Montag, 11. Juli 2016

TuscanyTrail

 Bericht von Clausto Copy:




Grob die Daten:
200km Mountainbike Trails,
200km Strade bianche weiße Straßen,
(wenn es nicht regnet),
200km Asphalt.
590km, 12000Hm,
Das war ein Erlebnis, viele steile Anstiege mit schiebe und Wanderanteil.
Steile Abfahrten über Geröll, Durchquerung einiger Flüsse.
Alles ohne Kontrollstelle.

Anhängend meine Fotos.
 
Ein paar aus der Pension vor dem Start.
Der Start,bei Nieselregen, 528 gemeldete Starter.

Wir fuhren als fast letzte los. Es begann gleich nach dem Start kräftig zu regnen.
Die Straße waren überflutet, bis zu 30cm . Nasse Füße begleiteten uns durch den
ganzen Brevet.
Mehrere Flußdurchquerungen und Schüttregen sorgen für einen erfrischenden
Wasseraustausch.
Die erste Etappe war hammerhart. Unglaublich steile Anstieg die selbst
des Rades schwer machten.
Den ganzen Tag haben wir auf 900-1100Meter Höhe im Nebel verbracht.
Die Helmleuchte konnte ich in der Dämmerung nicht verwenden, da der Lichtkegel im
Nebel streute und blendete.
Nach 132km folge eine langen Abfahrt auf nahezu Meereshöhe. Jetzt wurde es wieder
wärmer und sehr angenehm.
Ich versuchte eine Pizzeria zu finden. Wir waren den ganzen Tag in den Bergen unterwegs
gewesen, haben nur zwei Ortschaften mit kleinen Cafe`s durchfahren.
Ein Foto zeigt einen Briten der sich ,unterkühlt, einen Fön an die Brust hält.

Wir konnten unseren Reiseproviant nicht ergänzen und haben nur einmal Wasser nachgefüllt.
Gerald hatte bedingt durch seine Felgenbremsen große Probleme bei den Abfahrten.
Er mußte teilweise zu Fuß gehen, da die Beläge schon nach einem halben Tag fast aufgebraucht
waren.
Foto Tisch mit Stühlen
Die erste Nachtruhe von 23.30-6.00Uhr ,kurz vor Florenz, in einem Eventzelt, dank der freundlichen Unterstützung des
Wachpersonals.
In der Nacht fanden sich noch weitere Schlaflose Radler ein.
Ich konnte leider nicht schlafen, die unruhige Umgebung ,ein Stromaggregat und eine
schleichende Kälte (in der Toscana? ja!) waren ließen mich nicht zur Ruhe kommen.
2.Tag
Nach 6 Stunden ruhen fuhren wir weiter. Sven aus Berlin kam gerade an dem Zelt an
und wollte sich ausruhen.
Sven war teilweise mit dem Rad angereist, zumindest über die Alpen. Dann ist er noch
nach seiner Zielankunft am Montag 130km bis zum Flughafen nach Rom gefahren.
Jetzt folgten Waldpassagen, Wanderwege und Straßen. Überaus heftige ,aber kurze Anstiege.
Ich hatte jetzt einen durchhänger , Gerald war viel besser drauf ,so daß ich hinterherzuckelte.
Er wartete immer wieder und machte Fotos, auch von meinen Schiebpassagen.
Ich habe da aber mein Gesicht gepixelt damit mich niemand erkennt.

