Prolog:
Manchmal träume ich von einem Super- Brevet. Ich befinde mich des Nachts an einer Kontrollstelle und komme nicht weiter. Fast, wie in einem surrealistischen Film- ich will fahren, aber irgendwas hält mich davon ab.
Es ist meistens nichts Konkretes- doch heute Nacht war es die Gruppe, mit der ich zusammen weiter fahren wollte.
Passend zu meinem Bericht, den ich heute früh anfangen will??
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Bevor wir starteten am 16. August '24 lief nicht alles so entspannt, wie es sonst oft war. Zunächst sollte ich keinen Urlaub bekommen, weil Prüfungen verschoben wurden. Zum zweiten Mal in meiner beruflichen Laufbahn musste mit Kündigung drohen. Gut, die erste Hürde war damit überwunden. Der Kompromiss- ich musste bis zum 15. 08 noch arbeiten und musste somit nach Milano fliegen. Klaus und Tom würden mein Rad mitnehmen.
Ungerne gebe ich mein Rad aus der Hand vor einem Brevet und ich versicherte mich mehrfach, ob denn der Schnellspanner beim Transport heil geblieben war.
Der Flug an sich war in Ordnung- hatte allerdings ca. 1h Verspätung. Mein Plan war es, mit dem Zug noch bis Legnano zu fahren- dort hatte ich ein Hotel gebucht.
Jochen und Carsten waren auch mit im Flieger- Jochen hatte ein Leihauto gebucht.
Mein Zug fuhr stündlich- den sollte ich locker erreichen. Leider machte ich nun den Fehler mich überreden zu lassen, ins Leihauto zu steigen. Als sich herausstellte, dass dieses am Flughafen Linate stand, hatte ich noch knapp 10 Minuten bevor der Zug abfuhr. Vor dem Ticket- Automaten lange Schlangen mit Touristen, die nicht wussten, wie und wo und was.....
Als ich endlich ein Ticket in der Hand hatte, rannte ich zum Bahnsteig hinunter und suchte nach dem Entwerter. Was ich nicht wusste, es gab hier inzwischen neue Automaten, die das Ticket digital entwerten. Ein freundlicher Mensch klärte mich auf. Da fuhr auch schon der Zug ein. Zweite Hürde geschafft- mein Puls war allerdings recht hoch- ich setzte mich erst einmal. Da fiel mir ein, ich müsste bald umsteigen- wusste aber nicht wo, denn ich hatte mich bei dem Stress nicht schlau gemacht. Nebenbei versuchte mich der Hotelier mehrfach anzurufen- bis ich auf die Idee kam, wer es sein könnte, hatte ich den Anruf mehrfach weggedrückt.
Drei Inder saßen bei mir und halfen. Auf einer Web-Seite fanden sie die Info, dass ich an der zweiten Haltestelle den Zug wechseln müsste....ok.
Ein Schaffner kam und kassierte die Touristen ab, die ohne Ticket fuhren.
Unfreundlich meinte er zu mir, ich sollte an der nächsten (ersten) Haltestelle wechseln und ich glaubte ihm nicht sondern den freundlichen Indern.
Nach dem ersten Halt kam er wieder zu mir, war noch unfreundlicher und kassierte auch bei mir ein erhöhtes Fahrgeld, weil ich ja nun über Milano Centrale fahren müsste. Ich zahlte, wollte keinen weiteren Stress und stieg an der zweiten Haltestelle aus, um mir dort ein Taxi zu suchen. Von Saronno waren es nur 11 km.
Leider fand ich dort kein Taxi- nur einige betrunkene Menschen, die nicht helfen konnten. Milano- Vorstadt- Bahnhof! Kein besonders gemütlicher Ort. Es gab einige Telefonnummern, doch ohne Erfolg. In der Nähe eine Bar (Irish Pub). Auch hier wurde viel getrunken- ich fragte an der Theke nach einem Taxi. Neben mir stand Ibrahim, der mir gleich anbot mich nach Legnano zum Hotel zu fahren. Sein frisch gezapftes Bier ließ er sich in einen Plastikbecher umfüllen und ging mit mir zu seinem Auto. Was blieb mir anderes übrig- ich musste dort weg und Ibrahim machte einen vertrauenerweckenden Eindruck.
Schicksalsergebend setzte ich mich in seinen kleinen Renault. Wir kommunizierte mittels der Sprachfunktion seines Handys. Das war lustig. Als wir mit 130 über die Autobahn bretterten, übersetzte sein Handy, ich hätte Glück- ein Taxifahrer würde sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten- so wäre ich viel früher am Hotel.
Auf die Frage, ob ich etwas Spritgeld geben dürfte, antwortete Siri: "Das dürfen Sie gerne"
Am Hotel wurde ich freundlich empfangen und erfuhr auch den Grund für die vielen Anrufe: das Hotel war überbucht und voll mit Radfahrern aber sie hätten ein anderes Hotel für mich angefragt. Gleich fuhren wir weiter zu einem Motel an der Autobahn. Es glich eher einer Parkpalette aber die Zimmer waren ok. In der Minibar fand ich zwei Mini- Whisky.Dritte Hürde geschafft.
Nach dem Frühstück am Morgen setzte ich mich zu zwei Radfahrern, einem Italiener, einem Indonesier. In der Bahn traf ich einen Radfahrer aus Malaysia und bei den Gesprächen, kam langsam Brevet- Stimmung auf. Nur noch wenige Stunden bis zum Start. Bis auf den Schaffner hatte ich nur freundliche Menschen getroffen- darunter kaum Italiener. Das Internationale gefiel mir.
Am Startort traf ich Klaus und Tom- beide wirkten sehr entspannt- hatten allerdings schon Stress mit der Müllabfuhr gehabt. Nachdem wir die Startunterlagen abgeholt hatten, mieden wir die Menschenmengen und entspannten im Schwimmbad nebenan auf Sonnenliegen.
Ich hatte alkfreies Bier organisiert und machte noch beim Öffnen den Biniam Girmay beim Giro 2022- nicht das Auge, die Oberlippe nahm Schaden.
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