Bericht von Andre:
Als ich nach der wunderbaren CTF in Aumühle von einem
strahlenden Helmut angesprochen wurde, ich sollte doch mal meine sämtlichen
Online-Status checken, weil ich gewonnen hätte, schaute ich ihn ungläubig an...
Hä? Gewonnen? Ägypten? Na gut, ab nach Hause und los,
Rechner an und gucken.
Ach ja, ein 24 Stunden Rennen, da hatte ich mal in nem Fred
Interesse bekundet, weil ich ja ständig meinen Rad-Horizont erweitere und bei
ungewöhnlichen Aktionen immer gern dabei bin.
Gewonnen!!!!
So ging es dann los, ab und zu kamen dänische Mails, die,
von einer schwedischen Kollegin übersetzt, den Weg über unseren Teamcaptain Tom
Mas zu mir fanden und zu Motta, dem Dritten, der unser Team komplettieren
sollte. Coole Sache, kann losgehen, Kalender blocken, Urlaub nehmen, trainieren
(Scherz).
Die Aktivitäten im Vorfeld waren recht simpel. Ich zitiere
mal: „wir machen das einfach“.
Komplex wurde es dann eine Woche davor. Packlisten,
Weglass-Listen, Mussmit-Listen und allerhand Laufräder-Listen wurden getauscht.
Aus Platzgründen verzichtete ich auf ein zweites Bidon, mein Kuschelkissen
durfte aber mit. So stand ich mit einem zu einem Viertel (!) gefüllten
Fledermaus-Mobil Freitagmittag um 12:00 Uhr bei Tom Mas. Seine planerisches
Geschick trat zutage, als er clever erst ein Drittel seines Gepäcks vor der Tür
lagerte und mein fröhliches „super, das passt ja locker ins Auto“ mit einem
Grinsen und „ne ne, der Rest steht hinter der Tür“ beantwortete. Also starteten
wir mit einem zu sechs Achtel gefüllten Gefährt Rtg. Eutin, das Motta'sche
Domizil sollte unser Halbzeit-Anreise-Biwak sein. Die Kunst des Weglassens
hatten wir zwar angedroht und fest eingeplant, aber in Perfektion erleben
durften wir dies beim Randonneur unseres Vertrauens, motta himself benötigte am
wenigsten Platz. Gut so.
Aber erst mal Kaffee, ne Eisrunde nach Scharbeutz, Nudeln,
Bierchen, Radlerlatein, ein Teenager in diversen Outfits und (für mich)
überraschend gut geschlafen (denn auswärts schlafen ist nicht meins...). Ein
schöner Nachmittag, Abend und von Kaffee und Müsli gekennzeichneter Morgen fand
seine Fortsetzung im Mobil, das Gianni passte unter gefühlte 25 Zelte plus
Isomatten mit Federkern und ab ging's zu den Wikingern.
Unterwegs wurde kurz gerastet, 2 Brötchen, Kaffee und ein
Croissant für umgerechnet 40 Euronen versüßten uns die Planung unserer
Strategie („wir machen das einfach“).
Endlich angekommen, durften wir nach einem Anruf beim Chef
(Brian) unser Car plus Tent nebeneinander neben eine Halle stellen, ein
ausgezeichneter Ehrenplatz mit Windschutz für lau, keine 40€, sondern einfach
nur hinstellen, auspacken, aufbauen, Kaffee, staunen und ab auf die Strecke zum
Einrollen. Zum Prahlen ideal, gab es doch auf der dänischen Achterbahn drei
lustige Senken, die allesamt mit lustigen Rampen um die 8 – 10% wieder
verlassen werden sollten. „Die rollt man ja so weg“, ließ ich es tönen, motta
stoppte mal ne Runde und Tom Mas fuhr, ohne uns an seinen Gedanken teilhaben zu
lassen..
Holterdipolter ging es plötzlich in die Startaufstellung,
Basis-diktatorisch wurde Tom Mas zum Startfahrer ernannt, da stand er nun,
rollte hinter den Mini-Pace-Cars auf der Mini-Rennstrecke und lächelte
froh...oder sah das nur so aus?
Unsere Wechselstrategie war auf 30 min each ausgerichtet, so
wollten wir jeweils Volldampf geben, eine Stunde ausruhen und dann wieder
Volldampf geben. Klappte ganz gut, eigentlich sogar sehr gut, wir fuhren je
nach Gruppe bis zu 40er Schnitte heraus und hatten von Beginn an Platzierungen
um Platz 10 – 15 inne. Geiles Gefühl.