Kurz vor Siena aßen wir ein schönes Eis und suchten nach einem Radhändler. Gerald brauchte neue Bremsbeläge und ein Rücklicht als Ersatz für seinen jetzt dauerleuchtenden Rückstrahler.
Der Regen hatte das Licht auf Dauer gestellt.
Im Dauerregen weiter.
In Siena suchten wir nach einem Hotel. Nach vier Absagen konnte ich Gerald davon überzeugen
erst einmal etwas zu essen.
Es war jetzt 19.30Uhr
Wir ließen uns in einem Lokal, mitten in der Fußgängerzone nieder.
Die Bestellung zog sich hin, aber das Essen war sehr gut.
Ich aß zwei Calzone und trank etwas Rotwein und Wasser.
Entmutigt fragten wir in einem weiteren Hotel noch einmal nach einem Zimmer, ohne Erfolg.
Aber wir bekamen einen Tipp. Und bei diesem letzten Versuch klappte es dann.
Wir waren sehr glücklich und erleichtert.
Endlich duschen, Wäsche waschen und schlafen.
Was für ein Genuß.
Nach 40 Stunden ohne Schlaf hat es dann bei mir auch geklappt.
Das Waschbeckenbild stammt aus Siena.
Der dritte Tag begann mit einem kleinen Frühstück im Hotel.
Ein paar Cappuccino und Rosienenbrot, daß ich noch bei mir hatte.
Zudem gab so etwas wie Sandkuchen.
Wir versorgten unsere Räder mit Kettenöl, daß wir zwei bis dreimal
an jedem Tag auftragen mußten.
Wir brachen auf und fuhren zum zentralen Platz von Siena. Dort machten wir Fotos,
dann ging es aus der Stadt heraus auf die schönen Strade bianche.
Wir fuhren durch eine wunderschöne Landschaft auf den ausgeschilderten Wegen
der L`eroica und einem Pilgerweg.
Ich war gut in Form. Die Schlafpause hatte mich wieder fit gemacht.
Als wir an einer Dorfgasstätte vorbeikamen begann es wieder zu Regnen.
Wir kehrten ein und bestellten etwas zu Essen und zu trinken.
Ein paar Kameraden überholten uns bei diesem Stop.
Der Regen wollte kein Ende nehmen. Wir wurden ungeduldig und brachen auf.
Noch etwas Öl für die Kette und dann ging es weiter.
Nach kurzer Zeit wurde der Regen noch heftiger. Es begann zu Blitzen und zu Donnern.
Ein Blitz schlug direkt in unserer Nähe ein.
Die Fahrspuren der Feldwege waren jetzt komplett unter Wasser. Gerald machte sich
einen Spaß aus der Wasserschlacht. Er tobte übermütig durch die Pfützen.
Wir überholten uns gegenseitig. Doch irgendwann verloren wir uns.
Über viele Kilometer fuhr ich vor Ihm dahin.
Als wir in Sorano an einer Eisdiele vorbeikamen hielt ich an.
Ich stelle mein Rad so hin, daß er es sehen mußte und ging mir ein Eis kaufen.
Dann kam Gerald angeradelt.
Ihm ging es nicht so gut. Vielleicht eine Magenverstimmung.
Wir verabredeten, daß ich voraus fahren sollte. Ich sagt, daß ich bei der ersten
Pizzeria an der Küste warten werde.
Wir hatten heute 130km geschafft, und noch einmal so viel zu fahren.
Es war wohl gegen 16.30Uhr.
Ich fuhr los und es rollte sehr gut. Wir waren auf 400m Höhe und es sollte eigentlich
nur noch bergab gehen bis zum Mittelmeer, dachte ich.
Es kamen aber noch einige heftige Anstiege.
In Pitigliano kam ein Auto an einem Anstieg angeschlichen. Ich war schon etwas genervt, daß es
nicht überholte.
Dann bemerkte ich, daß ich vom Filmteam der Veranstalter gefilmt wurde.
Ich gab noch einmal alles und verpasste dabei den Abzweig zu einem Singletrail der in den
Ort führen sollte.
Sattdessen fuhr ich auf der Haupstraße, dem späteren Rausfahrtrack in die Stadt ein.
Also alles noch mal zurück.
Als ich im Ort war wollte gerade eine Gruppe mit sechs Italienern weiter. Ich fuhr die
folgende Abfahrt hinter der Gruppe, damit ich mich nicht wieder verfahre.
Auf dem nachfolgenden Gegenanstieg überholte ich dann die Gruppe.
Das führte unweigerlich zu einem kleinen Rennen über ca.15km Asphalt.
Ich habe mir damit keinen gefallen getan. Aber die Italiener wohl noch weniger.
Zumindest habe ich darauf geachtet mich nicht total zu verausgaben.
Somit konnte ich sie nachdem wir wieder auf einem Feldweg waren an einer
steilen Rampe abhängen.
Ich fuhr natürlich, und das kann ich auch nicht steuern, schneller als eigentlich
wollte.
Ich wollte auf gar keinen Fall zurück Überholt werden.
Mein Getränkevorrat ging zur neige. Ich hatte leider keine Karte auf mein
Garmin geladen. Nur den Track.
