Freitag, 28. Juni 2013

race24- Bericht von Andre und Bilder


Bericht von Andre:

Als ich nach der wunderbaren CTF in Aumühle von einem strahlenden Helmut angesprochen wurde, ich sollte doch mal meine sämtlichen Online-Status checken, weil ich gewonnen hätte, schaute ich ihn ungläubig an...
Hä? Gewonnen? Ägypten? Na gut, ab nach Hause und los, Rechner an und gucken.
Ach ja, ein 24 Stunden Rennen, da hatte ich mal in nem Fred Interesse bekundet, weil ich ja ständig meinen Rad-Horizont erweitere und bei ungewöhnlichen Aktionen immer gern dabei bin.
Gewonnen!!!!

So ging es dann los, ab und zu kamen dänische Mails, die, von einer schwedischen Kollegin übersetzt, den Weg über unseren Teamcaptain Tom Mas zu mir fanden und zu Motta, dem Dritten, der unser Team komplettieren sollte. Coole Sache, kann losgehen, Kalender blocken, Urlaub nehmen, trainieren (Scherz).

Die Aktivitäten im Vorfeld waren recht simpel. Ich zitiere mal: „wir machen das einfach“.

Komplex wurde es dann eine Woche davor. Packlisten, Weglass-Listen, Mussmit-Listen und allerhand Laufräder-Listen wurden getauscht. Aus Platzgründen verzichtete ich auf ein zweites Bidon, mein Kuschelkissen durfte aber mit. So stand ich mit einem zu einem Viertel (!) gefüllten Fledermaus-Mobil Freitagmittag um 12:00 Uhr bei Tom Mas. Seine planerisches Geschick trat zutage, als er clever erst ein Drittel seines Gepäcks vor der Tür lagerte und mein fröhliches „super, das passt ja locker ins Auto“ mit einem Grinsen und „ne ne, der Rest steht hinter der Tür“ beantwortete. Also starteten wir mit einem zu sechs Achtel gefüllten Gefährt Rtg. Eutin, das Motta'sche Domizil sollte unser Halbzeit-Anreise-Biwak sein. Die Kunst des Weglassens hatten wir zwar angedroht und fest eingeplant, aber in Perfektion erleben durften wir dies beim Randonneur unseres Vertrauens, motta himself benötigte am wenigsten Platz. Gut so.

Aber erst mal Kaffee, ne Eisrunde nach Scharbeutz, Nudeln, Bierchen, Radlerlatein, ein Teenager in diversen Outfits und (für mich) überraschend gut geschlafen (denn auswärts schlafen ist nicht meins...). Ein schöner Nachmittag, Abend und von Kaffee und Müsli gekennzeichneter Morgen fand seine Fortsetzung im Mobil, das Gianni passte unter gefühlte 25 Zelte plus Isomatten mit Federkern und ab ging's zu den Wikingern.

Unterwegs wurde kurz gerastet, 2 Brötchen, Kaffee und ein Croissant für umgerechnet 40 Euronen versüßten uns die Planung unserer Strategie („wir machen das einfach“).

Endlich angekommen, durften wir nach einem Anruf beim Chef (Brian) unser Car plus Tent nebeneinander neben eine Halle stellen, ein ausgezeichneter Ehrenplatz mit Windschutz für lau, keine 40€, sondern einfach nur hinstellen, auspacken, aufbauen, Kaffee, staunen und ab auf die Strecke zum Einrollen. Zum Prahlen ideal, gab es doch auf der dänischen Achterbahn drei lustige Senken, die allesamt mit lustigen Rampen um die 8 – 10% wieder verlassen werden sollten. „Die rollt man ja so weg“, ließ ich es tönen, motta stoppte mal ne Runde und Tom Mas fuhr, ohne uns an seinen Gedanken teilhaben zu lassen..

Holterdipolter ging es plötzlich in die Startaufstellung, Basis-diktatorisch wurde Tom Mas zum Startfahrer ernannt, da stand er nun, rollte hinter den Mini-Pace-Cars auf der Mini-Rennstrecke und lächelte froh...oder sah das nur so aus?

