Zur Übernachtung hatte ich wieder Bett und Frühstück bei Lilly und Håkon Rhode gebucht- da hatten wir gute Erfahrungen gemacht.
Nach dem Jedermann- Rennen wollte ich mir noch die Profis anschauen und dann mit dem Zug zurück.
Freitag 12.00 Uhr stieg ich in Flensburg, wie geplant aus dem Zug. Leichter Regen war angekündigt und Sturm- aber vor Allem angenehme Temperaturen.
Der Wind sollte bis Stärke 5 auffrischen und aus Nord- West kommen. Mal wieder genau meine Richtung, aber wen interessiert schon der Wetterbericht, wenn man Radfahren will.
Locker pedalieren- das gelingt mir am Anfang auch recht gut. Zeit habe ich genügend eingeplant- ich hatte mich bei Håkon für 21:30 angekündigt.
Was nun folgte waren 70 km gerade Landstrasse, wie man sie aus Dänemark kennt. Blick bis zum Horizont, wenig Wald oder Knicks und teilweise viel Autoverkehr. Einmal brüllte ich gar einen entgegenkommenden LKW, der nichts dafür konnte, an. Er produzierte eine Bö, die mich fast von der Straße fegte. Die Straßenbegrenzungslinien sind unterbrochen und etwas erhaben- das soll müde Autofahrer wachrütteln- als Radfahrer ist es wie auf Kopfsteinpflaster fahren, wenn man wegen des böigen Windes die Spur nicht gerade halten kann.
Der Fahrschnitt beträgt ca. 21 km/h. Das erfordert Ausdauer. Locker pedalieren war nun vorbei- ich wäre zum Stillstand gekommen. In Billund will ich ordentlich Kohlehydrate zu mir nehmen und halte an einem Super- Markt.
Auch hier pausiere ich nicht lange. Die Strecke wird nun abwechslungsreicher, schöner. Es gibt einige Schotterpisten und Heidelandschaft.
Doch der Wind wird nicht weniger. Auf meinem GPS- Gerät wähle ich zum ersten Mal das Datenfeld "Distanz bis zum Ziel" an. Der Track geht zunächst bis kurz vor Brande, wo ich auf die Rennstrecke des GP Herning stosse. Eine gesperrte, mit Treckerspuren aufgewühlte Piste führt an einem Hof vorbei. Dort wartet ein riesiger schwarzer Hund auf mich- freilaufend, bellend. Ich steige sicherheitshalber ab, um im Notfall das Rad zwischen uns stellen zu können. Es kommt ein Bus mit schwarz gekleideten Menschen, die auch nicht wirklich Vertrauens erweckender aussehen- jedoch rufen sie den Hund zurück und ich kann passieren. Puh! In Brande habe ich noch einen Platten und ich kürze die Strecke noch etwas ein, da meine Ankunftszeit, die ich inzwischen auf 22:00 hochgerechnet habe, in Gefahr ist. Am Ende fahre ich noch durch Herning, es ist inzwischen dunkel geworden, der Abkürzung wegen. Auf dem Weg zur Ferienwohnung fahre ich noch ein Stück Schotterpiste der Rennstrecke. Im Dunkeln recht unangenehm- mein Licht reicht nicht aus, um die Wegbeschaffenheit ausreichend zu erfassen. Ich frage mich, ob es nicht recht gefährlich wäre, bei einem Rennen wie l´eroica 36 h zu fahren.
Ab 7:30 Uhr am Samstag kann man die Startunterlagen abholen. Vorher fahre ich noch einmal die Schotterpiste in Richtung Herning, diesmal im Hellen. Es ist recht frisch, denn keine Wolke lässt sich am Himmel blicken.
Am Start ist um 8:00 Uhr noch wenig los- alles ganz entspannt, und ich unterhalte mich mit den Organisatoren und Jonny Lillelund dem race manager. Alle sind beeindruckt von meiner gestrigen Anfahrt- ich konnte das natürlich nicht für mich behalten. Fast alle Fahrer starten auf 23 mm Reifen- viele teure Carbon- Renner. Ich komme mit einigen ins Gespräch, die noch kein Rennen auf Schotter gefahren sind.
