Klaus hat einen Bericht geschrieben:
Post von der Landstraße
Behrensdorf 17.3.20
Lieber Jan,
wir waren am vergangenen Samstag wieder auf der Landstraße unterwegs. Mein Kamerad Gerald, vom Endspurt Hamburg, hatte eingeladen zu Flensburg – Hamburg, auf den Spuren von HaLaRa. Gekommen waren 20 Männer und 3 Frauen, bei 0 Grad Außentemperatur, und versprochenem Sonnenschein. Bernd hatte sich den schönen Track ausgedacht, denn... „Bernd kennt jeden Zentimeter Straße in Schleswig Holstein. Und, der Track ist klasse“: hatte Gerald mir noch erzählt. 15 Landstraßensüchtige hatten sich vorangemeldet, 8 kamen dazu, nachdem Stefan seinen ARA 300er wegen der Krise abgesagt hatte. Auf 3:27 Uhr hatte ich meinen Wecker gestellt. Es war mir klar, das funktionierte sicher so nicht, denn ich bin immer vor dem Wecker wach. Um 3:00 Uhr war ich wie vermutet aufgewacht, putzmunter und voller Vorfreude auf den Tag. Jeder Widerstand war zwecklos...also raus aus den Federn. Ich liebe die Morgenstunden, wenn alles andere noch friedlich ruht... Um 5:35 ging der Zug ab Malente, Gerald saß schon drinnen ,denn er war in Eutin zugestiegen. Wir begrüßten uns der Krise angemessen, mit doppeltem Fußkontakt, linkes Bein, rechtes Bein, und hatten uns vieles zu erzählen. Noch einen Kaffee in Kiel ,beim Umsteigen gekauft, und Ruckzuck waren wir in Flensburg. Es war jetzt 7:57 Uhr, die anderen Kameraden warteten schon auf uns. Es folgte die Einschreibung, denn das ist Traditionen und muß gepflegt werden. Gerald begrüßte alle Teilnehmer, das Blockfahrgebot wurde wegen der Krise aufgehoben, und dann ging es los...immer Richtung Süden. Der Winterdienst hatte die Bundesstraße vorsorglich gestreut, und der Wind hatte in der Nacht zwar etwas nachgelassen aber auch nach Süden gedreht. „Das wird anstrengend“: sagte Bernd Schmidt ,von den Mittelpunktlern, der seit geraumer Zeit neben mir fuhr. Ich war weiterhin zuversichtlich, denn die Mühlen drehten sich kaum...was eine Täuschung war. Denn sie drehen sich auch dann langsam, oder auch gar nicht, wenn sie wegen „Überproduktion“ aus dem Wind genommen werden. Und so war es heute. Der Wind wehte konstant und kräftig aus Süd-Südost, also von links vorn. Wir blieben alle beieinander und machten einen Nortorfer ? Kreisel ...so gut es ging. Jeder fuhr, meist einen Kilometer oder eben nach Befinden so lange links vorn, wie es ihm oder ihr „spaß“ machte, und scheerte dann rechts vorn ein. Der nächste aus der linken Reihe folgte dann. Wir fuhren also einen Belgischen Kreisel ,in Zeitlupe. In Husum gab es die erste Pause, Fischbrötchen und Flensburger Radler gönnte ich mir. Weiter ging es in Richtung Süden. Eine Oma, mit wohl Ü60 (bin ich auch seit ein paar Tagen), brauchte auf einer der schönen kleinen Straßen gefühlt drei Kilometer um uns gaanz vorsichtig zu überholen, was mit Gegenverkehr bestraft wurde. Alle machten sich ganz klein und schlank, damit kein Schaden entstand. Dann ,zum Glück, bogen wir rechts ab, und die Oma nach links. Ein großer dänischer Sattelschlepper auf Abwegen, voll beladen mit vermutlich Klopapier, kam uns auf Schleichwegen entgegen. Hoffentlich gibt das keine grenztechnischen Verwicklungen, sinnierte ich so vor mich hin. Und, natürlich gab es auch wieder Unmutsäußerungen, und Kraftmeierei einiger Autofahrer…die unsere große Gruppe lieber auf dem Radweg sehen wollten. Also alles wie üblich, nur daß sehr viel weniger Autos unterwegs waren, als sonst. Ab der Hälfte der Strecke waren