Unsere Wechselstrategie war auf 30 min each ausgerichtet, so wollten wir jeweils Volldampf geben, eine Stunde ausruhen und dann wieder Volldampf geben. Klappte ganz gut, eigentlich sogar sehr gut, wir fuhren je nach Gruppe bis zu 40er Schnitte heraus und hatten von Beginn an Platzierungen um Platz 10 – 15 inne. Geiles Gefühl.

Wie fühlte sich nun so eine Runde an? Ein Micky-Maus-Kurs von nur 1,75km Länge. 24 Stunden immer wieder diese eigentlich nur 4 Kurven und die 3 Senken mit den „locker rollbaren“ Rampen umradeln? Coole Sache, es wurde nicht langweilig, nur langsamer.

Das Wetter nämlich entwickelte sich zum Gegner Nummer Eins. Der Wind allein war schon Feind genug, blies er doch mit (laut Wetterdienst) Stärke 5 böig, aber störend aus einer Richtung, die praktisch keinen wirklichen Rückenwind-Abschnitt ergab. Pavillons wurden gesichert, Messestände wurden geschützt, geradelt wurde natürlich weiter.
Auch der nach kurzer Zeit einsetzende Regen, der gefühlt die ganze Nacht anhielt, machte unser Abenteuer nicht einfacher, aber umso nasser und kälter.

Ach ja, radeln. Haben wir auch, und wie wir geradelt sind!

Eine Runde dänischer Kreisel:
aus der Boxengasse geht es rechts auf die Start-Zielgerade und sofort bekommt man tierisches Rennfeeling auf der an dieser Stelle mind. 15m breiten Strecke. Minimal ansteigend nähert man sich der ersten Senke, die einen leicht auf über 45km/h beschleunigen lässt und in der tiefsten Stelle voll genommen werden sollte, um in den Gegenanstieg möglichst viel Schwung mitzunehmen.
Die Kuppe ist eine 180°-Links, die ebenfalls voll genommen werden sollte, um mit Karacho in die kurze Abfahrt hineinzuschießen, die wiederum in einen Gegenanstieg mündet, der zu steil ist, um diesen locker zu rollen.
An der Stelle gilt es, im Wiegetritt mit dickem Gang aus Kraft das Tempo zu halten, denn die folgende 180°-Rechts will gut erwischt werden.
100m Geradeaus, dann in die schnellste Abfahrt, Tempo 60 kein Problem, Kompression a la Spa-Francorchamps, großzügiger Rechtsbogen in eine langgezogene Rampe, die ab etwa 2/3 beginnt, den Schwung mitnehmen und ebenfalls mit Kraft im dicken Gang hoch da!
Puh...durchschnaufen, Gegengerade, längste Gerade des Kurses, topfeben, in einer Rechtskurve endend, die voll, ja sehr voll genommen werden muss, am Ende derer ein klitzekleiner Laktat-Stich, fast unmerklich, aber unbedingt zu beachten, da dann die Start-Ziel-Gerade noch mal Steherqualitäten fordert und nach 1,75km ist der Spaß schon vorbei oder besser gesagt: beginnt von Neuem.
Aufgrund des starken Windes variierten unsere Rundenzeiten zwischen 02:30min und auch schon mal 03:30min. Eine Gruppe, oder besser gesagt, das große Hauptfeld war Garant für schnelle Runden mit einem beinah 40er Schnitt. Allein im Wind gab es kaum mehr die 35, eher um die 32er Schnitte wurden erreicht.
Und das Gruppenfahren war super. Erst mit viel Respekt ob des großen Feldes und der dadurch doch engen Kurven wurden wir mit jeder Runde mutiger und bewegten uns sicherer im Feld. Großes Kompliment hier an die Dänen, die zwar fast allesamt auf Anschlag fuhren, Kurven dicht zogen, Schlangenlinien auf den Geraden zum Windkanten-Abhängen und Tempoverschärfungen an den Rampen knallten, ABER unterm Strich die Lage durchaus im Griff hatten. Ein solches Gedränge bei den hohen Geschwindigkeiten hätte auf einem deutschen sogenannten Jedermannrennen wahrscheinlich in jeder Kurve reichlich Carbon und Alu zerledert, doch dort wurde einfach nur gefightet. Ein Rennen halt, Punkt! So sah ich in den ganzen 24 Stunden nur einen harmlosen Sturz, der noch dazu selbst verschuldet war, weggerutscht auf der nassen Fahrbahn.