Ich wußte also nicht ob Ortschaften in der Nähe meiner Strecke waren
Aus der Erinnerung war mir bekannt, daß ich nicht weit von den Badeorten
am Mittelmeer entfernt war.
Zum Glück kam dann eine Tankstelle. Es war wohl gegen 22.00Uhr.
Die Bedienung wollte gerade schließen. Ich bekam noch eine Flasche Wasser.
Zusammen mit einer Tüte Erdnüsse, die ich schon seit Tagen durch die Gegend
schleppte stärkte ich mich erst einmal.
Ich wollte Gerald anrufen, aber mein Handy streikte. Es war Opfer der Wassermassen
geworden.
Ich ölte die Kette noch einmal.
Dann ging es weiter. An der Küste fuhr ich durch Ortschaften in denen ,jetzt am Samstag,
gefeiert wurde.
Gaststätten habe ich nicht gesehen. Ich wollte jetzt aber auch durchziehen und das Ding
zu Ende fahren.
Noch eine schlaflose Nacht wollte ich nicht verbringen. Das Wetter wurde jetzt auch besser.
Es war trocken ,warm und angenehm durch die dunkle Nacht zu radeln.
Ich fürchtete noch, daß mir der Strom für das Garmin ausgehen würde, und nahm die
guten Batterien der Helmleuchte.
In die Helmleuchte legte ich gebrauchte Batterien ein.
So radelt ich weiter auf den letzten großen Berg zu.
An dessen Fuß besorgte ich mir noch zwei Dosen Cola für den finalen Angriff und
eine große Flasche Bier für die Zielankunft.
Die ersten Kilometer schaffte ich radelnd hinauf. Dann wurde es geröllig.
Ich begann zu schieben Selbstgespräche zu führen und zu schimpfen. Stellte mir
die Sinnfrage, und verschob meinen vermeintlichen Zieleinlauf Zeitpunkt von 2 Uhr auf 4 Uhr.
Jetzt nur alles schön im grünen Bereich erledigen war meine Einstellung.
Die Zeit ist jetzt egal.
Die Abfahrten konnte ich dank fetter Reifen und guter Scheibenbremsen gut fahren.
Die Oberfläche war trocken ,wenn auch unglaublich steil. Steuerkünste waren gefragt.
Jetzt nur nicht stürzen war meine Primisse.
Irgendwann hatte ich diesen Berg mit seinen vielen Abfahrten und Gegenanstiegen
niedergerungen.
Ich war wieder auf Meereshöhe , mein Tacho zeigte 570km.
Eigentlich sollte jetzt fertig sein, war es aber nicht.
Ich zoomte den Track größer. Es war noch einiges zu fahren. Noch ein paar Anstiege,
einer wie der Stöfser Berg die man bei uns als Berge bezeichnen würde.
Dann kam noch eine Tiefsandpassage und dann irgendwann das Ziel.
Ich radelte gegen 3.10Uhr ein und wurde doch tatsächlich mit Applaus empfangen.
Mir wurde etwas zu essen angeboten. Und mein durchgeschütteltes warmes Bier
wurde gegen ein kühles getauscht.
Ich muß wohl einen verängstigten Eindruck gemacht haben, als ich mein Bier
eintauschen sollte.
Mir wurde jedenfalls ausdrücklich versichert, daß ich auf jeden Fall ein neues,
kaltes Bier gleicher Marke erhalten würde.
Über Bier philosophierten wir noch weiter. Ich sollte unbedingt noch eine
andere Marke probieren.
Das tat ich dann auch.
Ich trug mich in die Finisherliste ein. An 17. Stelle.
Dem habe ich keine große Beachtung geschenkt. Ich nahm an,
daß schon mindestens die Hälfte der Teilnehmer im Ziel sein müßten.
Einzig die wenigen Radspuren auf den matschigenTrails und die Tatsache,
daß wir kaum jemanden überholt haben sprach dagegen.
Am Ende wurde ich dann 14. von allen. Wie das geschah kann ich nicht
sagen.

Nachdem ich satt war wurde mir die Dusche und der Schlafraum gezeigt.
Ich hatte alles dabei, Luftmatratze, Schlafsack,Kopfkissen, frische Kleidung,
Badelatschen und Creme.
Nur das Duschgel war der Kleiderwäsche zum Opfer gefallen.
Es gab dort zum Glück eine Riesenflasche davon. Es scheint aus Erfahrung
ein Mangel bei den Teilnehmern zu herrschen.
Den nächsten Tag verbrachte ich mit essen und Schlafeinlagen.
Gerald kam gegen 15.15Uhr ins Ziel.
Wir mußten uns beeilen, da der Zug uns zum Startort bringen sollte.
Das war wieder einmal tolles Erlebnis, rückblickend betrachtet sowieso.
Vielen Dank Gerald, daß wir das zusammen erleben durften.


1. Tag 14Std. 170km 4860Hm
2.Tag 10Std. 130Km
3.Tag 18Std.260km
Gesamt: 68Std.gesamt, davon netto in Bewegung 40Std. 590km, 11800Hm
das schieben



Und hier ein Bericht von mir. :-)

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