die Kräfte einiger Begleiter doch schon recht aufgebraucht. Unmut über die unterschiedlichen Geschwindigkeiten machte sich gelegentlich bemerkbar. Tatsächlich organisierte sich unsere Reisegesellschaft sehr schlecht , gerade nach technisch problematischen Stellen, wie Viehgattern, Tordurchfahrten, und einer Schiebepassage auf einem durchweichten Deich. Nun fuhren die, die es heute etwas ruhiger wollten mal vorn, und es lief wieder gut...manches ist wohl doch nur Kopfsache. Auf den Deichwegen der Meldorfer Bucht lagen große Mengen von Reet, die wie Schneewehen zu hohen Wällen ,links und rechts des Weges, aufgeschichtet waren. Als der Weg unpassierbar wurde war ein Fußmarsch über den Deich zur nächsten Straße notwendig. Nur Gerald unser Crossmeister freute sich über diese kleine Abwechselung, und fuhr das Stück im tiefen Boden des Deiches mit dem Rad. So erreichten wir die Elbe. Direkt am Elbufer zu fahren, war ein weiterer Höhepunkt der Tour. Bruhnsbüttel war nun erreicht, und wir steuerten einen Bäcker zur dritten Pause an. Mario gab für jeden den Kaffee aus, denn er hatte sich ein neues Rad gegönnt. Ein „Willier“ Retro Rahmen war das Herzstück seines Stahlrades, ein wunderschönes Meisterstück aus dieser bekannten italienischen Edelschmiede. Weiter ging es mit der Fähre über den Nord Ostseekanal, und es folgten die unendlichen Weiten der Stör…die StörÖdnis wie ich sie an diesem Tag empfand. Ich war auf Feierabend eingestellt. Es wurde langsam dunkel, und ich wollte eigentlich schon lange auf dem Bahnhof sein. Wir waren jetzt seit 10 Stunden unterwegs, und hatten wohl 170km geschafft. Gerald und ich philosophierten über die 1001 Miglia im August, und die unendliche Ödnis der Po Ebene die uns dann bevorstand. 400 km durch die Reisfelder im Norden Italiens, am Ende dieses 1600er Brevet`s. „Ein gutes Training“, damit wollte Gerald mich aufmuntern. Diese Gegend war Topfeben , so auch die Straßen, und, gelegentlich begleitete uns ein Entwässerungsgraben, wie in Italien, nur 30 Grad kühler, denn jetzt waren es ungefähr 5 Grad. Als wir dann auch noch über eine rumpelige Holzbrücke fuhren, mußte ich wieder an die aus zig Booten bestehenden Brücken über den Po denken, über sie ich schon häufiger, meistens Nachts gefahren bin. In Kolmar verabschiedeten wir uns von der Sonne, und machten noch ein Foto im Sonnenuntergang in Richtung Hamburg. Nun folgte die letzte Pause, eine Tankstelle in Elmshorn. Als wir alle standen wollten Bernd und ein paar Andere „schon mal langsam Vorfahren“. So trennten wir uns. Ich brauchte jetzt erst einmal ein schönes frisches, und gekühltes, Bier. Kühl wegen der Virenkrise, und frisch...zur Aufmunterung. Nun ging es mit viel Zug auf der Kette, mit der zweiten Gruppe weiter. Es machte spaß wieder kräftig in die Pedale zu treten, und die anderen zu verfolgen. Wir waren ein gut eingespielt Team und es lief alles sehr geschmeidig...bis ein Platten uns einbremste. Mario ,unser Kaffeespender, hatte in einer Baustelle auf einer Schotterpassage, einen Durchschlag bekommen. „Michael der schnellste Reifenwechsler Hamburg“: so sagte Gerald, half und machte das Rad wieder flott. Wir fuhren schon lange mit Licht , da es dunkel geworden war. Somit sahen wir leider nichts von Blankenese, und dem Elbufer. Nur das plätschern des Wassers an den Strand hörte ich, aber nun war Aufmerksamkeit gefordert. Das finale Streckenprofil...nach ca.238,56km ...Bergankunft am Waseberg! Es begann jetzt die