterrad noch vor mir, die Luft ausging. Chapeau den Radsportlern, die wissen, dass auch und gerade, der Radsportler ein soziales Wesen ist, das sich nicht von starren Regeln bestimmen lässt.

Am Ziel angekommen beschlossen meine Frau und ich, bei Weißbier und Würstchen in der Tankstelle, die Welt des Randonneurs in unser natürliches Radler-Habitat aufzunehmen. Dank an die Randonneure des 22.2.25.

Stephan H.

 

Den obligatorischen Tankstellen- Stopp hatte ich auch schon vermisst- ganz so unerfahren ward ihr wohl doch nicht ;-))




 

 

Mittwoch, 28. August 2024

5D 01h 43 M

 Meine Finisherzeit bei dieser 5. Teilnahme:


Viel erlebt haben wir wieder einmal mehr!

Noch schwieren Bilder, Geschichten durch den Kopf und ich bin noch weit entfernt davon, einen Bericht zu schreiben.....

Es wird wohl meine letzte Mille Miglia gewesen sein; das sagte ich auch zu Fermo, der mich daraufhin gleich einlud, 2028 als Crew- Mitglied dabei zu sein.

Da hab ich mich gefreut.....

Die 999 im nächsten Jahr- die wollte ich ja nicht noch einmal fahren.

Da kommt A.R.I. mit dieser Nachricht:



Die 999 als neue Veranstaltung in der Toscana, inclusive Monte Amiata!!!!



Montag, 12. August 2024

04 D 06 H 21 M bis zum Start

 Prüfungsaufsicht !

Da habe ich Muße mich ein wenig mit der Strecke zu beschäftigen.............


Das 'Bel Paese' entdecken

Und so sieht voraussichtlich meine erste Tagesetappe aus:

Von Parabiago (Milano) bis Pontedera (Toscana)

490 km mit knapp 6000 Hm

Tappa 1
Parabiago > Castellania
Difficoltà: ★★
Distanza totale 112 Km
Dislivello 494 mt 

Die Ausgabe 2024 und ihre 1001 Exzellenzen werden im städtischen Sportzentrum Venegoni-Marazzini" in Parabiago in der Via Carso starten. Parabiago ist eine industriell geprägte Stadt, die als "Stadt der Schuhe" und für ihre drei Radweltmeister (Libero Ferrario - Giuseppe Saronni - Martina Alzini) bekannt ist. Sie liegt 3 km von Nerviano entfernt, dem historischen Startort der vorherigen Ausgaben von 1001 Miglia Italia. Die Etappe ist Fausto Coppi "il Campionissimo" gewidmet, der in den 1940er bis 1960er Jahren eine große Anzahl von Siegen errungen hat. Man trifft auf die Zisterzienserabtei von Morimondo, überquert die Brücke Barche di Bereguardo über den Fluss Ticino und fährt durch die berühmten Reisfelder von Lomellina. Im letzten Teil geht es auf den mit Weinreben bewachsenen Ausläufern der Trainingsstrecken des großen Meisters Fausto Coppi bergauf, auf einer Strecke, der bekannten "SFR di Fausto", deren Zeitfahren Fausto Coppi einen Hinweis auf seinen Formstand gab, und man erreicht das Dorf Castellania vor dem Mausoleum, in dem er kontrolliert wurde, begrüßt vom Zirpen der Zikaden und Grillen.

Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)


 

 


Tappa 2


Castellania Coppi > Casella Ligure
Difficoltà: ★
Distanza totale 53,42 Km
Dislivello 601 mt


Die flache Etappe beginnt bergab, überquert breite Straßen, auf denen man mit dem Rad fahren kann, und führt dann die Straße entlang des Flusses Scrivia hinauf. Das Ziel der Etappe ist Casella Ligure, wo sich eine Schmalspurbahn (im Volksmund "die kleine Bahn von Casella" genannt) befindet, die die Berge des Hinterlandes von Genua erklimmt und den Apennin überquert, um den Touristen ein schönes Panorama zu bieten.


