Freitag, 7. März 2025

Mille Miglia 2024- Chinque Volta

Prolog:

Manchmal träume ich von einem Super- Brevet. Ich befinde mich des Nachts an einer Kontrollstelle und komme nicht weiter. Fast, wie in einem surrealistischen Film- ich will fahren, aber irgendwas hält mich davon ab.

Es ist meistens nichts Konkretes- doch heute Nacht war es die Gruppe, mit der ich zusammen weiter fahren wollte.

Passend zu meinem Bericht, den ich heute früh anfangen will??


 

Bevor wir starteten am 16. August '24 lief nicht alles so entspannt, wie es sonst oft war. Zunächst sollte ich keinen Urlaub bekommen, weil Prüfungen verschoben wurden. Zum zweiten Mal in meiner beruflichen Laufbahn musste mit Kündigung drohen. Gut, die erste Hürde war damit überwunden. Der Kompromiss- ich musste bis zum 15. 08 noch arbeiten und musste somit nach Milano fliegen. Klaus und Tom würden mein Rad mitnehmen.

Ungerne gebe ich mein Rad aus der Hand vor einem Brevet und ich versicherte mich mehrfach, ob denn der Schnellspanner beim Transport heil geblieben war.

Der Flug an sich war in Ordnung- hatte allerdings ca. 1h Verspätung. Mein Plan war es, mit dem Zug noch bis Legnano zu fahren- dort hatte ich ein Hotel gebucht.

Jochen und Carsten waren auch mit im Flieger- Jochen hatte ein Leihauto gebucht.

Mein Zug fuhr stündlich- den sollte ich locker erreichen. Leider machte ich nun den Fehler mich überreden zu lassen, ins Leihauto zu steigen. Als sich herausstellte, dass dieses am Flughafen Linate stand, hatte ich noch knapp 10 Minuten bevor der Zug abfuhr. Vor dem Ticket- Automaten lange Schlangen mit Touristen, die nicht wussten, wie und wo und was.....

Als ich endlich ein Ticket in der Hand hatte, rannte ich zum Bahnsteig hinunter und suchte nach dem Entwerter. Was ich nicht wusste, es gab hier inzwischen neue Automaten, die das Ticket digital entwerten. Ein freundlicher Mensch klärte mich auf. Da fuhr auch schon der Zug ein. Zweite Hürde geschafft- mein Puls war allerdings recht hoch- ich setzte mich erst einmal. Da fiel mir ein, ich müsste bald umsteigen- wusste aber nicht wo, denn ich hatte mich bei dem Stress nicht schlau gemacht. Nebenbei versuchte mich der Hotelier mehrfach anzurufen- bis ich auf die Idee kam, wer es sein könnte, hatte ich den Anruf mehrfach weggedrückt.

Drei Inder saßen bei mir und halfen. Auf einer Web-Seite fanden sie die Info, dass ich an der zweiten Haltestelle den Zug wechseln müsste....ok.

Ein Schaffner kam und kassierte die Touristen ab, die ohne Ticket fuhren.

Unfreundlich meinte er zu mir, ich sollte an der nächsten (ersten) Haltestelle wechseln und ich glaubte ihm nicht sondern den freundlichen Indern.

Nach dem ersten Halt kam er wieder zu mir, war noch unfreundlicher und kassierte auch bei mir ein erhöhtes Fahrgeld, weil ich ja nun über Milano Centrale fahren müsste. Ich zahlte, wollte keinen weiteren Stress und stieg an der zweiten Haltestelle aus, um mir dort ein Taxi zu suchen. Von Saronno waren es nur 11 km.

Leider fand ich dort kein Taxi- nur einige betrunkene Menschen, die nicht helfen konnten. Milano- Vorstadt- Bahnhof! Kein besonders gemütlicher Ort. Es gab einige Telefonnummern, doch ohne Erfolg. In der Nähe eine Bar (Irish Pub). Auch hier wurde viel getrunken- ich fragte an der Theke nach einem Taxi. Neben mir stand Ibrahim, der mir gleich anbot mich nach Legnano zum Hotel zu fahren. Sein frisch gezapftes Bier ließ er sich in einen Plastikbecher umfüllen und ging mit mir zu seinem Auto. Was blieb mir anderes übrig- ich musste dort weg und Ibrahim machte einen vertrauenerweckenden Eindruck.