heiße Phase, das Abschlußfeuerwerk der Tour...der legendäre Waseberg. Der !!!!, weil einzige Berg im einzigen deutschen Weltcuprennen der Profi`s , wo auch die aktuellen Profi, und auch Jan Ulrich, früher mal ,rauf müssen, oder mußten. Das Tempo wurde höher, zwei „Rampen“ waren vorher noch zu fahren. Dann stand er da, respeckteinflößend, direkt vor uns. Der Gipfel war in der Dunkelheit nur zu erahnen...der Waseberg, mit seinen unerbittlichen 15 % Steigung. Gerald hatte sich schon geschickt nach vorn geschlichen, nicht ganz vorn, aber in guter Position. Ich folgte ihm, war vorbereitet auf einen unwiderstehlichen Angriff… Doch plötzlich fiel ihm die Kette über das kleine Blatt auf das Tretlager. Das war`s für ihn...sollte ich anhalten ? …nein... ich sagte: „ich fahre mal langsam vor“ ,denn es war ja kein existenzieller Schaden. Ein kräftiger RBC Mann überholte mich, um dann nach ein paar Metern vom Rad zu springen… nix ging mehr. Plötzlich fuhr ich auf einen anderen Kameraden fast drauf, da auch er urplötzlich vom Rad sprang. Der Waseberg verlangte nun nach Opfern...kein Wunder bei 240 Kilometern Anfahrt. Einige Andere waren aber schon weit vor mir , kurz vor dem „Gipfel“ ...Blitzlichtgewitter… Dierck Nethling, der Chef von Endspurt fotografierte uns...wie schön. Ich wechselte zwischen sitzen und Wiegetritt, um die Schmerzen in meinen Beinen besser zu ertragen. Nun machte ich mir noch die Augen hübsch, legte meine Jacke ordentlich, hörte auf zu atmen, und…ließ mich fotografieren. Ein optimal gelungenes Zielfoto war mir nun wichtiger als eine Platzierung die sowieso niemanden ernsthaft interessiert. Gerald wollte kein Zielfoto...denn er kam schiebend ins Ziel. Eine Kettenblattschraube hatte sich vor dem Waseberg verabschiedet...hatte sie Angst gehabt??? Dieses Duell müssen wir nun vertagen, auf ...vielleicht bei Albextrem Ende Juni...nach der Krise? Zurück ging es dann um 22.07 Uhr ab HH Hbf., in weitgehend leeren Zügen, auch wegen der Krise. Und kontrolliert wird auch nicht mehr, auch wegen der Krise. Ich hatte heute viel Zeit zum sinnieren...hat Greta ihre Finger da im Spiel… oder kommt das vom ganz Oben...diese Krise? Ich muß bei der Virenkrise unweigerlich an die biblische Sintflut denken… Dem Weltklima tut diese Zeit jedenfalls gut, so hört man. Gegen 0:30Uhr war ich wieder zu Hause, an meiner Küste. Sind wir nun Lebensmüde?, handeln wir unverantwortlich? Ich glaube nein, denn wir sind nur ,mit ein paar Kameraden, den ganzen Tag draußen gewesen, halten Abstand zueinander und stärken unser Immunsystem. Alle Veranstaltungen sind abgesagt, auch unsere ARA Brevets. Wir werden weiter umsichtig mit der Krise umgehen, aber nicht auf das Rad und die Abenteuer verzichten die wir uns bereiten. Wir machen uns unsere Touren bis auf weiterer selbst, wenn die Krise es zulässt... denn ich kann ja nichts anderes…als immer wieder Samstags auf der Landstraße zu leben.
Vielen Dank an Gerald und Bernd für die Organisation.
Herzliche Grüße und Dank an Eure nette Reiesebegleitung
Klaus
PS von den „ruhigerfahren“ haben wir keinen mehr gesehen… sind wir klassisch überrumpelt worden?, mit, „ Wir fahren dann mal langsam vor“, oder…? Das war jetzt nicht ernst gemeint. Eine freundliche Geste von Bernd, muß ich noch erwähnen. Er hat uns am Ortsschild von Hamburg begrüßt, die Laolawelle gemacht, und zum Gruppenfoto geladen. Zum Schluß noch ein Gruß , in Erinnerung, an den allseits geschätzten Burkard, dem Gründer von HaLaRa.