Tappa 3


Casella Ligure > Deiva Marina
Difficoltà: ★★★
Distanza totale 92 Km
Dislivello 1204 mt

Die anspruchsvolle Etappe zum Scoffera-Pass beginnt mit Steigungen zwischen 6 und 8 % inmitten einer üppigen Vegetation und auf verkehrsfreien Straßen. Ist der Gipfel erreicht, beginnen lange Abschnitte mit Falsopiano und eine sanfte Abfahrt bis nach Chiavari.
Wir fahren ein Stück an der Küste des Ligurischen Meeres entlang und beginnen dann den Bracco-Pass zu erklimmen, von dessen Spitze aus wir einen atemberaubenden Blick auf die Cinque Terre haben. Am Ende der Etappe geht es durch Pinienwälder bergab bis zum Ort Deiva Marina, wo sich der Kontrollpunkt befindet. Der goldene Strand am Meer bietet auch die Möglichkeit, ein kurzes Bad zu nehmen, um sich abzukühlen und die Erinnerung an die Cinque Terre zu bewahren.


Tappa 4


Deiva Marina > Gorfigliano
Difficoltà: ★★★★
Distanza totale 116,37 Km
Dislivello 2517 mt


Eine sehr anspruchsvolle Etappe. Die Straße ist eine ununterbrochene Abfolge von Kurven, Bodenwellen, kleinen Rissen und plötzlichen Abfahrten, die eine beträchtliche körperliche Anstrengung und ständige geistige Wachsamkeit erfordern, bis man die Wallfahrtskirche von Soviore erreicht. Die Meeresbrise des nahen ligurischen Meeres, die durch die dichten Wälder der Berge oberhalb der Cinque Terre weht, wird Sie begleiten und den anstrengenden Aufstieg erleichtern. Es ist eine Strecke, die man genießen muss, und die Anstrengung wird durch den Anblick einer Landschaft belohnt, die sich hinter jeder Kurve verändert. Sie fahren entlang der gesamten Strecke des Parks der Cinque Terre, der von seinem Balkon aus die Dörfer Monterosso - Vernazza - Corniglia - Manarola - Rio Maggiore und die berühmte Via dell'Amore überblickt, um in die Landschaft des Golfs der Dichter von La Spezia einzutauchen. Wir verlassen die Landschaft des Golfs von La Spezia und fahren in Richtung der Apuanischen Alpen, vorbei an kleinen, alten Dörfern, die in den grünen Wäldern verstreut liegen, und treffen auf die Pieve di San Lorenzo mit ihrer berühmten romanischen Kirche und dem sechseckigen Turm aus dem Jahr 1000/1100. Der letzte Teil der Strecke führt nach Gorfigliano, einem kleinen Dorf mit Blick auf den Gramolazzo-See, in dem sich der Monte Pisanino spiegelt, die Heimat der weißen Marmorbrüche, in denen Michelangelo die Meisterwerke schuf, um die uns die ganze Welt beneidet. Der Kontrollpunkt wird von der proloco mit den Alpini (Alpenverein) betrieben, die lokale gastronomische Köstlichkeiten verteilen und anbieten werden.

Tappa 5



Gorfigliano > Pontedera
Difficoltà: ★★★
Distanza totale 115,99 Km
Dislivello 1166 mt


Mittelschwere Etappe, mit wenig befahrenen Straßen. Von dem ruhigen Dorf Gorfigliano, das sich oberhalb des Gramolazzo-Sees, einer kleinen Oase hinter den Apuanischen Alpen, befindet, geht es hinunter in das schöne und charmante Städtchen Castelnuovo Garfagnana. Entlang des Flusses Garfagnana überquert man die berühmte Ponte del Diavolo (Teufelsbrücke), eine Perle der Ingenieurskunst, die durch ihren sehr hohen Bogen den Weg nach Bagni di Lucca ermöglicht. Hier beginnt der Aufstieg nach Trebbio, von dessen Gipfel aus der Abstieg in das Tal der Papiermühlen beginnt, in dem die Dörfer und die alten Traditionen der Papierherstellung noch intakt sind. Weiter geht es durch Collodi, die Stadt des Pinocchio und der Märchen, und Galeno, das auf einem Teilstück des ursprünglichen Pflasters der Via Francigena verläuft. Am Ende durchqueren wir den zauberhaften und ruhigen Naturpark Cerbaie, um in Pontedera zu enden, wo sich die Produktionsstätten der berühmten Marke Piaggio-Vespa befinden.
 


Die zweite Tagesetappe wird mich von Pontedera bis Bolsena durch die Toscana führen, vorbei an den mittelalterlichen Städte Sorano und Pitigliano, wo Klaus und ich beim letzten Mal einen Italienischen Abend bei Pizza und Wein erlebten.
 
