Mittwoch, 18. September 2019

Wer sein Surly liebt, der schiebt.

Nach einem unruhigen Schlaf, hatte ich mich schon vor dem Frühstück nützlich gemacht und in der Küche des Gemeindesaals die drei Kaffeemaschienen am Laufen gehalten; so saß ich an der Quelle.
An dieser Stelle möchte ich einmal Holger und seinen Helfern danken- sie haben sich richtig viel Mühe gemacht und eine große Veranstaltung ins Leben gerufen; der Gemeindesaal als Treffpunkt und Schlafgelegenheit, gemeinsames Grillen und Frühstücken- dies alles ehrenamtlich oder "Nicht-profitorientiert" finde ich erstklassig und hat seltenheitswert. Auch die Vorbereitungen, Homepage, Blog und Fahrerinformationen zeigten schon, dass Holger diese Veranstaltung mit viel Enthusiasmus und Herzblut ins Leben gerufen hat. Auch deshalb hatten sich wohl so viele Starter gemeldet und auch fast alle waren sie dann am Start. Treffpunkt hierzu war unten an der Mosel am Fähranleger.
Bis der Fährmann soweit war, wurden viele Fotos gemacht- auch aus der Luft.



Auf der gegenüberliegenden Seite gings dann los- zunächst relativ flach flussabwärts. Doch bald führte der Track uns auf einer langen Steigung durch den Wald in den Hunsrück hinein. Waldwege einige Singletrails- insgesamt alles gut zu fahren. Nach der ersten langen Steigung wartete ich auf Michael und Klaus- sie mussten dicht hinter mir sein. Jedoch hatte Klaus schon zu Beginn des Anstiegs den Reifen aufgeschlitzt; irreparabel wie Michael meinte. Ich wollte umdrehen, um zu helfen- jedoch überzeugte Michael mich davon, dass das nichts bringen würde. Das tat mir nun Leid, weil wir doch zusammen fahren wollten. So schnell war dieser Plan nun dahin. Telefonieren zwecklos- kein Empfang- und so rollte ich gemeinsam mit meinem Vereinskollegen weiter. Holger trafen wir oft mit seiner Kamera am Wegesrand und kurz bevor wir den Hunsrück in Richtung Cochem wieder verließen, hatten die Veranstalter noch ein zweites Frühstück aufgebaut. Das wäre zwar nicht self-supported- aber was sollte man sonst machen mit den vielen geschmierten Brötchen und Kuchen und alkfreien Bieren aus dem Gemeindesaal. Ich glaube, alle Teilnehmer fanden dies richtig gut und wünschten sich insgeheim mehr davon- bei mir war es jedenfalls so. Hinter Cochem begrüßte uns nun die Eifel- gleich mit einem richtig steilen Anstieg. Nicht fahrbar, befanden Michael und ich- Michael fuhr noch dank seiner kleineren Übersetzung und ich lief, nur so zum Spaß, locker an ihm vorbei.....dies überzeugte dann auch Michael davon abzusteigen. Ich bin ja der Meinung, dass man maximal 1/1 fahren sollte- auf keinen Fall kommt mir eine Untersetzung ans Rad, denn da ist schieben schneller. So fuhren, schoben wir unsere Räder durch die Vulkaneifel. Wunderschöne Landschaften und Trails- was fehlte war nur die Begleitung von Klaus, der inzwischen sein Rad nach Klotten zurückgeschoben hatte und dabei war , sein Rad zu reparieren. Auch hier war Holger zur Stelle, half mit einem neuen/alten Reifen aus. Als sein Rad wieder rollte, nahm Klaus nun die Abkürzung direkt nach Cochem und unsere Verfolgung auf. Klaus lag nun vielleicht 1,5 h hinter uns.
Wir hatten inzwischen erfahren, dass es in der Eifel außer wunderschöner Natur wenig gab- zwar fuhren wir durch kleine Orte- doch es gab weder Einkaufs- noch Einkehrmöglichkeiten oder Mobilfunkempfang. So waren wir froh irgendwann am späten Nachmittag Manderscheid zu erreichen, wo es ein Restaurant mit Pizza gab. Hier trafen wir weitere Fahrer. Als ich die Wirtin nach Netzempfang in diesem Ort fragte, lachte sie laut: "Meinen Sie Fischernetze?" Immerhin Humor gibt es hier- ich trug ja mein Trikot vom RV Endspurt Hamburg. Und auch die Pizza war gut.
Wir fuhren nun in den Abend und in den Liesetal-Trail hinein. Jetzt wurde es spannend. Es wurde wohl vorher schon viel darüber debattiert in der Whatts-App Gruppe- doch aus der hatte ich mich zwischenzeitlich abgemeldet. So fuhr ich hier ganz unvoreingenommen hinein. Wittlich war mein Ziel für den ersten Tag und auch dahin hatte ich versucht Klaus zu lotsen. Oh!, der Trail hatte es in sich.
Er wurde bald recht schmal mit einem beachtlichen Abhang zur linken Seite. Außerdem gab es immer häufiger Steinplatten und Absätze. Zunächst noch nahm ich dies als technische Herausforderung, den das mag ich ja beim Crossen. Vorderrad anlupfen- Hinterrad nachziehen- geschafft. Doch immer öfter musste ich erst einen Fuß dann beide absetzen, weil der Abhang mehr und mehr ins Bewußtsein drang. Erinnerungen an youtube-Videos! Und manche Passagen waren einfach nicht fahrbar- für mich, denn ich bin ja auch kein Mountainbiker und schon gar nicht ein  guter. Es gab Schutzhütten, wunderschön in den Hang hinein gebaut mit Ausblick in das Liesetal.
Perfekt als Schutz (Shelter) für die Nacht- doch leider noch zu früh, um sich hinzulegen. Es war ja noch nicht dunkel und wir waren ja auch mit Klaus in Wittlich verabredet. Schier endlos fuhren und schoben wir auf diesem Trail entlang doch irgendwann ging es runter ins Tal. Eine Wiese mit Spuren, der Fluss- doch wo ist die Brücke. Etwas abseits des Tracks fanden wir eine, jedoch zeigte die Karte auf Michaels Navi, dass der Weg auf der anderen Seite nicht in unsere Richtung führte. Es wurde dunkel.
Nun suchten wir auf dem Navi die nächstgelegene Straße, denn im Dunkeln diese Trails fahren, fanden wir nicht so attraktiv. Fehlanzeige. Gab es einfach nicht- wir waren in einem Tal, aus dem es wohl nur über Wanderwege ein Hinaus gab. Also los, bevor es ganz dunkel wird. Ich nahm Anlauf und durchfuhr den Fluß, der hier sehr flach war. Auf der gegenüberliegenden Seite, das sah man, wurde es etwas tiefer und den Hang würde man nicht hochfahren können. Also hoffte ich, dass ich, das Rad seitlich heranfahren und den linken Fuß trocken absetzen zu können. Ging leider nicht.
Michael hatte aber mehr Pech und das Rad kippte an der tiefsten Stelle um. So hatte er nun zwei nasse Füße- ich nur einen. Insgesamt sind wir aber gut rüber gekommen. Ich erinnerte mich an den Tuscany Trail:


"...So geht es ziemlich lange bis zum Fluss Orcia, der durchwatet werden muss. Seit heute morgen fahre ich mit trockenen Füßen, das will ich nicht ändern und ziehe Schuhe und Strümpfe aus....
Auf der anderen Seite geht es genau so steil wieder bergauf."

Auch hier geht es bald wieder steil bergauf- schiebend. Nun beginnt ein Trail, wo die Schiebepassagen gegenüber dem Fahren überwiegen. Es stellt sich bald als Problem heraus, dass unsere Dynamo- Lampen eine gewisse Drehzahl erfordern. Auch sind die Radschuhe nicht zum Bergsteigen geeignet, denn immer öfter gibt es jetzt Passagen mit Seilen zur Sicherheit, die an Klettersteige erinnern. Wollte ich schon immer mal machen- aber nicht so. Inzwischen ist es gänzlich dunkel. Das ist natürlich auch spannend- nachts durch den Wald sich durchzuschlagen. Gut, dass wir zu zweit sind. Denn ungefährlich ist das nicht, was wir hier machen. Dann nach einer ganzen Weile, wir haben wohl nur noch 4 km ungefähr bis der Trail eine Straße kreuzt, nach einer weiteren steilen Kraxelei, kommen wir auf eine Art Lichtung. Stimmen aus dem Dunkeln und Stirnlampen-Lichter laden uns ein. Ein Tisch, und auf den Bänken haben es sich Wolfgang und Tobi gemütlich gemacht. Michael beschließt sogleich, hier bleibe ich- keinen Meter mehr weiter. Ich komme erst garnicht dazu, darüber nachzudenken. Bis Wittlich wollte ich, wegen des Morgenkaffees und weil ich mit Klaus verabredet bin. Ein Wunder- es gibt Netz. Ich telefoniere mit Klaus, der auf dem Weg zurück nach Klotten ist. Alles klar- hier bleibe auch ich. Wolfgang und Tobi machen den Tisch frei und dies wird mein Ruhelager. Michael liegt schon längst in seinem Schlafsack. Es raschelt und knistert- der Wald ist voller Tiere.... Ich liege eine ganze Weile so da und schaue in den Sternenhimmel. Ganz still ist es jetzt. Mehrmals werden wir geweckt- andere Fahrer schieben ihre Räder durch die Nacht.
Erst kurz vor sieben- es ist längst hell werden wir wach. Michael und ich haben schnell unsere Sachen verstaut und sind startklar. 










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