Post von der Landstraße
Behrensdorf 17.3.20
Lieber Jan,
wir waren am vergangenen Samstag wieder auf der Landstraße unterwegs. Mein Kamerad Gerald, vom Endspurt Hamburg, hatte eingeladen zu Flensburg – Hamburg, auf den Spuren von HaLaRa. Gekommen waren 20 Männer und 3 Frauen, bei 0 Grad Außentemperatur, und versprochenem Sonnenschein. Bernd hatte sich den schönen Track ausgedacht, denn... „Bernd kennt jeden Zentimeter Straße in Schleswig Holstein. Und, der Track ist klasse“: hatte Gerald mir noch erzählt. 15 Landstraßensüchtige hatten sich vorangemeldet, 8 kamen dazu, nachdem Stefan seinen ARA 300er wegen der Krise abgesagt hatte. Auf 3:27 Uhr hatte ich meinen Wecker gestellt. Es war mir klar, das funktionierte sicher so nicht, denn ich bin immer vor dem Wecker wach. Um 3:00 Uhr war ich wie vermutet aufgewacht, putzmunter und voller Vorfreude auf den Tag. Jeder Widerstand war zwecklos...also raus aus den Federn. Ich liebe die Morgenstunden, wenn alles andere noch friedlich ruht... Um 5:35 ging der Zug ab Malente, Gerald saß schon drinnen ,denn er war in Eutin zugestiegen. Wir begrüßten uns der Krise angemessen, mit doppeltem Fußkontakt, linkes Bein, rechtes Bein, und hatten uns vieles zu erzählen. Noch einen Kaffee in Kiel ,beim Umsteigen gekauft, und Ruckzuck waren wir in Flensburg. Es war jetzt 7:57 Uhr, die anderen Kameraden warteten schon auf uns. Es folgte die Einschreibung, denn das ist Traditionen und muß gepflegt werden. Gerald begrüßte alle Teilnehmer, das Blockfahrgebot wurde wegen der Krise aufgehoben, und dann ging es los...immer Richtung Süden. Der Winterdienst hatte die Bundesstraße vorsorglich gestreut, und der Wind hatte in der Nacht zwar etwas nachgelassen aber auch nach Süden gedreht. „Das wird anstrengend“: sagte Bernd Schmidt ,von den Mittelpunktlern, der seit geraumer Zeit neben mir fuhr. Ich war weiterhin zuversichtlich, denn die Mühlen drehten sich kaum...was eine Täuschung war. Denn sie drehen sich auch dann langsam, oder auch gar nicht, wenn sie wegen „Überproduktion“ aus dem Wind genommen werden. Und so war es heute. Der Wind wehte konstant und kräftig aus Süd-Südost, also von links vorn. Wir blieben alle beieinander und machten einen Nortorfer ? Kreisel ...so gut es ging. Jeder fuhr, meist einen Kilometer oder eben nach Befinden so lange links vorn, wie es ihm oder ihr „spaß“ machte, und scheerte dann rechts vorn ein. Der nächste aus der linken Reihe folgte dann. Wir fuhren also einen Belgischen Kreisel ,in Zeitlupe. In Husum gab es die erste Pause, Fischbrötchen und Flensburger Radler gönnte ich mir. Weiter ging es in Richtung Süden. Eine Oma, mit wohl Ü60 (bin ich auch seit ein paar Tagen), brauchte auf einer der schönen kleinen Straßen gefühlt drei Kilometer um uns gaanz vorsichtig zu überholen, was mit Gegenverkehr bestraft wurde. Alle machten sich ganz klein und schlank, damit kein Schaden entstand. Dann ,zum Glück, bogen wir rechts ab, und die Oma nach links. Ein großer dänischer Sattelschlepper auf Abwegen, voll beladen mit vermutlich Klopapier, kam uns auf Schleichwegen entgegen. Hoffentlich gibt das keine grenztechnischen Verwicklungen, sinnierte ich so vor mich hin. Und, natürlich gab es auch wieder Unmutsäußerungen, und Kraftmeierei einiger Autofahrer…die unsere große Gruppe lieber auf dem Radweg sehen wollten. Also alles wie üblich, nur daß sehr viel weniger Autos unterwegs waren, als sonst. Ab der Hälfte der Strecke waren die Kräfte einiger Begleiter doch schon