290 km- 4200 Hm
 
 

Tappa 6


Pontedera > Castelnuovo Berardenga
Difficoltà: ★★★★
Distanza totale 124,43 Km
Dislivello 1988 mt

Eine sehr anspruchsvolle Etappe. Kurze Anstiege und anspruchsvolle Abfahrten in einer gewundenen Abfolge von Kurven sind ständig zu bewältigen. Trotz der Müdigkeit ist es die Etappe, die den Randonneur am meisten erfreut, da sie ihm die Möglichkeit gibt, ein umfangreiches kulturelles und architektonisches Erbe zu bewundern, das mit der Via Francigena verbunden ist: Unterwegs trifft er auf die Burg von Castelfalfi, die Kapellen von San Vivaldo, das mittelalterliche Dorf San Gimignano, das sich durch seine 15 majestätischen Türme auszeichnet, und Monteriggioni, eine kleine Perle, von deren Balkon aus man die Montagnola sehen kann, ein Ort, der den Sienesen und Dante Alighieri sehr teuer war. Nach der Stadt Siena führt das Finale über die Straßen der Eroica, über einige Abschnitte weißer Straßen, durch Wälder und über Hügel, auf denen die Trauben wachsen, aus denen der berühmte und köstliche Chianti-Wein hergestellt wird. Bis man das ruhige Dorf Castelnuovo Berardenga erreicht, das Ende der Etappe und Ort der Kontrolle.


Tappa 7


Castelnuovo Berardenga > San Quirico D'Orcia
Difficoltà: ★★★
Distanza totale 60,16 Km
Dislivello 1004 mt
 
Mittelschwere Etappe. Sie werden landschaftliche Schönheiten bewundern, die von der ganzen Welt besucht werden: die "Crete Senesi", deren Landschaft sich durch eine graublaue Farbe auszeichnet und deren Aussehen oft als mondähnlich beschrieben wird, die reichen Weinberge, in denen die Chianti-Trauben angebaut werden, die "strade Bianche" der Eroica, die uns nach Pienza begleiten, einem historischen Zentrum, das auf das Mittelalter zurückgeht und somit reich an Zeugnissen der Vergangenheit ist. Dann geht es weiter in Richtung San Quirico Orcia, dem Endpunkt der Etappe, entlang eines Bergrückens, der wie ein Balkon vor der Kulisse des Monte Amiata und des Radicofani-Passes wirkt.
Ein Ratschlag: Treten Sie langsamer in die Pedale und fahren Sie durch die Straßen dieser von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärten Dörfer, um ihre Atmosphäre einzuatmen, in der kein Geräusch gedämpft wird und das Rollen der Räder viel lauter ertönt; hier ist alles einfach, aber gleichzeitig auch streng.


Tappa 8


San Quirico D'Orcia > Bolsena
Difficoltà: ★★★★
Distanza totale 107,43 Km
Dislivello 1514 mt
 
Eine sehr anspruchsvolle Etappe. Sofort geht es hinauf nach Bagno Vignoni, einem beeindruckenden alten Thermalort, von dem aus man einen herrlichen Blick auf die ländliche Schönheit des Val d'Orcia hat. Wir fahren auf der Via Cassia, die den Radicofani-Pass auf der rechten Seite flankiert, dessen Haarnadelkurven viele Jahre lang Schauplatz epischer Kämpfe beim Autorennen "1000MIGLIA" waren. Über völlig menschenleere Straßen, mitten in der Natur und begleitet vom Zirpen der Zikaden, fährt man an den Hügeln vorbei, die vom Monte Amiata überragt werden, und trifft auf Burgen, die auf Ausläufern thronen. Von hier aus gelangt man in das Land der Etrusker, vorbei an Sorano, das für seine Thermalbäder berühmt ist, die an der Straße liegen. Dann kommt man nach Pitigliano, das als Klein-Jerusalem bekannt ist und zum UNESCO-Kulturerbe gehört, ein wunderschönes, geschichtsträchtiges Dorf, das die Besonderheit aufweist, auf einem Tuffsteinkamm zu liegen. Weiter geht es bergauf nach Gradoli, wo wir für die Anstrengung mit dem bezaubernden Anblick des Bolsena-Sees belohnt werden, dem größten See vulkanischen Ursprungs in Europa, den wir auf dem Weg zum Kontrollpunkt ein Stück weit umrunden.

 
So weit so gut- ab dem dritten Tag werden Planungen weniger vorhersehbar.
Vor allem die zu erwartende große Hitze wird ein Rolle dabei spielen.
 