Schicksalsergebend setzte ich mich in seinen kleinen Renault. Wir kommunizierte mittels der Sprachfunktion seines Handys. Das war lustig. Als wir mit 130 über die Autobahn bretterten, übersetzte sein Handy, ich hätte Glück- ein Taxifahrer würde sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten- so wäre ich viel früher am Hotel.

Auf die Frage, ob ich etwas Spritgeld geben dürfte, antwortete Siri: "Das dürfen Sie gerne" 

Am Hotel wurde ich freundlich empfangen und erfuhr auch den Grund für die vielen Anrufe: das Hotel war überbucht und voll mit Radfahrern aber sie hätten ein anderes Hotel für mich angefragt. Gleich fuhren wir weiter zu einem Motel an der Autobahn. Es glich eher einer Parkpalette aber die Zimmer waren ok. In der Minibar fand ich zwei Mini- Whisky.

Dritte Hürde geschafft.

Nach dem Frühstück am Morgen setzte ich mich  zu zwei Radfahrern, einem Italiener, einem Indonesier. In der Bahn traf ich einen Radfahrer aus Malaysia und bei den Gesprächen, kam langsam Brevet- Stimmung auf. Nur noch wenige Stunden bis zum Start. Bis auf den Schaffner hatte ich nur freundliche Menschen getroffen- darunter kaum Italiener. Das Internationale gefiel mir.

Am Startort traf ich Klaus und Tom- beide wirkten sehr entspannt- hatten allerdings schon Stress mit der Müllabfuhr gehabt. Nachdem wir die Startunterlagen abgeholt hatten, mieden wir die Menschenmengen und entspannten im Schwimmbad nebenan auf Sonnenliegen.

 

Ich hatte alkfreies Bier organisiert und machte noch beim Öffnen den Biniam Girmay beim Giro 2022- nicht das Auge, die Oberlippe nahm Schaden.


 









 

 

 

 





Mille Miglia 2024- Parabiago- Pontedera

Der Start am Rugby- Stadion von Parabiago war bekannt aus 2021- es wurde in Kleingruppen gestartet, für die wir uns vorher registriert hatten. Die Zeit wurde dann irgendwie vorverlegt, weil alle Startgruppen, die eigentlich hinter uns sein sollten, schon längst auf der Strecke waren- es kam etwas Hektik auf- ich fuhr dann einfach langsam los und bald hatten wir Fahrer aus Norddeutschland uns gefunden und fuhren zügig die breiten Straßen, die uns aus dem Einzugsgebiet Milanos herausführten. Die Pontonbrücke über den Ticino sorgte mal wieder für etwas Durcheinander und , als mir später jemand sagte, einer aus unserer Gruppe hätte einen Platten, war ich schon einen Kilometer weiter.

Ich stoppte kurz, sah niemanden mehr und fuhr alleine weiter. War sowieso mein Plan- spätestens wenn die Berge begännen, wäre ich doch alleine.

Beim Mausoleum Fausto Coppi wartete ich dann doch- es war inzwischen dunkel geworden. Ich war etwas verwirrt darüber, dass ich normalerweise, alleine hinten bin- nun war ich alleine vorne.

Die Kollegen kamen dann vereinzelt- gemeinsam fuhren wir aber weiter  durch die erste Nacht. Ich merkte bald, dass ich gut die Berge hoch kam und dachte, es könnte nicht schaden, etwas ruhiger in diesen Brevet zu starten. Es gab einen schönen nächtlichen Stopp an einer Bar am Straßenrand, wo wir noch einmal die Speicher auffüllten. 

Wir waren 2-3 Stunden später als 2021 gestartet- es machte also keinen Sinn wieder in Deiva Marina zu schlafen, denn da wäre es längst hell. Ich hatte ein Nickerchen in Sestrie Levante an der Promenade in Erwägung gezogen aber ich kam erstaunlich gut, ohne schwere Augenlider, durch die Nacht.

Hier angekommen war es dann sowieso schon hell und am Ende des Ortes, bevor es in den langen Anstieg zum Passo Bracco geht, gönnten wir uns eine ausgiebige Frühstückspause.

In Deiva hielten wir uns nicht lange auf, denn es zogen dunkle Wolken auf- Regen war angesagt. Doch oben angekommen endete unsere Sammelaktion in einer weiteren Pause mit Kaffee und Cola. 

Ab Levanto gab es eine Streckenänderung- in diesem Jahr sollten wir bis La Spezia auf der Küstenstraße (SP51) der Cinque Terre bleiben. Ein ständiges Auf und Ab mit langen teilweise steilen Anstiegen und Ausblicken auf die 5 berühmten Küstenstädte, Monterosso, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore.