recht aufgebraucht. Unmut über die unterschiedlichen Geschwindigkeiten machte sich gelegentlich bemerkbar. Tatsächlich organisierte sich unsere Reisegesellschaft sehr schlecht , gerade nach technisch problematischen Stellen, wie Viehgattern, Tordurchfahrten, und einer Schiebepassage auf einem durchweichten Deich. Nun fuhren die, die es heute etwas ruhiger wollten mal vorn, und es lief wieder gut...manches ist wohl doch nur Kopfsache. Auf den Deichwegen der Meldorfer Bucht lagen große Mengen von Reet, die wie Schneewehen zu hohen Wällen ,links und rechts des Weges, aufgeschichtet waren. Als der Weg unpassierbar wurde war ein Fußmarsch über den Deich zur nächsten Straße notwendig. Nur Gerald unser Crossmeister freute sich über diese kleine Abwechselung, und fuhr das Stück im tiefen Boden des Deiches mit dem Rad. So erreichten wir die Elbe. Direkt am Elbufer zu fahren, war ein weiterer Höhepunkt der Tour. Bruhnsbüttel war nun erreicht, und wir steuerten einen Bäcker zur dritten Pause an. Mario gab für jeden den Kaffee aus, denn er hatte sich ein neues Rad gegönnt. Ein „Willier“ Retro Rahmen war das Herzstück seines Stahlrades, ein wunderschönes Meisterstück aus dieser bekannten italienischen Edelschmiede. Weiter ging es mit der Fähre über den Nord Ostseekanal, und es folgten die unendlichen Weiten der Stör…die StörÖdnis wie ich sie an diesem Tag empfand. Ich war auf Feierabend eingestellt. Es wurde langsam dunkel, und ich wollte eigentlich schon lange auf dem Bahnhof sein. Wir waren jetzt seit 10 Stunden unterwegs, und hatten wohl 170km geschafft. Gerald und ich philosophierten über die 1001 Miglia im August, und die unendliche Ödnis der Po Ebene die uns dann bevorstand. 400 km durch die Reisfelder im Norden Italiens, am Ende dieses 1600er Brevet`s. „Ein gutes Training“, damit wollte Gerald mich aufmuntern. Diese Gegend war Topfeben , so auch die Straßen, und, gelegentlich begleitete uns ein Entwässerungsgraben, wie in Italien, nur 30 Grad kühler, denn jetzt waren es ungefähr 5 Grad. Als wir dann auch noch über eine rumpelige Holzbrücke fuhren, mußte ich wieder an die aus zig Booten bestehenden Brücken über den Po denken, über sie ich schon häufiger, meistens Nachts gefahren bin. In Kolmar verabschiedeten wir uns von der Sonne, und machten noch ein Foto im Sonnenuntergang in Richtung Hamburg. Nun folgte die letzte Pause, eine Tankstelle in Elmshorn. Als wir alle standen wollten Bernd und ein paar Andere „schon mal langsam Vorfahren“. So trennten wir uns. Ich brauchte jetzt erst einmal ein schönes frisches, und gekühltes, Bier. Kühl wegen der Virenkrise, und frisch...zur Aufmunterung. Nun ging es mit viel Zug auf der Kette, mit der zweiten Gruppe weiter. Es machte spaß wieder kräftig in die Pedale zu treten, und die anderen zu verfolgen. Wir waren ein gut eingespielt Team und es lief alles sehr geschmeidig...bis ein Platten uns einbremste. Mario ,unser Kaffeespender, hatte in einer Baustelle auf einer Schotterpassage, einen Durchschlag bekommen. „Michael der schnellste Reifenwechsler Hamburg“: so sagte Gerald, half und machte das Rad wieder flott. Wir fuhren schon lange mit Licht , da es dunkel geworden war. Somit sahen wir leider nichts von Blankenese, und dem Elbufer. Nur das plätschern des Wassers an den Strand hörte ich, aber nun war Aufmerksamkeit gefordert. Das finale Streckenprofil...nach ca.238,56km ...Bergankunft am Waseberg! Es begann jetzt die heiße Phase, das Abschlußfeuerwerk der Tour...der