Wie die Tappas weitergehen findet ihr auf der offiziellen Website der Mille Miglia- green reverse:
Mein Plan sieht noch weitere drei Tage und zwei Nächte vorraus.
Die dritte, also fünfte Nacht verbringe ich hoffentlich schon bei der Finisher Party.

Mittwoch, 17. Juli 2024

The green reverse

 

Und dies ist das Profil der Mille Miglia !


460 Starter sind gemeldet- darunter 107 Italiener.


Una randonnèe che unisce
tutto il mondo
 

 

 
Bei diesem Motto ist der Randonneur Ostholstein gerne dabei.


Mittwoch, 10. Juli 2024

SiciliaNoStop

 

No Stop!?

Gemeint ist natürlich die Zeit, die Uhr, die niemals anhält. Der Fahrer stoppt, so oft, wie es für ihn sinnvoll erscheint. Brevet- Modus nennen wir das auch. Ein schöner Name für eine Tour mit dem Rad rund um Sizilien gegen den Uhrzeigersinn und auch gegen die Uhr. Es gibt Zeitlimits, die eingehalten werden müssen, wenn man als Finisher gewertet werden will und man sollte die Zeit schon im Auge behalten- ich habe zum Beispiel auf meinem Garmin den Brutto - (Gesamt-) Schnitt auf der ersten Seite.

Foto-Stopps versuche ich möglichst gering zu halten aber manchmal muss auch das sein, zum Beispiel, wenn ich eine alte Ziegelei sehe.....

 

(Erinnerung an 2011)

Die Strecke ist flach, bis auf den Anstieg zum Ätna- zumindest sagen das die Veranstalter und auch das Profil, wenn man es im Gesamten ansieht:


"Flach" ist eben relativ......

Und nun zu meinem Erlebnis "SiciliaNo Stop":

Ich hatte, wie immer, meine Teilnahme im Bekanntenkreis angekündigt; Stephan und Jochen wollten auch starten- Klaus dieses Mal nicht.

Schnell stand auch fest, wir wollten unseren Italien- Urlaub auf Sizilien verbringen. Angela fand dann auch ein Rennen für uns- Giro della Sicilia- in 5 Etappen und der Start wäre 3 Tage nach dem Brevet und der Startort ist in Brolo. Schnell stand dann auch fest, unsere Ferienwohnung in Capo d'Orlando zu suchen- strategisch günstig, denn dieser Ort liegt auf dem Track des Brevets bei km 340. Um die erste Übernachtung musste ich mir also keine Gedanken mehr machen.

Start in Siracusa an der Ostküste morgens um 6 Uhr. Stephan hatte eine FEWO organisiert, nahe dem Startort. Der Bahnhof war auch nur 5 Minuten entfernt.

Wir trafen uns noch mit Jochen und Moni in einer Pizzeria und wir kamen nicht so pünktlich ins Bett, wie geplant. 

Stephans Frühstück


Start in der Kaserne in Siracusa- schnell weg hier!


Der scharfe Start erfolgte erst, nachdem wir uns am Piazza Duoma in das Kontrollsystem  eingeloggt hatten. Dazu mussten wir unseren Standort und den QR- Code an whatsapp schicken.


Und so sah das dann auf dem Handy meiner sportlichen Leitung aus:


Bevor es richtig los gehen sollte, fuhren wir also noch eine Runde über die Altstadt- Insel Ortigia. Ein schöner Start im krassen Gegensatz zu den Industrieanlagen und Raffinerien etc., die zum Landschaftsbild zwischen Siracus und Catania gehören. Zügig kamen wir auf diesem ersten Abschnitt voran. Es war auch überwiegend flach. Catania war schnell durchfahren, es folgten einige kleine Anstiege bis zum New Bellavista in Acireale, dem ersten Punto di Controllo. Am Start hatte wir ein kleines Heftchen bekommen mit Verzehrgutscheinen- hier sollte es Cornetto e Caffe'  geben- zusätzlich an jeder Kontrollstelle gab es Wasser von einem Sponsor.

Ich nahm das Cornetto con Pistacchio auf Stephans Empfehlung und das war richtig lecker. Außerdem aßen wir unsere Arancini con Spinaci, die wir am Vorabend noch besorgt hatten. 

Diese traditionelle Reisgericht ist die perfekte Ernährung für den Randonneur! 


Nun folgte der ersehnte Anstieg zum Refugio Sapienza- 39 km und 1900 Höhenmeter bergauf. 