Ein schweres Gewitter war vom Meer her im Anzug und dies sorgte dafür, dass wir nicht in Levanto ein zweites Frühstück einnahmen und auch sonst eher zügig unterwegs waren. Und so entwischten wir dem Gewitter- nur ein paar dicke Tropfen bekam ich ab. Einmal mussten wir doch einen Fotostopp einlegen- über dem Meer war eine Windhose zu sehen.

In La Spezia war es Zeit für Mezzogiorno- der Wirt eines Restaurant lud uns ein zum Mittagstisch. Sehr lecker und erholsam nach diesem schweren Streckenabschnitt mit 2160 Höhenmetern auf 80 km.

In Aulla hätte ich ein Eis essen wollen, schade. Dafür stoppten wir später dort, wo Klaus und Tom schon einmal schliefen.  Die Füße im Brunnen kühlen tat gut- war jedoch nicht gern gesehen.

War ich bislang mal mehr, mal weniger mit Klaus und Tom zusammen gefahren, so kam irgendwann, ich denke es war bei der Kontrollstelle Gorfigliano, Jörn aus Bernau, denn wir von Bernds 333 kannten, zu uns. 

Eine Pause haben wir, glaube ich, nicht mehr gemacht- gehalten aber öfter mal.

 Die 116 km gingen bis auf den Anstieg zum Passo del Trebbio nur bergab.

Jedoch benötigten wir für den Anstieg gefühlt eine Ewigkeit. Klar waren wir alle müde, jetzt wo wir in die zweite Nacht hineinfuhren. Ein einsamer Randonneur mit Platten wusste nicht mehr weiter und ließ sich von Klaus den Reifen reparieren.

In der Abfahrt dann hatte Klaus selber einen Platten- kam zum Glück nicht zu Fall.

Die Decke war aufgeschlitzt. Aber auch das ließ sich reparieren- dennoch Pontedera, wo ich schlafen wollte, rückte einfach nicht näher.

Dort legte ich mich gleich schlafen unter dem Dach des großen Zeltes- es hatte geregnet- einen Schlafplatz im Innern gab es auch dieses Jahr nicht. Als ich aufwachte regnete es.

Langsam machte ich mich bereit weiter zu fahren.

Es wurde gesammelt- wir waren jetzt eine größere Gruppe Fahrer.

Jetzt kamen Jochen und Carsten an in Pontedera. Das wunderte mich etwas, hatte ich doch damit gerechnet, sie würden uns irgendwann ein- und überholen oder hätten es getan ohne, dass ich es gemerkt hatte.


 

 

Donnerstag, 6. März 2025

MM 2024- Pontedera- Radicofani

Geplant war eigentlich in Bolsena zu schlafen- eine gute Tagesetappe- doch dazu später mehr.....

Ich war ausgeschlafen, bereit für eine lange, bergige und schöne Fahrt durch die Toscana. Schon gestern hatte ich gemerkt, dass ich gut drauf war und das Warten manchmal etwas an den Nerven zerrte. Heute wollte ich mein Tempo fahren- doch erst einmal zusammen losfahren. Ich drängelte etwas- ohne Erfolg. Es war ja auch schon "lange" hell, wie man auf dem Bild sehen kann. Die Gruppe war jetzt etwas größer geworden und als wir endlich losrollten und ich mich nach der Ponte über den Arno umdrehte war ich alleine. Ich wartete, Jörn vermisste seinen Helm und fuhr zurück. Ich fuhr langsam weiter und wollte an der nächsten Bar warten- so das Warten sinnvoll nutzen.

Zu Zweit, war es Tom?, bestellten wir dort Kaffee und Cornetto. Die Räder standen auf der gegenüberliegenden Seite, damit die Gruppe uns sehen könnte....

Doch was geschah- nichts. Irgendwann fuhr ich dann alleine weiter. Puh, eine Last fiel von mir ab. So befreit fuhr ich nun lustvoll in die ersten Anstiege des Tages. Es lief gut. Viele andere Randonneure waren auf der Strecke, die ich überholte oder mit denen ich ein kleines Stück gemeinsam fuhr.

An einer längeren Steigung schloss Tom zu mir auf- ließ sich aber bald wieder zurückfallen- die Gruppe musste kurz hinter mir sein.

Es gab ein längeres Gravelstück- keine weiße Straße- eher rötlich-braun-ocker farbend mit teilweise dicken Steinen. Ich genoss dieses Stück- auch dafür hatte ich die Vittoria Corsa Conrol in 300 mm Breite aufgezogen.