Dieses Rennen ist eine Premiere für Jedermänner. Pünktlich starten wir, es gab ca. 100 Meldungen, in Richtung Süden hinter dem Startwagen, welcher uns sicher aus der Stadt hinausbringt.
Wenig später wird das Rennen frei gegeben und es setzt sich gleich eine
ca. 15 köpfige Gruppe nach vorne ab.
ca. 15 köpfige Gruppe nach vorne ab.
Ich horche kurz in mich hinein und bleibe bei der 2. Gruppe. Die erste Piste, hier mit "Pave´" und "grus" angekündigt, sollte bei km 19 kommen.
Nur diese Zahl hatte ich mir vom Roadbook merken können. Hier wollte ich alles richtig machen und, wie ich es kurz vorher bei Paris- Rubaix im Fernsehen gesehen hatte, möglichst rechtzeitig nach vorne fahren, ja, möglichst sogar als erster in die Schikane hinein fahren. Dies gelang mir fast und ich kam gut durch und wieder heraus. Anschließend rollte ich locker weiter- sollten die anderen doch wieder heran sprinten und ihre Körner auf der Straße liegen lassen. Dies gelang ungefähr 3-4 Mal, wobei ich jedes Mal etwas weiter hinten wieder aus der Schikane heraus kam. Bei der 5. Piste dann war es vorbei mit der Kraft. Nun war ich derjenige, der hinterher sprinten musste. Einmal zog mich sogar ein Fahrer heran, der gemerkt hatte, dass ich sonst die Lücke nicht mehr hätte schließen können.
Kurz vor Brande gab es ein "pave´" welches über besonders schlechte Bodenbeschaffenheit verfügte und zudem noch bergauf ging. Zufällig befand ich mich am Ende des Feldes, konnte aber bis zum höchsten punkt fast bis vorne aufschließen. Bei der rasanten Abfahrt auf eben solchem Boden konnte ich sogar einen größeren Abstand heraus fahren, bis ich fast an den 3 Führenden (dieser Verfolgergruppe) heran war. Aber eben nur fast. Es fehlten vielleicht 100 m. Die Strecke führte nun durch die Stadt und weiter in Richtung Norden wieder gegen den Wind und es war nicht möglich diese Lücke zu schließen. Die Beine waren leer. Ich wartete auf die Gruppe hinter mir- konnte im Windschatten gerade noch folgen und nach der darauf folgenden längeren Piste war ich alleine.
Ich hatte nun noch gut 30 km vor mir. Da war er wieder der Nord- West Wind. Um dem Besenwagen zu entgehen sollte man einen Schnitt von 25 km/h fahren können, hieß es in der Ausschreibung, denn die Profis folgten auf der gleichen Strecke. (Diese fuhren allerdings 199 km). Der Blick auf den Fahrschnitt sah gut aus und so rollte ich vor mich hin, die schöne Strecke genießend, bis mich ca. 15 km vor dem Ziel noch eine Gruppe aufnahm. Das Tempo war jetzt angenehm, so dass wir uns auch unterhalten konnten- wie bei einer RTF. Herning und auch die Zielgerade waren bald erreicht. Auf der Zielgeraden hörte ich meinen Namen, Flensborg konnte ich auch noch verstehen und das man mich interviewen wollte. Das Interview führten wir auf Deutsch- später sollte ich noch eine Prämie bekommen: "Es gibt nicht nur Prämien für die Sieger!"
Keine Medaille und auch kein Diplom- es gab eine Wurst und ein Bier für jeden der das Ziel erreichte.
Zusammen mit den Siegern stand ich nachher auf dem Podest und nahm meine Prämie, ein Trikot und Hose des Profi- Teams aus Herning "Blue Water Cycling" entgegen.
Mit dem Olympiasieger Norman Hansen konnte Blue Water einen Heimsieg feiern.
Nachdem ich noch bei Lilly und Haakon geduscht und Kaffee getrunken hatte, fuhr ich wieder in Richtung Herning und hatte Glück, dass an eben der Schotterpiste, die ich nun schon 4x durchfahren hatte, sich schon Zuschauer und Helfer sammelten, weil die Profis erwartet wurden. Ich postierte mich hinter einer Kurve und konnte einige schöne Schnappschüsse schießen.