Es ist der wohl bekannteste Anstieg, die Südanfahrt von Nicolosi, die auch bei quäldich.de beschrieben wird. Ich muss sagen, dass ich den Pass, aufgrund der Beschreibung dort und von dem was Salvatore Giordano (Toto) schrieb, deutlich unterschätzt habe. Aber es war ein schöner Anstieg mit einer einzigartigen Landschaft. Unterwegs treffe ich Renato und wir stellen fest, dass wir zusammen die Grand Tours der italienischen Brevet- Serie (Mille Miglia, 999, Alpi4000 und Trans Alp Rando)  gefahren sind- uns aber bisher nicht kennengelernt haben.

13:13- also ca. nach 3 h komme ich endlich am Refugio an. Es ist inzwischen sehr heiß geworden und ich suche einen Schattenplatz. Der Platz gleicht einem Rummelplatz ähnlich , wie man es oben am Stelvio Pass kennt.

Stephan kommt etwas später- ihm hat die Hitze wohl ordentlich zugesetzt. Wir trinken gemeinsam eine sizilianische Cola, bevor ich mich als Erster in die Abfahrt stürzen will. Doch diese ist leider aufgrund der sehr schlechten Beschaffenheit eine Enttäuschung. Dennoch genieße ich natürlich das Hinunterfahren obwohl ich oft bremsen muss. Ich überhole noch einige Autos und einen Bus, das macht auch Spass.


In Giarre unten angekommen, führt die Strecke wieder auf der Küstenstraße Richtung Messina. Das Profil ist nun wellig- alte Lavaströme müssen überquert werden.

Wir haben nun ordentlich Rückenwind. Vorbei an dem wohl bekanntesten Küstenort Taormina führt die Strecke immer gen Norden entlang der Küste. Ich bin alleine unterwegs, stoppe nur einmal, um etwas zu essen in einer Pasticcheria am Straßenrand, bis ich, schon kurz vor Messina, auf eine kleine Gruppe stoße.

Gemeinsam crossen wir durch den Feierabendverkehr. Wo sich eine Lücke auftut, da fahren wir durch, in den Gegenverkehr, dann wieder rüber auf rechts und manchmal passt der Lenker gerade mal zwischen zwei Außenspiegel.

Niemand regt sich auf oder hupt- normal ist das hier. Ich folge der Linie eines Sizilianers. Er beherrscht das Stadt- Crossen besonders gut- und ich kann folgen. Manchmal jedoch geht hinter ihm die Lücke zu und ich muss mir eine andere suchen. 

Vom Refugio bis zur Pasticcheria Messina sind es 105 Kilometer, die vergehen quasi wie im Flug.  

Es ist nun schon früher Abend- ich will eigentlich nicht lange stehen- auch keine Pasta. Ich esse ein großes Eis und als ich schon weiter will, kommt Stephan an.

Es sind jetzt noch gut 100 Kilometer bis zur FEWO; Stephan will auch dort übernachten und so fahren wir nach Stephans Portion Pasta- ich esse ein zweites Eis- gemeinsam weiter.

Nach weiteren 10 Kilometern Rückenwind ist die Spitze der Ostküste, bzw. der Straße von Messina erreicht; von nun an folgen wir der nördlichen Küstenstraße ca. 350 km gen Westen bis Trapani. Die Windvorhersage hatte kräftigen Westwind für den morgigen Tag angekündigt- doch zunächst kam dieser noch kräftig aus Süden, das heißt er stürmte die Täler hinunter zum Meer. Da wir diese Täler queren mussten, hieß es zunächst gegen den Wind talaufwärts, wobei wir fast zum Stehen kamen- auf der Brücke mussten wir den Lenker gut festhalten, um nicht von dieser herunter gefegt zu werden. Talabwärts dann Sturm im Rücken, vorbei wir schnell auf über 40 km/h kamen.


Und so ging es von Tal zu Tal. Manches Mal hatte ich ein mulmigen Gefühl- vor allem, wenn große abgebrochene Äste auf der Straße lagen. Später öffnete sich die Landschaft und der Sturm legte sich.

Wir halten nach ca. 50 Kilometern kurz hinter Barcellona an einem Grill- Restaurant. Dafür wollen wir in Patti Marina, dem 4. Kotrollpunkt, nicht lange stehen und bis Capo d'Orlando durchfahren. In Patti gibt es Schlafmöglichkeiten und den 1. Bagdrop und vorher muss noch ein ordentlicher Anstieg bewältigt werden.