Bis Castelnuova Beradegna (124km) fuhr ich wohl ohne Pause. Hinter Siena schloss Klaus zu mir auf und machte ordentlich Tempo- ich hatte Mühe, vor allem in den Abfahrten dran zu bleiben- wollte aber gerne mit ihm zusammen im Kontrollpunkt ankommen.

Hier hatte es 2012 diesen leckeren Brotsalat gegeben. Weiß gar nicht, wo Klaus dann blieb- ich muss ihn gleich mal fragen, wenn wir uns zu "Bund um Berlin" treffen.

Auf jeden Fall fuhr ich alleine weiter bis San Quirico d'Orcia.

Immer wieder mal ein Blick auf den Monte Amiata
 

An der Kontrollstelle setzte ich mich zu zwei weiteren deutschen Fahrern- lange mussten wir auf das Essen warten- schon wieder warten. Es war jetzt sicher schon 19 Uhr und das Thema Schlafen kam ins Gespräch. Ich erklärte Bolsena zu meinem Tagesziel, hatte aber schon den Eindruck, es könnte knapp werden, dort noch zu einer vernünftigen Zeit anzukommen. Die 2-3 Stunden, die wir am 16. später, als 2021 gestartet waren, zogen sich bislang durch den ganzen Brevet. das tempo war offensichtlich nicht viel anders. Ich wollte dennoch an meinem Plan festhalten. Ich telefonierte noch mit meiner sportlichen Leitung und wollte schon aufbrechen, als die Gruppe mit Tom, Klaus und Jörn auftauchten. Sie machten einen sehr müden Eindruck auf mich und für sie stand fest, sie würden nicht bis Bolsena durchfahren und sich irgendwo ein "gemütliches" Plätzchen suchen, so wie Tom das 2001 mit Evelyn erlebt hatten.

Irgendwie fand ich das dann verlockend und ich beschloss mit der Gruppe weiter zu fahren- nur ein Eis wollten wir in San Quirico noch essen und dazu fuhren wir ein Stück auf dem Track zurück. Die Bar hatte Eis am Stil und viel Zeit.

Schon in der langen Abfahrt ins Tal der Orcia merkte man deutlich, wie müde manche waren. Schon bald sollte ein Schlafplatz gefunden werden. So bald!?

Gut, ich hatte mich jetzt entschlossen und irgendwie ist es auch ein gutes Gefühl, nicht alleine in die Nacht zu fahren. Tom hatte die gute Idee, auf einem Berg oben zu nächtigen, denn da würde es trockener sein. Es war viel Feuchtigkeit in der Luft- ein Gewitter war angezeigt. Da bot sich Radicofani an- nur den Pass müssten wir noch hoch und im mittelalterlichen Ort würde wir nach einer Pizza einen Schlafplatz suchen.

Klaus und ich kannten diesen schönen Ort vom Tuscany Trail 2016 und auch damals zog vom Monte Amiata her ein schweres Gewitter auf.

Der Anstieg dauerte gefühlt ewig und als wir endlich in Radicofani ankamen, waren fast alle Restaurants und Bars schon dabei abschließen.

Wir konnten allerdings noch Flaschenbier besorgen und in einer Bar gab es große Panini mit Käse und Schinken.

Wir verzehrten alles auf einem Platz aber es wurde Zeit einen trockenen Schlafplatz zu suchen, denn das Gewitter rückte immer näher. Beim Einfahren in den Ort hatten wir eine Baustelle gesehen, ein Haus mit einem großen Unterstand.

Dort angekommen machten wir es uns gleich bequem auf unseren Luftmatrazen.

Die Räder legten wir so hin, dass wir von der Straße aus nicht gesehen werden könnten. Der erste Stock der Baustelle war offensichtlich bewohnt- wir verhielten uns leise und es störte offenbar niemanden.


 

 

Donnerstag, 27. Februar 2025

Rund um Berlin 2025

In diesem Jahr geht es zweimal rum, einmal rechts, einmal links.

Also zwei Brevets in diesem Jahr, zum Einrollen vor den ersten offiziellen Brevets in SH und HH.

Das Wetter hätte besser nicht sein können, denn pünktlich kündigte sich der Frühling an mit zweistelligen Gradzahlen nach einer längeren Frostperiode.

Widriges Wetter hatten wir oft genug aber ein Halt an einer Eisdiele vor Zypressen noch nicht. Fast Toscanische Verhältnisse- passend  zur 999, die ich in diesem Jahr fahren möchte.