Wie fühlte sich nun so eine Runde an? Ein Micky-Maus-Kurs
von nur 1,75km Länge. 24 Stunden immer wieder diese eigentlich nur 4 Kurven und
die 3 Senken mit den „locker rollbaren“ Rampen umradeln? Coole Sache, es wurde
nicht langweilig, nur langsamer.
Das Wetter nämlich entwickelte sich zum Gegner Nummer Eins.
Der Wind allein war schon Feind genug, blies er doch mit (laut Wetterdienst)
Stärke 5 böig, aber störend aus einer Richtung, die praktisch keinen wirklichen
Rückenwind-Abschnitt ergab. Pavillons wurden gesichert, Messestände wurden
geschützt, geradelt wurde natürlich weiter.
Auch der nach kurzer Zeit einsetzende Regen, der gefühlt die
ganze Nacht anhielt, machte unser Abenteuer nicht einfacher, aber umso nasser
und kälter.
Ach ja, radeln. Haben wir auch, und wie wir geradelt sind!
Eine Runde dänischer Kreisel:
aus der Boxengasse geht es rechts auf die Start-Zielgerade
und sofort bekommt man tierisches Rennfeeling auf der an dieser Stelle mind.
15m breiten Strecke. Minimal ansteigend nähert man sich der ersten Senke, die
einen leicht auf über 45km/h beschleunigen lässt und in der tiefsten Stelle
voll genommen werden sollte, um in den Gegenanstieg möglichst viel Schwung
mitzunehmen.
Die Kuppe ist eine 180°-Links, die ebenfalls voll genommen
werden sollte, um mit Karacho in die kurze Abfahrt hineinzuschießen, die
wiederum in einen Gegenanstieg mündet, der zu steil ist, um diesen locker zu
rollen.
An der Stelle gilt es, im Wiegetritt mit dickem Gang aus
Kraft das Tempo zu halten, denn die folgende 180°-Rechts will gut erwischt
werden.
100m Geradeaus, dann in die schnellste Abfahrt, Tempo 60
kein Problem, Kompression a la Spa-Francorchamps, großzügiger Rechtsbogen in
eine langgezogene Rampe, die ab etwa 2/3 beginnt, den Schwung mitnehmen und
ebenfalls mit Kraft im dicken Gang hoch da!
Puh...durchschnaufen, Gegengerade, längste Gerade des
Kurses, topfeben, in einer Rechtskurve endend, die voll, ja sehr voll genommen
werden muss, am Ende derer ein klitzekleiner Laktat-Stich, fast unmerklich,
aber unbedingt zu beachten, da dann die Start-Ziel-Gerade noch mal
Steherqualitäten fordert und nach 1,75km ist der Spaß schon vorbei oder besser
gesagt: beginnt von Neuem.
Aufgrund des starken Windes variierten unsere Rundenzeiten
zwischen 02:30min und auch schon mal 03:30min. Eine Gruppe, oder besser gesagt,
das große Hauptfeld war Garant für schnelle Runden mit einem beinah 40er
Schnitt. Allein im Wind gab es kaum mehr die 35, eher um die 32er Schnitte
wurden erreicht.
Und das Gruppenfahren war super. Erst mit viel Respekt ob
des großen Feldes und der dadurch doch engen Kurven wurden wir mit jeder Runde
mutiger und bewegten uns sicherer im Feld. Großes Kompliment hier an die Dänen,
die zwar fast allesamt auf Anschlag fuhren, Kurven dicht zogen, Schlangenlinien
auf den Geraden zum Windkanten-Abhängen und Tempoverschärfungen an den Rampen
knallten, ABER unterm Strich die Lage durchaus im Griff hatten. Ein solches
Gedränge bei den hohen Geschwindigkeiten hätte auf einem deutschen sogenannten
Jedermannrennen wahrscheinlich in jeder Kurve reichlich Carbon und Alu
zerledert, doch dort wurde einfach nur gefightet. Ein Rennen halt, Punkt! So
sah ich in den ganzen 24 Stunden nur einen harmlosen Sturz, der noch dazu
selbst verschuldet war, weggerutscht auf der nassen Fahrbahn.