legendäre Waseberg. Der !!!!, weil einzige Berg im einzigen deutschen Weltcuprennen der Profi`s , wo auch die aktuellen Profi, und auch Jan Ulrich, früher mal ,rauf müssen, oder mußten. Das Tempo wurde höher, zwei „Rampen“ waren vorher noch zu fahren. Dann stand er da, respeckteinflößend, direkt vor uns. Der Gipfel war in der Dunkelheit nur zu erahnen...der Waseberg, mit seinen unerbittlichen 15 % Steigung. Gerald hatte sich schon geschickt nach vorn geschlichen, nicht ganz vorn, aber in guter Position. Ich folgte ihm, war vorbereitet auf einen unwiderstehlichen Angriff… Doch plötzlich fiel ihm die Kette über das kleine Blatt auf das Tretlager. Das war`s für ihn...sollte ich anhalten ? …nein... ich sagte: „ich fahre mal langsam vor“ ,denn es war ja kein existenzieller Schaden. Ein kräftiger RBC Mann überholte mich, um dann nach ein paar Metern vom Rad zu springen… nix ging mehr. Plötzlich fuhr ich auf einen anderen Kameraden fast drauf, da auch er urplötzlich vom Rad sprang. Der Waseberg verlangte nun nach Opfern...kein Wunder bei 240 Kilometern Anfahrt. Einige Andere waren aber schon weit vor mir , kurz vor dem „Gipfel“ ...Blitzlichtgewitter… Dierck Nethling, der Chef von Endspurt fotografierte uns...wie schön. Ich wechselte zwischen sitzen und Wiegetritt, um die Schmerzen in meinen Beinen besser zu ertragen. Nun machte ich mir noch die Augen hübsch, legte meine Jacke ordentlich, hörte auf zu atmen, und…ließ mich fotografieren. Ein optimal gelungenes Zielfoto war mir nun wichtiger als eine Platzierung die sowieso niemanden ernsthaft interessiert. Gerald wollte kein Zielfoto...denn er kam schiebend ins Ziel. Eine Kettenblattschraube hatte sich vor dem Waseberg verabschiedet...hatte sie Angst gehabt??? Dieses Duell müssen wir nun vertagen, auf ...vielleicht bei Albextrem Ende Juni...nach der Krise? Zurück ging es dann um 22.07 Uhr ab HH Hbf., in weitgehend leeren Zügen, auch wegen der Krise. Und kontrolliert wird auch nicht mehr, auch wegen der Krise. Ich hatte heute viel Zeit zum sinnieren...hat Greta ihre Finger da im Spiel… oder kommt das vom ganz Oben...diese Krise? Ich muß bei der Virenkrise unweigerlich an die biblische Sintflut denken… Dem Weltklima tut diese Zeit jedenfalls gut, so hört man. Gegen 0:30Uhr war ich wieder zu Hause, an meiner Küste. Sind wir nun Lebensmüde?, handeln wir unverantwortlich? Ich glaube nein, denn wir sind nur ,mit ein paar Kameraden, den ganzen Tag draußen gewesen, halten Abstand zueinander und stärken unser Immunsystem. Alle Veranstaltungen sind abgesagt, auch unsere ARA Brevets. Wir werden weiter umsichtig mit der Krise umgehen, aber nicht auf das Rad und die Abenteuer verzichten die wir uns bereiten. Wir machen uns unsere Touren bis auf weiterer selbst, wenn die Krise es zulässt... denn ich kann ja nichts anderes…als immer wieder Samstags auf der Landstraße zu leben.
Vielen Dank an Gerald und Bernd für die Organisation.
Herzliche Grüße und Dank an Eure nette Reiesebegleitung
Klaus
PS von den „ruhigerfahren“ haben wir keinen mehr gesehen… sind wir klassisch überrumpelt worden?, mit, „ Wir fahren dann mal langsam vor“, oder…? Das war jetzt nicht ernst gemeint. Eine freundliche Geste von Bernd, muß ich noch erwähnen. Er hat uns am Ortsschild von Hamburg begrüßt, die Laolawelle gemacht, und zum Gruppenfoto geladen. Zum Schluß noch ein Gruß , in Erinnerung, an den allseits geschätzten Burkard, dem Gründer von HaLaRa.
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