Ca. 00:30 sind wir an der Ferienwohnung- Ankunft um Mitternacht, wie angekündigt, war nicht zu schaffen- zu viele Anstiege hatte diese flache Küstenstraße. 

In der Ferienwohnung fanden wir den Tisch, wie durch ein Wunder, gedeckt.


340 Kilometer, also ein Drittel der Strecke war geschafft. Duschen, essen und nach Bett und möglichst viel schlafen.

Kurz vor Sonnenaufgang saßen wir wieder auf dem Rad, als eben eine kleine Gruppe vorbei fährt. Wir hängen uns da erst einmal rein.

Nur 45 Kilometer später, in St. Stefano in der Bar da Franco, bekommen wir dann unser zweites Frühstück - Cornetto e Caffe' . Ein schöner Platz hier- wir nehmen uns die Zeit diese Pause zu genießen. St. Stefano ist eine Töpferstadt.

Bis hierher hatten wir nicht das gleiche Tempo- ich fuhr alleine - Stephan fand eine Gruppe und kam nur wenige Minuten später an.

So war es auch auf den nächsten 70 Kilometern- in Termini Imerese wollten wir uns wieder treffen. Doch zunächst ging es von der Küstenstraße auf der Serpentina Paolo Balsamo steil bergan. 

(80 Hm auf 1 km) Und das in der Mittagshitze. Da kam das schattige Cafe auf dem Piazza Duomo gerade recht. Auch hier kam Stephan nur wenige Minuten später, so dass wir gemeinsam Kaffee und kühlende Getränke bestellten.


Noch 48 Kilometer bis Palermo. Ich bin gespannt. Kurz vor der großen Stadt fahren wir auf eine kleine Gruppe auf. Wir fahren zunächst immer direkt an der Küste entlang- links und rechts kleinere Häüser, wahrscheinlich Fischerhäuser- es riecht nach Fisch, Müll, Abgasen.....Wenn ich zunächst wieder auf einen Stadt- Cross ala Messina gehofft hatte, wurde ich enttäuscht. Großstadtdschungel. Die Gruppe verlieren wir dann schnell wieder und als die Straße ansteigt auf immerhin 75 m bin ich wieder alleine, jedoch der nächste Kontrollpunkt ist nicht mehr weit- fast schon außerhalb Palermos an einer Ausfallstraße. 

Route 11 ist ein Cafe/ Restaurant an einer Tankstelle. Draußen heiß- drinnen voll, wir lassen uns Zeit, regenerieren etwas bei einem Nudelgericht aus der Aluschale und hinterher ein Eis.

Es ist ca. 14 Uhr und wir haben die Hälfte des Brevets geschafft. Angela ist von Capo nach St. Stefano gefahren und macht in der Bar da Franco Mittagspause- sie schickt mir ein Foto von ihrem Nudelgericht und es ist leicht rechteckig angerichtet und gleicht doch sehr unserem- nur auf einem Teller. 

Den ganzen Tag hatten wir kräftigen Gegenwind- Angela freut sich auf die Rückfahrt- wir jedoch haben noch ca. 100 km bis Trapani an der Westküste.

Diesen Punkt, wo der Wind hoffentlich etwas günstiger für uns sein würde, sehnte ich nun langsam herbei. Und das Profil bis dorthin glich einem Klassiker- Profil, ein ständiges Auf und Ab zunächst an der Küste entlang (mit schönen Ausblicken- das Blau des Meeres ändert ständig seine Farbe...) und dann verlassen wir die Küste, schneiden etwas ab, weil es im Norden keine durchgängige Straße gibt. Das bedeutet 3x auf über 200 m bis Buseto Palizolo und noch einmal auf 270 m bevor wir nach Trapani also an die Küste kommen. 

Die Bar Macao liegt an der Straße mitten im Nichts und hat leckere Erdbeer- Törtchen, wie auf den Google- Fotos zu sehen. Ich esse mehrere davon.

In Trapani macht der Track eine kleine Stadtrundfahrt. Es riecht stark nach Ruß, bzw. Abgasen und als wir dem Hafen näher kommen, sehen wir auch warum: Mehrere Traumschiffe liegen hier- offensichtlich mit laufenden Motoren. Ein Traum!

