Gps- Navigationsgeräte am Lenker eines Randonneurs sind heute häufiger anzutreffen als
eine Klingel!
Als die ersten Exemplare an Rennlenkern auftauchten, wurden diese noch belächelt- Navigation kannte man nur bei Autofahrern und diese landeten häufig durch abrupte Wendemanövern im Straßengraben, so stand es zumindest in der "Bild"
.
Jens H. aus unserer Trainingsgruppe in Eutin war 2005 der Erste- skeptische Blicke, Geunke….Jens meinte, wenn er abgehängt würde, würde er wenigsten wissen, wie er nach Hause käme und konnte auch gleich sagen, wie weit dies noch entfernt war- Luftlinie natürlich! Später entdeckte er weitere Funktionen, wie das Orten von geocaches. Das geocachen wurde dann zu seiner Leidenschaft, so dass er leider immer seltener zum Radfahren kam…Dann tauchte Bernd W. mit einem Gerät am Lenker in der Randonneurs- Szene auf. Wie ein Lauffeuer machte diese Nachricht die Runde, Bernd war schließlich der Randonneur mit der wahrscheinlich höchsten Kilometerleistung.
Navigieren nach Wegbeschreibung oder Karte und vor Allem die Orientierung galt noch als die hohe Kunst des Langstreckenfahrers.
Lächeln, Geunke….Ich erinnere noch wie Bernd beim MZF Hamburg- Berlin seine Gruppe auf einem Sandweg in einen Wald führte. Die Gruppe schob ihre Räder gerade wieder zurück als wir winkend und breit grinsend passierten. Später passierte mir dasselbe, als ich
Roadhammer Eutin und einige Anhängsel auf dem kürzesten track nach Berlin führen wollte.
Bernd umrundete in einem Jahr die Erde kilometermäßig, entdeckte dann auch das geocachen und hörte auf Rennrad zu fahren- fuhr noch mit dem MTB von cache zu cache.
Jens H. machte mich neugierig aufs geocachen und bald (2007) kaufte ich mir ein Garmin etrex- ausschließlich zum Dosensuchen. Ich probierte es zwar manchmal nach track zu fahren, zum Beispiel bei der Endspurt CTF, damals noch ab Großhansdorf, weil ich keine Gelegenheit hatte beim Abfahren teilzunehmen. Im 120 m Zoomlevel konnte ich mich gut im Wald am track entlang hangeln und die Gruppe sicher führen. Das war neu und gefiel mir. Ein guide, der die Strecke genau so wenig kennt, wie die Teilnehmer! Doch ich fuhr weiterhin die Langstreckentouren nach Karte- am liebsten nach Generalkarte (1: 200 000).
Doch leider wurden meine Augen immer schlechter und mit Brille zu fahren, fand ich auch nicht so attraktiv. 2008 fuhr ich die
MilleMiglia dann schon mit GPS- Gerät und Lesebrille in der Trikottasche. Mit zunehmender Verschlechterung der Augen, war es mir bald gar nicht mehr möglich nach Wegbeschreibung oder Karte zu fahren. Gezwungenermaßen gewöhnte ich mich an das Fahren nach track und ich lernte auch die Vorzüge schätzen- zum Beispiel ist es viel weniger aufwändig eine Route zu planen oder sich mit anderen Fahrern auszutauschen.
Bei Trans Iowa fährt man nicht mit GPS- track (siehe oben)- ein Gerät darf lediglich zur persönlichen Aufzeichnung mitgeführt werden. Es gibt eine Wegbeschreibung (cue-sheet), die an jeder Kontrollstelle für den nächsten Streckenabschnitt ausgegeben wird.
Dies verhindert fremde Hilfe zu organisieren- jeder soll auf sich allein gestellt sein- und mögliche Abweichungen von der Strecke.
Zunächst musste ich mich um eine geeignete Brille kümmern. Eine Sportbrille mit Gleitsichtgläsern ist recht teuer- eine bifokale Sportbrille gibt es nicht, also entschied ich mich für eine normale bifokale Brille.
Den Kartenhalter musste ich glücklicherweise nicht lange suchen. Hier hatte sich bei vielen Touren eine einfache Lenkerhalterung mit Gummierung und kleiner Leimzwinge aus dem Baumarkt bewährt.
Vergangenen Samstag fuhr ich diese Kombination (neue Brille/Kartenhalte) beim 200er „Um die Schlei“ zur Probe (Bild oben. Mein Garmin etrex 10 diente hier nur als Tachometer.) Die Strecke, die ich nun zum 11ten Mal in Folge unverändert fahre, kenne ich, bis auf wenige Ecken, auswendig und das Navigieren nach Wegbeschreibung diente mir nur zur Probe.
Mit fiel auf, dass ich den Blick von der Straße deutlich länger abwende, das Lesen der Wegbeschreibung länger dauert als das Lesen des tracks. Dies hängt natürlich auch von der Güte der Wegbeschreibung ab. In
meinem Beispiel waren die Richtungspfeile links- die Kilometerangabe rechts- dazwischen relativ viel kleingedruckter Text. Dies führte dazu, dass ich manchmal mehrmals genau hingucken musste, um nicht in der Zeile zu verrutschen und damit der Kilometerzahl auch dem richtigen Pfeil zuzuordnen. Einmal verließ ich gar meine Fahrlinie und fuhr auf die Gegenfahrbahn.
Klaus gab noch zu bedenken, dass das Lesen der Wegbeschreibung auf Schotterpisten noch zu trainieren sei und gab als Tipp, den Holsteiner Courier demnächst auf dem Rad zu lesen, während ich über Eutiner Kopfsteinpflasterstraßen fahre.
Brille und Kartenhalterung haben sich bewährt und kommen ins Reisegepäck.