   
Mein G. Motta ist noch rechtzeitig fertig geworden- Vor norddeutschen Zypressen  

Zu Zehnt sind wir langsam vorgefahren- Jochen und Carsten waren noch in Malente, haben uns aber bald eingeholt. Ludger kam schon aus NMS und Morten hat auf dem Markt den Kuchen vom Weber- Cafe probiert und für gut befunden.

In Hartenholm gab es die runden Berliner- doch den Bäcker fanden wir an anderer Stelle mit neuen Öfnungszeiten

 

Carsten und Jochen hatten dann also innerhalb von 30 Kilometern ca. 20 Minuten auf uns herausgefahren- und waren offensichtlich ganz froh, dass sie sich bei unserem ruhigen Tempo etwas ausruhen konnten. So blieben wir tatsächlich bis Hartenholm alle zusammen, was mir sehr entgegen kam. Sollte es gelingen die Runde wirklich einmal ruhig zu Ende zu fahren?? 

Sogar die Windrichtung war heute günstig- denn nachdem wir die ersten 30 km Gegendwind hinter uns hatten, kam er gefühlt nur noch von hinten. So flogen wir nach der Pause, Kellinghusen auf breiten verkehrsarmen Landstraßen entgegen- so lieb icks! Eine Baustelle mit längerer Sandpassage und das Kopfsteinpflaster bei Wulfsmoor und langsam wurde das Peloton kleiner. Hinter Kellinghusen teilten wir uns in zwei Gruppen- Carsten und Jochen hatten zu alter Form zurück gefunden.

Nächster Halt Bordesholm- da entdeckten wir eine Eisdiele, die schon offen ist!!

Am Ende wurden die Beine etwas müder- das dürfen sie auch beim ersten 200er der gerade eröffneten Saison.

Britta und Stephan waren zum ersten Mal dabei und Stephan hat einen kleinen Bericht geschrieben:

 

Dem Randonneur ist nichts zu schwör – ein Ausflug in die wunderbare Welt des Langstrecken-Radsports


Nach vielen Jahren im Banne des main stream - Radsports, unterwegs auf Carbonrahmen mit Hochprofil-Laufrädern und elektronischen Schaltungen, starteten meine Frau und ich Anfang dieses Jahres zu einer Reise in ein uns unbekanntes Territorium des Radsports: Wir folgten der geheimnisvollen Aufforderung zu einem morgendlichen Treffen vor dem Tor des Eutiner Schlosses, um dann in geselliger Runde von erprobten Randonneuren auf einem 200km Rundkurs durch Schleswig-Holstein, die Schönheiten des Radfahrens zu zelebrieren. Angesichts der umfangreichen Ausstattung vieler Mitfahrer (Kleidung, Nahrung, Ersatzteile) versicherten wir uns, dass keine Etappenfahrt geplant war. Wir erfuhren, dass die Regeln für Brevet-Fahrer weitgehende Autonomie bei der Bewältigung der Strecke fordern. Voller Erwartung, ob wir den Regeln gerecht werden könnten, starteten wir in den Vormittag, um schnell feststellen zu können, das aufmunternde Gespräch zwischen den Mitfahrern wurde hier intensiv genutzt, als eine moralische Unterstützung in langen Stunden auf dem Rennsattel; man könnte es auch als eine Form des Psychodopings bezeichnen, das glücklicherweise nicht auf der Verbotsliste steht und weitgehend nebenwirkungsfrei ist. Berichte über seltene Fälle von spontaner Taubheit lassen sich nicht verifizieren.

Kurzum, der minderschwere Verstoß gegen das Autarkie-Gebot durch kommunikatives Coaching klappte auch bei mir vorzüglich. Ebenso die praktische Unterstützung konnte ich ohne schlechtes Gewissen akzeptieren, als meinem Hinterrad noch vor mir, die Luft ausging. Chapeau den Radsportlern, die wissen, dass auch und gerade, der Radsportler ein soziales Wesen ist, das sich nicht von starren Regeln bestimmen lässt.

Am Ziel angekommen beschlossen meine Frau und ich, bei Weißbier und Würstchen in der Tankstelle, die Welt des Randonneurs in unser natürliches Radler-Habitat aufzunehmen. Dank an die Randonneure des 22.2.25.

Stephan H.

 

Den obligatorischen Tankstellen- Stopp hatte ich auch schon vermisst- ganz so unerfahren ward ihr wohl doch nicht ;-))