250  Kilometer Gegenwind- unser Tagewerk. Nun im Dunkeln fährt es sich  deutlich leichter- die Straßen flach und gerade- der ständige Druck auf die Pedale ist jetzt weg und wir merken, was wir geleistet haben. In Marsala halten wir spontan an einer Pizzeria mit Holzofen. Wir setzen uns auf eine Bank davor, warten während der Pizzabäcker seine Arbeit tut und unterhalten uns mit dem Chef. Ich möchte einen Wein dazu trinken- doch den gibt es leider nicht.

In Mazzara, 22 km weiter, hat Stephan mich plötzlich verloren. Der Grund- ich hatte spontan vor einer Vinaria angehalten und trank nun Wein aus einem Plastikbecher, den mir der Weinhändler aus einer Plastikflasche eingeschenkt hatte. Sein Kumpel versuchte mir einen alten NSU auf seinem Handy zu zeigen- beide hatten offensichtlich schon länger dort gestanden und den Wein probiert. Große Holzfässer waren in seinem Laden zu sehen. Natürlich musste ich auch einen zweiten Becher probieren von dem Wein, den ich sehr lecker fand.

Noch 39 km bis Selinunte, wo wir schlafen wollten. Leider fuhren wir wieder von der Küste weg und es wurde wellig. Müde und etwas kraftlos sehnten wir unserem Schlafplatz nun entgegen.

Den QR- Code zum einloggen müssen wir suchen !? ein Scherz des Veranstalters, wie uns ein Mitfahrer sagt, den ich jetzt gerade gar nicht lustig finde. Der Eingang, die Lobby des Hotels, überall liegen Randonneure und das finden Touristen, die hier um 1 Uhr nachts aus dem Bus geworfen werden und mit ihren großen Koffern  ankommen, auch nicht lustig. Ich schon. Wir finden den QR- Code auf dem Dach des Hotels. Dazu fahren wir mit dem Aufzug in den 4 Stock und klettern eine kleine Treppe hoch.

Anschließend können wir uns endlich für die Nacht fertig machen. Es gibt keinen organisierten Schlafplatz für uns hier- ich finde direkt neben dem Eingang eine große, bequeme Coach, auf der Stephan und ich beide, der Länge nach, drauf passen. Viel Zeit bleibt nicht bis Sonnenaufgang- ich schlafe  wahrscheinlich sofort ein.

Kurz vor Sonnenaufgang werde ich wach. Habe gut geschlafen. Überall liegen jetzt hier in der Lobby Randonneure oder sind im Kommen oder Gehen. Nur ein paar Schritte bis zur Bar. Erstmal einen Dopio für Stephan und mich.

Packen, Zähne putzen und aufs Rad- noch vor Sonnenaufgang. Letzte Tagesetappe heute, ca. 280 km Richtung Süd-Westen, also hoffentlich mit dem Wind, denn der sollte sich erst gegen Ende des Tages auf Süd drehen. Lustvoll starte ich in den Tag.

Die Strecke bis Sciacca ist dann auch richtig schön- wellig führt diese auf kleinen Nebenwegen durch ländliches Gebiet. Fruchtbar scheint es hier zu sein- sehr grün hier zu dieser Jahreszeit. Freilaufende Hunde gibt es einige und einer begleitet uns einen ganzen Anstieg lang....Ich behalte ihn gut im Auge- er bleibt friedlich, bellt nicht einmal.

In Sciacca (km35) halten wir an der ersten Bar. Hier frühstücken wir ausgiebig- Cornetti, Caffe, Cornetti- Caffe....

Die Bar liegt auf Meereshöhe und, um auf die SS115 zu gelangen, müssen wir durch den Ort auf engen Straßen 50 Hm steil bergauf. Einbahnstraße und Baustelle können mich dabei nicht aufhalten. Wieder ein netter Stadt- Cross, bevor wir nun die SS115 bis hinter Gela, also für 160 km nicht mehr verlassen. 

Diesen Streckenabschnitt hatte ich mir anders, schöner vorgestellt.

Und das sieht dann so aus:

 


Breite Straße, viel Landschaft links und rechts, Plantagen und kaum Ausblicke aufs Meer. 

Der Brevet bekommt jetzt einen ganz anderen Charakter. Passend dazu ein

Tankstellenstopp irgendwo entlang der Strecke.....

Bis zur Agora Bar bei Agrigento sind es knapp 100 Tageskilometer.

Hier lösen wir nicht unseren Gutschein ein, sondern suchen ein Restaurant. 