Gegen Ende der Stunden, geschlafen habe ich nicht, einmal 30
min „vor mich hin dösen“ war alles, was an Ruhe drin war. Da kann man unsere
Strategie sicher noch verbessern.
Am Ende denke ich, dass wir zwar mit den kurzen Stints gutes
Tempo fahren konnten, aber dadurch halt auch viele Wechsel hatten, in denen
eine Runde mal eben 30 sek. länger ist. Hmmm....das nächste Mal besser machen?
Die letzte Runde durfte ich fahren, ein letztes Mal konnte
ich in dem schnellen Hauptfelds mitschwimmen und um 14:59 Uhr über die Linie
brettern, was die nächste Runde noch zählen ,ließ und wir so auf insgesamt 442
Runden kamen. Voller Adrenalin genoss ich die viel zu kurze Ausrollrunde hinter
den Pace-Cars und war überzeugt, 24 Stunden lang alles richtig gemacht zu haben
mit Tom Mas und Motta. Dankeschön Ihr Beiden für ein Erlebnis der dänischen
Art.
Gibt es etwas zu kritisieren?
Hmmm, auf einigen der Heizkörper in den Gebäuden trockneten
die Radler ihre Klamotten, so auch ich. Dass mir dort eine Radhose geklaut
wurde (anders kann das nicht passieren, denn Radsportler, die solch ein Rennen
fahren, kennen ihren „Arsch“ genau), finde ich vollkommen lächerlich und
überflüssig.
Dass es auf der Strecke genau 2 Fahrer gab, die ihre
Überlegenheit zum Anlass nahmen, andere Sportler aus dem Windschatten zu
fahren, dabei wunderbar auffällig die Köpfe zum Tuscheln, umdrehen und hämisch
grinsen zusammensteckten, gibt es wohl auf jeder Veranstaltung, überflüssig war
es dennoch. Wer schneller ist, darf ja auch schneller fahren und muss nicht bei
Tempo 45 Unruhe ins Feld bringen...
Dankeschön an Brian für die Möglichkeit, dieses fantastische
Erlebnis in die Palmarés schreiben zu dürfen, für das kleine Präsent und für
ein unvergleichliches Erlebnis.
Was könnte man besser machen?
Schneller radeln!
Was bleibt?
Erfahrung, Grenzen und Grenzüberschreitungen, Momente der
totalen Erschöpfung und der Wiederauferstehung, ein Bidon zu wenig, ein
Teamchef, der nicht weiß, wie er es sagen soll und Tuc mit nem Wurst dazu...auf
der Dänischen Kreiselei.
Sehr viele Bilder gibt es hier: https://picasaweb.google.com/Romdrupvej/RACE242013#
und bald auch unsere Bilder, die wir aber noch sammeln :-)
Ach ja, last but not least, die Ergebnisse:
Wertung:
Name | Runden | Platzierung-All | Platzierung-AK | Platzierung Geschlecht
______________________________________________________________________________________________
Helmuts-Fahrrad-Seiten.de | 442 | 11 of 28 (?) | 11 of 25
______________________________________________________________________________________________
Einzel:
Andre | 152 | 21 of 75 | 09 of 21 | 21 of 70
Gerald | 137 | 44 of 75 | 17 of 35 | 42 of 70
Thomas | 139 | 41 of 75 | 14 of 21 | 39 of 70
______________________________________________________________________________________________
Somit haben wir bei einer offiziellen Rundenlänge von 1.750m insgesamt 773,5km zurückgelegt. Dafür haben wir 24 Stunden gebraucht, das macht einen over-all-Schnitt von 32,16km/h. Das kann sich doch sehen lassen, finden wir :-)
Name | Runden | Platzierung-All | Platzierung-AK | Platzierung Geschlecht
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Helmuts-Fahrrad-Seiten.de | 442 | 11 of 28 (?) | 11 of 25
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Einzel:
Andre | 152 | 21 of 75 | 09 of 21 | 21 of 70
Gerald | 137 | 44 of 75 | 17 of 35 | 42 of 70
Thomas | 139 | 41 of 75 | 14 of 21 | 39 of 70
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Somit haben wir bei einer offiziellen Rundenlänge von 1.750m insgesamt 773,5km zurückgelegt. Dafür haben wir 24 Stunden gebraucht, das macht einen over-all-Schnitt von 32,16km/h. Das kann sich doch sehen lassen, finden wir :-)