Gegen Ende der Stunden, geschlafen habe ich nicht, einmal 30 min „vor mich hin dösen“ war alles, was an Ruhe drin war. Da kann man unsere Strategie sicher noch verbessern.
Am Ende denke ich, dass wir zwar mit den kurzen Stints gutes Tempo fahren konnten, aber dadurch halt auch viele Wechsel hatten, in denen eine Runde mal eben 30 sek. länger ist. Hmmm....das nächste Mal besser machen?

Die letzte Runde durfte ich fahren, ein letztes Mal konnte ich in dem schnellen Hauptfelds mitschwimmen und um 14:59 Uhr über die Linie brettern, was die nächste Runde noch zählen ,ließ und wir so auf insgesamt 442 Runden kamen. Voller Adrenalin genoss ich die viel zu kurze Ausrollrunde hinter den Pace-Cars und war überzeugt, 24 Stunden lang alles richtig gemacht zu haben mit Tom Mas und Motta. Dankeschön Ihr Beiden für ein Erlebnis der dänischen Art.

Gibt es etwas zu kritisieren?
Hmmm, auf einigen der Heizkörper in den Gebäuden trockneten die Radler ihre Klamotten, so auch ich. Dass mir dort eine Radhose geklaut wurde (anders kann das nicht passieren, denn Radsportler, die solch ein Rennen fahren, kennen ihren „Arsch“ genau), finde ich vollkommen lächerlich und überflüssig.
Dass es auf der Strecke genau 2 Fahrer gab, die ihre Überlegenheit zum Anlass nahmen, andere Sportler aus dem Windschatten zu fahren, dabei wunderbar auffällig die Köpfe zum Tuscheln, umdrehen und hämisch grinsen zusammensteckten, gibt es wohl auf jeder Veranstaltung, überflüssig war es dennoch. Wer schneller ist, darf ja auch schneller fahren und muss nicht bei Tempo 45 Unruhe ins Feld bringen...

Dankeschön an Brian für die Möglichkeit, dieses fantastische Erlebnis in die Palmarés schreiben zu dürfen, für das kleine Präsent und für ein unvergleichliches Erlebnis.

Was könnte man besser machen?
Schneller radeln!

Was bleibt?
Erfahrung, Grenzen und Grenzüberschreitungen, Momente der totalen Erschöpfung und der Wiederauferstehung, ein Bidon zu wenig, ein Teamchef, der nicht weiß, wie er es sagen soll und Tuc mit nem Wurst dazu...auf der Dänischen Kreiselei.

Sehr viele Bilder gibt es hier: https://picasaweb.google.com/Romdrupvej/RACE242013#

und bald auch unsere Bilder, die wir aber noch sammeln :-)

Ach ja, last but not least, die Ergebnisse:

Wertung:

Name                                   | Runden | Platzierung-All | Platzierung-AK | Platzierung Geschlecht
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Helmuts-Fahrrad-Seiten.de | 442       | 11 of 28 (?)     | 11 of 25
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Einzel:
Andre                                  | 152       | 21 of 75          | 09 of 21             | 21 of 70
Gerald                                 | 137       | 44 of 75          | 17 of 35             | 42 of 70
Thomas                               | 139       | 41 of 75          | 14 of 21             | 39 of 70
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Somit haben wir bei einer offiziellen Rundenlänge von 1.750m insgesamt 773,5km zurückgelegt. Dafür haben wir 24 Stunden gebraucht, das macht einen over-all-Schnitt von 32,16km/h. Das kann sich doch sehen lassen, finden wir :-)

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