 

Es ist noch nicht ganz Mezzogiorno und das Restaurant hat gerade geöffnet. Wir bestellen eine Pizza "per tre", eine Familienpizza und , weil die Zubereitung dauert, bestelle ich vorab einen riesigen Burger als Vorspeise.

 

Die Familienpizza ist dann tatsächlich so groß, dass wir einen Teil davon einpacken für später.

Als wir aufbrechen ist es inzwischen sehr heiß geworden und Stephan will etwas an Tempo rausnehmen. Nun ist es für mich so, dass ich mich nicht trennen will, wenn wir 2/3 eines Brevets zusammen gefahren sind. Wir verabreden also, dass jeder sein Tempo fährt und einen Treffpunkt für die Pausen. Der nächste Stopp soll bei Gela sein und ich finde eine Tankstelle an der Strecke- Wieder eine Tankstelle bei diesem Brevet- wie schön!

Und so machen wir das dann bis Portopalo der letzten Kontrollstelle vor dem Ziel: mal fährt Stephan vor, mal ich und immer verabreden wir den nächsten Treffpunkt.

Und die Abstände bis zu den Pausen werden kürzer....

In Scoglitti: Caffe und Gelato. Stephan fährt schon einmal vor und ich suche noch vergeblich einen Geldautomaten- macht nichts, der Chef winkt ab und die Rechnung bekomme ich geschenkt. Eine halbe Stunde hat Stephan nun Vorsprung und ich den Ehrgeiz ihn bis zum Ortsschild einzuholen. Die Körperspannung ist wieder da. Ein Wasser muss noch durchwatet werden direkt am Strand- dann geht es im Renntempo durch eine interessante Dünenlandschaft. Auch einige freilaufende Hunde können mich nicht aufhalten.

In Marina di Ragusa kommen wir gleichzeitig an- hier machen wir direkt am Hafen eine längere Pause. Es ist schön hier und wir genießen auf einer Bank die aufkommende Abendstimmung. Wir essen die restliche Pizza aus Agrigento und ich hole mir dazu ein Glas Wein aus der Bar gegenüber.

Hinter Pozzallo führt die Strecke zunächst ca. 20 km direkt an der Küste. Wir fliegen mit kräftigem Rückenwind dahin. Obacht müssen wir geben auf die Sandverwehungen.  

Portopalo di Capo Passero, dem südlichsten Punkt der Insel, erreichen wir gegen 22:30. Knapp 60 km sind es noch bis ins Ziel- wir würden also noch rechtzeitig dort ankommen, bevor die Augen zufallen und nehmen uns Zeit für eine weitere ausgiebige Pause. Die Bar und Pasticcheria hat wieder einmal herrliche Törtchen im Angebot und ich esse mich durch das komplette Angebot, weil ich mich nicht entscheiden kann. Dazu noch einen roten Wein- es ist, als ob die Finisher- Party schon begonnen hat.

Weiter Richtung Norden haben wir wieder einen günstigen Wind. Auf halber Strecke wollen dann doch meine Augen zufallen und in Lido di Noto lege ich mich kurz auf eine Bank- kann aber nicht einschlafen. Stephan möchte runter zum Strand- kommt aber sehr schnell zurück- um diese Zeit gehört der Strand den wilden Hunden. 

Bis Syracus ins Ziel zieht es sich jetzt am Ende.

Gegen 2 Uhr erreichen wir die Kaserne- der Empfang ist leider etwas bescheiden.

Da hätte ich Stephan für seinen ersten Super- Brevet etwas mehr gegönnt.

Für die Duschen sollen wir 6 Euro bezahlen- so muss es auch ohne gehen.

Es gibt Waschbecken und gemütliche Sofas- morgens geht mein Zug zurück nach Capo. Stephan kann etwas länger schlafen und holt Ana später vom Flughafen ab.

Jochen ist natürlich längst im Ziel und ist mit 51h 4. Finisher.

Wir haben in knapp 68 h viel erlebt und im Nachhinein betrachtet, sind es die Stopps, die diesen Brevet geprägt haben.

No-Stopp gilt eben nur für die Uhr. Die Maximalzeit lag im Übrigen bei 75 h und  wir im Mittelfeld.

Nach nur drei Tagen Regeneration sind Angela und ich dann bei Girodellsicilia gestartet- aber das ist eine ganz andere Geschichte.


 


 










Donnerstag, 2. Mai 2024

Weggefährte seit 2003, meinem ersten PBP Jahr

 

Stefan am Start der 999 am Circo Massimo, Rom


Weggefährte seit 2003, leider verstorben......